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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge
Autoren: Markus Heitz
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sie unter dem Jubel derFestungsbesatzung zum Turm, der mit langen Stangen und zusätzlichen Pfeilern versehen worden war.
Es kam Ingrimmsch vor, als zählte er auf den Wehrgängen übermäßig viele Kinder des Schmieds. »Täusche ich mich da?«, wollte er von Slin wissen, nachdem er ihn aufmerksam gemacht hatte.
Der Vierte schüttelte den Kopf. »Nein, tust du nicht.« Er sah zu den Fahnen. »Es sind einige Banner darunter, die ich nicht kenne.«
»Oder niemals habe sehen wollen«, ergänzte Balyndar und deutete nach rechts. »Das sind Clans der Dritten.«
»Bei Vraccas!«, rief Ingrimmsch überrascht. »Dann sind sie gekommen, um uns beizustehen!« Er blickte zu Tungdil. »Dein Stamm ist gekommen, um dem Großkönig seine Arme und Waffen zu leihen.« Er lachte erleichtert auf.
»Eine gute List, den Einäugigen zum Großkönig zu küren«, murmelte Balyndar leise. »Es war keine List«, widersprach Ingrimmsch aufbrausend. »Es war ...« »Da ist Goda«, unterbrach ihn Slin. »Willst du dein Weib begrüßen, General, oder soll ich das für dich übernehmen?«
Ingrimmsch zügelte sein Pony, sprang herab und rannte auf seine Gemahlin zu, schloss sie in die Arme und ließ dafür sogar den Krähenschnabel los. »Ich halte sämtliches Glück aller Welten umfangen«, flüsterte er in ihr Ohr und spürte Enge in seiner Kehle. »Du hast mir gefehlt, Goda!«
Sie barg ihr Gesicht an seinem Hals und drückte ihn fest an sich. »Endlich«, raunte sie zurück. »Ich bin fast gestorben vor Sorge und durfte es dennoch nicht vor den anderen zeigen.« Sie sah zu Tungdil, der aufrecht wie stets auf seinem Pferd saß und neben LotIonan stand. »Ihr habt es geschafft!«
»Es war einfacher, als wir angenommen hatten«, sagte er zu ihr und löste sich. »Lass es uns drinnen besprechen. Es gibt viel zu erzählen.«
»Hier auch.« Sie sah ihm fest in die Augen. »Leider nichts Gutes, mein Gemahl.« Das machte Ingrimmsch fahrig, und er drängte darauf, so schnell wie möglich in die Besprechungshalle zu kommen. Die Zwerge, Coira und LotIonan folgten ihnen, Goda gab den Befehl, die Gäste dazuzuholen.Wo auch immer sie entlangliefen, die Zwerge sanken vor Tungdil auf die Knie und reckten ihm ihre Waffen als Zeichen ihres unbedingten Gehorsams entgegen. Ingrimmsch fiel mit einem Mal auf, dass Goda auf diese Geste verzichtet hatte. Es hätte mich auch gewundert...
Der Jubel in Übeldamm wollte gar nicht mehr enden. Auch von den anderen drei Toren schallten die Hörner, die Rufe und das Klappern der Beile und Äxte, die gegen die Schilde und Rüstungen geschlagen wurden, zu ihnen herüber. Ein Gewitter des Hochgefühls ging auf sie nieder, es hatte Zwerge, Menschen, Untergründige und Ubariu gleichermaßen erfasst.
Ingrimmsch lief aufrecht wie selten in seinem Leben zuvor. Stolz drückte er den Rücken durch und schulterte den Krähenschnabel, ging breitbeinig und winkte schließlich sogar mit einem Grinsen im Gesicht. Balyndar und Slin erging es nicht anders. Sie genossen es, als Helden betrachtet zu werden. Zu Recht.
Allein Godas verschlossene Miene trübte die Stimmung des Kriegers ein wenig. Aber nur ein wenig.
Die Doppeltür, die in die Beratungshalle führte, wurde von den Ubariuwächtern aufgestoßen.
Ingrimmsch klappte der Unterkiefer vor Staunen herab: An dem Tisch saßen Zwerge! Viele Dutzend Zwerge, allesamt Clanführer, und die Fahnen, die an den Wänden hinter ihnen befestigt waren, erklärten, um welche Abordnungen es sich handelte. »Bei Vraccas!«, entfuhr es ihm, und sein Herz raste voller Freude. »Gelehrter, siehst du das?« Er wollte ihn an der Schulter packen und ungestüm schütteln, um seinem Glücksgefühl freien Lauf zu lassen, doch er unterließ es.
»Bleibt an meiner Seite«, sagte Tungdil leise zu ihnen. »Sie sollen sich die Gesichter ihrer größten Helden einprägen und niemals mehr vergessen.« Er marschierte langsam und kraftvoll hinein.
Ein Klingeln und Klirren ertönte, als sich die Zwerge vor ihrem Großkönig verneigten, auf ein Knie sanken und in der alten Schwurgeste ihre Waffen hoben, um ihm den Treueid zu leisten. Sämtliche Stämme waren gekommen, sogar die Dritten und die Freien beugten sich vor Tungdil und versammelten sich unter seinem Befehl.
Niemand sprach in diesem feierlichen Moment, dem größten Augenblick in der Geschichte der Kinder des Schmieds.
Der überwältigende Anblick rührte Ingrimmsch zu Tränen. Sein Gelehrter hatte erreicht, was keinem Großkönig vor ihm gelungen war. Er schämte
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