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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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würde.«
    Tungdil stand auf, ging um den Tisch herum und verharrte drei Lidschläge vor seinem Freund, um ihm die Linke auf die Schulter zu legen, dann trat er durch die Tür hinaus auf den Gang.
    »Das ist keine Antwort!«, schrie Boindil zornig. »Komm zurück und antworte mir!« Er folgte ihm und hatte ihn mit raschen Schritten eingeholt, fasste ihn an der Schulter und wollte ihn umdrehen. Doch es gelang ihm nicht, den Zwerg zu bewegen. An seinem Finger kribbelte es warnend, unvermittelt bekam er einen Schlag, der ihn von den Füßen holte und ihn gegen die Wand schleuderte; ächzend sank er auf die Steinplatten.
    Sternchen und Feuerkreise tanzten vor Ingrimmschs Augen, und durch sie hindurch sah er das Gesicht seines Freundes, das sich besorgt über ihn beugte. »Ich hole einen Heiler«, vernahm er die Stimme verzerrt. »Das hättest du nicht tun sollen, mein heißblütiger Freund. Aber keine Bange, du wirst bald wieder auf der Höhe sein.« Der letzte Satz verklang in seinen Ohren, Boindil wurde ohnmächtig.
    Tungdil machte sich auf den Weg zu seinem Gemach.
    Die Aufregung um Boindils Zusammenbruch hatte sich gelegt. Der herbeigerufene Heiler ging davon aus, dass der General der Festung einen harmlosen kleinen Schwächeanfall erlitten hatte. Zu viel der Freude und vielleicht zu viel Branntwein am Abend zuvor.
    Auch wenn der eine oder andere mehr vermutete, niemand brachte Tungdil mit dem Vorfall in Verbindung. Offen zumindest. Und Ingrimmsch hatte bei seinem Erwachen nichts gesagt, was irgendjemanden in Übeldamm beschuldigt hätte.
    Als Tungdil um die Ecke bog, stand er unerwartet vor einer Zwergin.
    Dem schmalen, jungen Gesicht nach hatte sie noch nicht sehr viele Zyklen gesehen. Die Haut war so dunkelbraun wie die eines Hirten. Sie trug einen beigefarbenen, mit Dornenranken bestickten Waffenrock, der über der Vordernaht lose geschnürt war und einen Blick auf das weiße, ebenfalls mit Stickereien verzierte Hemd darunter erlaubte. Tungdils Blicke wanderten an ihr entlang, er sah einen rasierten Schädel und hellblaue Augen.
    »Du bist Tungdil Goldhand?«, fragte sie unsicher.
    »Und du bist dem Wuchs nach eine der Untergründigen«, sagte er zu ihr. »Größer als eine Zwergin und kleiner als ein Mensch.«
    Sie nickte und kam einen Schritt näher. »Ich bin Kiras.« Dabei hob sie das Gesicht, damit das Lampenlicht besser darauf fiel. »Man sagt, dass ich einer meiner Vorfahrinnen sehr genau gleiche«, sprach sie und klang dabei erwartungsvoll. Die Augen waren fest auf Tungdils Auge gerichtet. »Ich trage ein Gewand, das dem ihren nachempfunden ist. Für dich.«
    Tungdil runzelte die Stirn. »Was genau geht mich das an?«
    »Ahnst du es nicht?« Kiras hoffnungsvoller Ausdruck veränderte sich. »Ich hatte mich so sehr gefreut, dich überraschen zu können. Wenn du sie schon nicht mehr bei deiner Rückkehr in die Arme schließen kannst, hoffte ich, dass ich deinen Schmerz lindern kann: Ich bin eine von Sirkas Tochterstöchtern.« Sie strahlte ihn an.
    »Das fehlte noch«, murmelte Tungdil verdrossen. »Ich will dich und das Erbe in dir nicht kränken, Kiras, doch ich erinnere mich nicht mehr an sie. Weder an ihr Aussehen noch an die Liebe zu ihr. Vieles von dem, was ich einst im Geborgenen Land erlebte, ist aus meinem Kopf verschwunden.« Er sah sie scharf an, als könnte ihr Anblick die Erinnerung zurückbringen. »Nein«, sagte er schließlich. »Nein, ich sehe sie auch durch dich nicht vor mir.«
    Kiras schluckte, ihre Enttäuschung war maßlos und offensichtlich. »Dann heiße ich dich dennoch in ihrem Namen willkommen, Tungdil«, sagte sie rau und wollte ihn umarmen. »Es spielt keine Rolle, ob du dich erinnerst oder nicht. Ich bin ihre Botschaft an dich: Eure Liebe...«
    Doch der Krieger wich vor ihr zurück, als sei sie mit einer tödlichen Krankheit verseucht. »Nein, Kiras, nicht«, befahl er ihr finster, und seine Stimme verdüsterte das Licht im Gang. »Ich möchte nicht, dass du mich anfasst.«
    Die junge Untergründige stand erschrocken, fassungslos vor ihm und senkte die Arme. »Du weist dadurch nicht nur mich, sondern auch Sirka zurück!«
    »Vergiss mich. Und bete zu deinem Gott, dass ihr Erbe in dir überwiegt. Meines bedeutet den Tod.« Er starrte sie an, dann umrundete er sie wie einen störenden Tisch oder ein hinderliches Fass, um den Weg in seine Unterkunft fortzusetzen.
    »Aber ... ich habe einen Brief von ihr an dich!« Sie langte an ihren Gürtel und nahm ein versiegeltes Pergament

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