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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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und zeigte Boindil ungewollt seinen blanken Rücken.
    Die Haut war übersät mit Narben.
    Manche waren punktgroß, andere verliefen anscheinend über die Seite weiter bis nach vorne auf die Brust, breite und schmale liefen kreuz und quer durcheinander, mal waren sie gezackt, mal glatt, mal konnten sie von Waffen stammen, mal von Zähnen oder Klauen. Die Wülste zerstörten eintätowierte Runen und Bilder.
    Boindil sog die Luft ein. Sein eigener Körper wurde von etlichen Andenken an Gefechte und Schlachten geziert, doch was er auf diesem Rücken sah, war unerreicht. Da er wusste, dass Tungdil über ausgezeichnete Fertigkeiten als Kämpfer verfügte, konnte er sich nicht ausmalen, womit sich der Zwerg gemessen hatte, das ihn derart zugerichtet hatte. Was hatte ein Krieger zu fürchten, der sich gegen einen Kordrion stellte? Tungdil hatte ihn nicht bemerkt. Er hielt den Kopf gesenkt und . betrachtete anscheinend seine Brust. Dann warf er einen blutigen Lappen in eine Schüssel mit Wasser; er stöhnte unterdrückt, und gleich darauf leuchtete es vor ihm auf. Boindil legte den Edelstein ohne einen Laut auf den Boden der Kammer und zog sich rasch zurück.
    Er hatte den Freund bei etwas gestört, was niemand sehen sollte, das war sicher. Der Zwerg verließ den Trakt der Festung und versuchte, die lauter werdenden Zweifel in seinem Verstand zu übertönen, indem er ein Lied summte.
    Ganz wollte es ihm nicht gelingen; vor allem die schwarzen Adern um das verlorene Auge bereiteten ihm Sorge. Ein besonders hartnäckiger Zweifel verlangte leise, doch beständig, unter die Klappe schauen zu wollen: Was sich dort wohl verbarg? Goda und Boindil saßen im großen Versammlungsraum, in dem sich die Offiziere gewöhnlich wegen der Wacheinteilung undRundgänge berieten. Auf dem Tisch stand ein verkleinertes Modell der Schwarzen Schlucht sowie der Festung; jede noch so kleine Bodenwelle war übertragen worden, was es ermöglichte, genaue Routen abzusprechen.
    »Das brauchen wir wohl nicht mehr.« Ingrimmsch fasste die Glasglocke, die zur Darstellung der Barriere gedient hatte, und stellte sie zur Seite, danach entfernte er sehr langsam den Nachbau des Artefakts. Nachdenklich starrte er auf die Felsen. »Wartest du darauf, dass sich der Kordrion zeigt?«, stichelte Goda. »Noch stimmen Modell und Wirklichkeit überein: keine Spur von den Scheusalen.«
    »Ich habe überlegt, ob wir es wagen können, unseren alten Plan in die Tat umzusetzen«, antwortete er und strich mit der Hand über die Ränder der Schwarzen Schlucht. »Wir brechen die Kanten ab und verfüllen alles mit minderwertigem Eisen und anderen Metallen zu einem großen Klumpen, durch den sich nichts mehr ins Geborgene und Jenseitige Land ergießen kann. Einen Pfropfen gegen das Böse.« Er blickte zu seiner Gemahlin. »Was hältst du davon? Mit deiner Magie wäre es möglich, die Schlucht einstürzen zu lassen. Ich weiß jedoch, dass deine Famuli noch nicht weit genug sind, um dir dabei Unterstützung zu gewähren.«
    Goda strich ihm über den Rücken. »Es würde mir vielleicht gelingen, aber danach besäße ich keine Energie mehr für weitere Zauber. Und die Menge an geschmolzenem Metall wäre gigantisch! Woher sollen wir das nehmen?«
    »Die Ubariu würden es uns bringen. Aus allen Teilen ihres Reiches, wenn sie dafür dieser Bedrohung auf ewig ein Ende setzen könnten.« Ingrimmsch ging zu dem Beistelltischchen und goss ihnen jeweils einen irdenen Becher voll Wasser ein. »Ich fürchte, dass die Scheusale sich durch einfachen Stein graben und zurückkehren würden. Sie haben mehr als zweihundertfünfzig Zyklen gewartet und standen mit einem Heer vor uns. Wie am ersten Umlauf, als wir die Barriere das erste Mal zum Leben erweckten. Ohne den Schild hätten sie uns überrannt.«
    Goda setzte sich. »Du traust deiner eigenen Festung nicht zu, die Horden bändigen zu können?«
    »Auf Dauer?« Boindil schüttelte den Kopf. Tungdils Andeutungen hatten ihm Schauder über den Rücken gejagt. »Ich möchte nicht wissen, was alles aus der Schlucht steigen wird, wenn wirnoch lange warten. Ein Kordrion scheint noch das Harmloseste zu sein, was über uns herfallen könnte.«
    »Wer sagt uns, dass das Schlimmste nicht schon mitten unter uns ist?«, sprach sie halblaut und hatte es eigentlich nur denken wollen, aber ihre Zunge war schneller gewesen. Rasch sah sie in ihren Becher.
    Ingrimmsch hatte es natürlich vernommen. »Du zweifelst an Tungdil.« »Ich zweifle daran, dass wir den

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