Das Schicksal des Highlanders
Gesicht genügte Maldie, um zu wissen, dass der Junge nicht mehr lange würde durchhalten können.
Es war nicht leicht, dem Mann, der in der kleinen Zelle herumtobte und dabei gleichzeitig versuchte, Maldie auf Abstand zu halten und sich aus Erics Griff zu lösen, einen sauberen Hieb zu versetzen. Schließlich begann er zu taumeln, denn bei Erics enger Umklammerung blieb ihm die Luft weg. Er rang nach Atem, schloss die Augen und zerrte wütend an Erics Armen. Maldie nutzte die Gelegenheit. So hart sie konnte, schlug sie den Mann auf seinen hervorstehenden Kiefer. Eric fluchte, als der Wächter zurückstolperte und er gegen die Wand knallte, aber er ließ nicht locker. Maldie schlug ein zweites Mal zu und fluchte wie Eric, weil ihr ein scharfer Schmerz durch den Arm schoss, aber diesmal war sie erfolgreich. Der Mann taumelte auf Maldie zu, drehte sich und schlug, kaum dass Eric von ihm abließ, mit einem unangenehm dumpfen Knall seines Kopfes auf den schmutzigen Steinboden.
»Alles in Ordnung, Eric?«, fragte sie und eilte zu ihm.
»Ich glaube zwar nicht, dass ich noch einen heilen Knochen im Leib habe, aber es wird schon gehen«, antwortete der Junge, erschrocken über den Anblick seiner zerrissenen Kleidung und der mitgenommenen Arme. »Ein wenig klares Wasser zum Waschen wäre allerdings nicht verkehrt.«
»Wohl wahr, aber das wird noch ein Weilchen dauern.« Maldie beugte vorsichtig die Finger der Hand, mit der sie den Wächter geschlagen hatte. Sie waren geprellt und würden grün und blau werden, aber sie waren nicht gebrochen. »Das war ein ganz schön harter Brocken.«
»Glaubst du, er ist tot? Er ist gefährlich hart aufgeschlagen.«
Vorsichtig näherte sich Maldie dem Mann, der mit dem Gesicht auf dem Boden lag. Sie fand einen starken Puls an seinem Hals. »Er lebt noch. Nun aber los, wir müssen sehen, wie wir hier herauskommen.«
Eric folgte ihr ächzend zur Tür, sein Körper protestierte bei jeder Bewegung. »Sperren wir die beiden hier ein?«
»Natürlich«, antwortete Maldie und hob den Schlüssel auf, den der Wächter fallen gelassen hatte, als Eric auf ihn gesprungen war, dann schloss sie die schwere Zellentür. »Wir können uns nicht darauf verlassen, dass die beiden lange schlummern.« Sie verschloss die Tür und warf den Schlüssel weg. Dann musterte sie die engen steinernen Stufen, die in den großen Saal führten. »Ich wollte, es gäbe einen anderen Weg hier raus.«
»Es gibt wahrscheinlich ein kleines Schlupfloch, das nur Beaton kennt«, meinte Eric. Er schlich als Erster nach oben, dann lauschte er an der dicken Eichentür. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Mann bei seinen vielen Feinden keinen heimlichen Fluchtweg hat. Aber da wir den nicht kennen, müssen wir unser Glück wohl oder übel auf diesem Weg versuchen.«
Plötzlich drehte sich Eric erstarrt und mit schreckgeweiteten Augen zu ihr um. Maldie schlug das Herz bis zum Hals. Sie eilte die letzten Stufen hinauf. »Was ist passiert?« flüsterte sie.
»Ich fürchte, wir müssen uns nicht nur Sorgen machen, wer sich von den Beatons im großen Saal herumtreibt.«
Nun hörte auch Maldie die Geräusche durch die Türe dringen. Gedämpft durch das dicke Holz war das Klirren von Schwertern zu vernehmen und die Schreie der Verwundeten und Sterbenden. »Ein Kampf, und das innerhalb der Burg. Glaubst Du, es ist Balfour?«
»Darum sollten wir beten, sonst droht uns Gefahr von Beatons Anhängern und von seinen Feinden.«
Obwohl Maldies Herz vor Angst laut pochte, drückte sie sich an Eric vorbei und öffnete sachte die schwere Tür so weit, dass sie in die große Halle spähen konnte. Hier war niemand, aber der Schlachtenlärm kam eindeutig ganz aus der Nähe. Dann ließ ein gellender Kriegsschrei ihr Herz voller Hoffnung und Erwartung stocken. Sie wandte sich zu Eric und erkannte an seinem verblüfften Gesichtsausdruck, dass auch er den Schrei der Murrays erkannt hatte.
Sie hatte Eric zwar aufgetragen, für ihre Flucht aus der Zelle zu beten und dafür, dass Balfour am heutigen Tag angreifen würde, aber dies mehr oder weniger zum Spaß gesagt. Das Schicksal war ihr und Eric wahrhaftig wohlgesonnen. Dennoch versuchte Maldie, sich nicht allzu sehr in Sicherheit zu wiegen, da sie sich noch immer im Innern der Burg befanden. Obwohl sie Balfour und seine Männer hören konnte und wusste, dass diese gute Siegeschancen hatten, nachdem sie in Beatons Gemäuer eingedrungen waren, erblickte sie noch keinen von ihnen. Wahrscheinlich
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