Das Schicksal des Highlanders
hinter den hohen, starken Mauern von Dubhlinn verschanzen zu können. Das erklärte, warum ihnen der Sieg so leicht gefallen war, nachdem sie innerhalb der Mauern angelangt waren.
»Nun gut, jetzt seid Ihr der Kadaver, dem Ihr schon so lange gleichgesehen habt«, murmelte er, stand auf und sah sich um.
Die wenigen Beatons, die noch kämpften, hatten gesehen oder gehört, dass ihr Laird gestorben war. Ein Schrei war aufgestiegen, sobald der Mann gefallen war. Balfour glaubte nicht, dass sie noch weiterkämpfen würden, zumindest nicht für Beaton. Viele der Männer Dubhlinns waren Söldner, Gesetzlose oder Ausgestoßene, es konnte also durchaus einige geben, die die Gefangennahme mehr als den Tod fürchteten. Die Schlacht war jedoch so gut wie zu Ende.
Als Balfour zum Wohnturm schritt, hielt er bei einem schwer verwundeten Beaton, der im Schlamm lag. Er beugte sich über ihn, packte ihn an der Hemdenbrust und hob ihn etwas hoch. »Wo sind die Gefangenen?«, fragte er, weil er sichergehen wollte, dass sich die Verhältnisse nicht geändert hatten, seit Douglas aus Dubhlinn geflohen war.
»Welche?«, fragte der Mann mit schwacher, vor Schmerzen heiserer Stimme, aber auch mit einem noch immer herausfordernden Unterton.
»Das Mädchen, das Beaton aufhängen wollte, und der Knabe, den er als seinen Sohn ausgeben wollte, weil er keinen zustande gebracht hat«, erwiderte Balfour scharf und schüttelte den Mann.
»Jesus, könnt Ihr einen Mann nicht in Frieden sterben lassen?«
»Nein. Und wenn du stirbst, bevor du mir gesagt hast, was ich wissen will, werde ich dir bis an die Pforten der Hölle folgen, um die Antwort aus dir herauszupressen.«
»Im Verlies, der Teufel soll Euch holen.« Der Mann stöhnte, als Balfour ihn losließ und er wieder zu Boden fiel.
»Wer ist bei ihnen?« Balfour hatte kurz ein schlechtes Gewissen, dass er einen Verwundeten so grob behandelt hatte. Doch als er genauer hinsah, bemerkte er, dass der Mann zwar schwer, aber wahrscheinlich nicht tödlich verletzt war.
»Ein Wächter.«
Balfour stieg über den Mann hinweg und ging in den Wohnturm. Er hatte sein Schwert gezückt, aber keiner forderte ihn heraus. Er stieß auf überhaupt niemand und stellte fest, dass sein Überraschungsangriff noch erfolgreicher gewesen war als erhofft; ja, er war so vollständig geglückt, dass keiner Zeit gefunden hatte, in den dicken, schützenden Mauern der Burg eine Abwehr zu organisieren. Als Balfour in den großen Saal trat, sah er sofort die Tür, von der ihm Douglas erzählt hatte. Die ganze Angst um Eric und Maldie stieg in ihm hoch und drohte, ihn zu ersticken. Ohne an seine Sicherheit zu denken, eilte er zur Tür, warf sie auf und stürzte die steile Treppe hinunter.
* * *
Balfour sank gegen die kühle Wand des großen Saals und wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß aus dem Gesicht. Er hatte sich den Weg in den Saal erkämpft und war ohne zu überlegen hinab ins Verlies gestürmt, nur um ein verzweifeltes Mädchen und eine stöhnende Wache vorzufinden. Sie hatten ihm gesagt, dass Eric und Maldie sie niedergeschlagen und eingesperrt hatten und dann geflohen waren. Balfour ließ die beiden zurück und raste die dunkle Treppe wieder hoch, ohne auf die Schmähungen zu achten, mit denen sie ihn, Eric und Maldie bedachten. Wieder im großen Saal angekommen, hielt er jedoch inne, weil er nicht wusste, wohin er sich als Nächstes wenden oder was er als Nächstes tun sollte. Er war sich so sicher gewesen, Eric und Maldie zu finden, dass er von der Enttäuschung gelähmt stehen blieb.
Weder wusste er, wo James war, noch, wo sich Douglas oder Nigel aufhielten. Zu Beginn der Schlacht hatte ihn nur interessiert, in den großen Saal und das Verlies zu gelangen, in dem, wie alle behaupteten, sein Bruder und Maldie festgehalten würden. Leise fluchend verließ er den Saal. Widerwillig musste er sich eingestehen, dass er sie um nur gut ein paar Schritte oder Momente verpasst haben könnte. Sein einziger Trost war, dass sie Beaton entronnen waren, falls der tatsächlich geplant hatte, sie ermorden zu lassen. Er wusste nur nicht, wann und wohin sie geflohen waren oder ob sie erfolgreich gewesen waren. Es war nicht so leicht, inmitten einer hitzigen Schlacht zu fliehen.
Plötzlich sah er den Toten, der neben dem Kopf der Tafel hingestreckt lag. Er erstarrte. Ihm wurde bewusst, dass er so damit beschäftigt gewesen war, Eric und Maldie zu finden, dass er dem Feind keinerlei Beachtung mehr geschenkt hatte. Dieser
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