Das Schicksal des Highlanders
Gesicht noch ekelerregender machte. Balfour überlegte kurz, ob es recht sei, mit dem Mann zu kämpfen. Irgendwie schien es ihm unehrenhaft, sein Schwert gegen einen offensichtlich kranken Ritter zu erheben. Doch dann sah er, wie sich Beaton bewegte. Er erkannte, dass der Mann noch immer seine Kraft und wahrscheinlich auch seine alten Fertigkeiten besaß, egal wie krank er aussehen mochte. Beaton war noch immer in der Lage, ihn zu töten, das war alles, was er wissen musste.
»Fragt Ihr nicht nach Eurer kleinen Hure?«, höhnte Beaton, als sie begannen, sich langsam zu umkreisen.
»Wenn Ihr mich mit Euren Lügen über Maldie wütend machen wollt, könnt Ihr Euren Atem sparen. Zumal Ihr ihn ohnehin nicht mehr lange genießen werdet. Ihr bringt mich nicht dazu, mich töricht zu verhalten, Ihr liefert mir nur einen weiteren Grund, Euch umzubringen.«
»Vielleicht bringe ich ja Euch um, mein prahlerischer Feind.«
»Im Zweikampf, ohne dass Euch jemand hilft? Das glaube ich nicht. Ihr habt viel zu lange für Euch kämpfen lassen, Beaton. Oder Ihr habt Eure Morde selbst begangen, aber heimtückisch, im Dunkeln und von hinten. Man kann sein Können schnell einbüßen, wenn man nicht ständig daran arbeitet.«
Balfour erkannte, dass Beaton seine Gefühle nicht so im Griff hatte wie er. Das Gesicht des Mannes war nun von einer tiefen Röte überzogen, die auf groteske Weise unterstrich, wie wund und ausgetrocknet seine Haut war. Beaton war offensichtlich so sehr in seiner Wut und dem Gefühl der Niederlage gefangen, dass er nicht bemerkte, welche Schwäche er ausstrahlte. Er zeigte Balfour überdeutlich, dass man ihn mit Hohn dazu bringen konnte, überstürzt zu handeln; und das könnte es leichter machen, ihn zu töten.
»Vielleicht habt Ihr diese Schlacht gewonnen, Murray, aber ich werde dafür sorgen, dass Ihr nicht lang genug lebt, um den süßen Geschmack des Sieges zu genießen. Und auch den beiden, die Ihr retten wolltet, wird es nicht besser ergehen.«
Es fiel Balfour nicht leicht, Beatons kaum verhohlene Drohung zu ignorieren, Eric und Maldie ermorden zu lassen. Als er den ersten etwas ungestümen Hieb Beatons parierte, zog sich sein Magen aus Angst um die beiden zusammen. Die Wucht des Schlages machte Balfour klar, dass er sich ganz auf Beaton würde konzentrieren müssen. Sein Können mochte zwar unter der Macht der Gefühle und mangelnder Übung gelitten haben, aber noch immer stellte er eine ernsthafte Gefahr dar. Er konnte nur beten, dass Beaton gelogen hatte, oder wenn nicht, dass er zu seinem Bruder und seiner Geliebten vordringen würde, bevor der mörderische Plan ausgeführt werden konnte, den Beaton womöglich ersonnen hatte.
Der Kampf wurde erbittert und stumm geführt. Balfour war dankbar, dass Beaton seine ganze Kraft für den Kampf brauchte und ihn nicht weiter verhöhnen konnte. Er war stolz darauf, seine Gefühle im Griff zu haben und all seine Empfindungen und seine Aufmerksamkeit dem Ziel unterzuordnen, Beaton zu töten. Aber Balfour wusste auch, dass seine Beherrschung an einem seidenen Faden hing.
Ihm wurde schnell klar, dass er den Kampf gewinnen würde, wenn nicht irgendeine grässliche Laune des Schicksals oder einer von Beatons Männern eingreifen würden. Der Mann hatte noch einiges Können und Kraft, doch die Kraft ließ nach. Ob es nun an der Krankheit lag oder daran, dass er sich schon zu lange darauf verlassen hatte, dass andere für ihn kämpften, auf jeden Fall wurde Beaton schnell müde. Seine Schwerthiebe wurden ungezielter, und er begann zu taumeln, wenn er Balfours Angriffen auswich.
Das Ende war dann fast enttäuschend. Als er einen Hieb Balfours parieren wollte, stolperte Beaton und gab sich eine Blöße, die Balfour zu einem raschen, sauberen Todesstoß nutzte. Ohne zu zögern, rammte er sein Schwert tief in Beatons Brust. Als Beaton zu Boden ging, war Balfour hauptsächlich erleichtert, dass es vorüber war und er nun endlich die beiden suchen konnte, die er hatte retten wollen. Eigentlich wunderte er sich, dass er so wenig beim Tod dieses Mannes empfand, denn Beaton war nun schon so lange sein Feind gewesen. Aber er hatte jetzt nicht die Zeit, sich über seine Launen klar zu werden.
Er wischte sein Schwert an Beatons Wams ab und stellte beiläufig fest, wie alt Beatons Rüstung war. Obwohl er jahrelang seine Leute ausgepresst und Reichtümer aufgehäuft hatte, hatte er offensichtlich nichts für Waffen und Panzer ausgegeben. Er hatte wohl darauf vertraut, sich
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