Das Schicksal des Highlanders
dass du Beaton nie helfen würdest. Du bist seine Tochter, und nur daran hätten sie gedacht. Für einen Murray wäre die Vorstellung einfach unglaublich gewesen, dass du deinem Verwandten nicht helfen würdest und ihm im Gegenteil sogar so sehr den Tod wünschtest wie sie.«
»Meine Lügen kann man also erklären. Aber das spielt wirklich keine Rolle. Es ist klar, dass sie nicht akzeptabel sind. Ich bin nicht akzeptabel.«
»Nein, das glaube ich einfach nicht.« Eric drückte ihr kurz die Hand. »Ich werde akzeptiert. Inzwischen weiß jeder, dass ich ein Beaton bin und, ja, sie waren schockiert, aber sonst nichts. Du hattest recht. Ich bin für alle immer noch Eric. Wie James meinte – aus dem Sohn von eigen Blut wurde ein Pflegesohn. Da hat sich für die meisten wenig geändert.«
Sie küsste ihn auf die Wange. »Ich freue mich für dich. Dennoch unterscheidet sich unsere Situation ein wenig. Ich bin hier nicht aufgewachsen. Ich war keine dreizehn Jahre lang ein Mitglied der Familie. Ich bin nur auf der Straße nach Dubhlinn aufgetaucht und habe die Wahrheit meiner eigenen Ziele wegen verborgen. Und falls du dich daran erinnerst: Mein Ziel war es, meinen Vater umzubringen – nicht gerade sehr rühmlich.«
»Das zu verstehen mag manchem schwerfallen, aber wenn man weiß, was für ein Mann Beaton war, glaube ich nicht, dass man dich dafür verurteilen wird«, meinte Nigel. »Und du bist losgezogen, Eric zu retten. Du hast Eric gerettet.«
»Nein, nachdem die Schlacht angefangen hatte, bestand kaum mehr die Gefahr, dass er Schaden nehmen würde. Umgekehrt, ich habe ihn einer größeren Gefahr ausgesetzt, als ich ihn aus dem Verlies holte, statt in dort zu lassen. Gefährlich wäre es für ihn erst nach dem Kampf geworden, wenn die Beatons wie durch ein Wunder gewonnen hätten, ihr Laird aber gefallen wäre. Beaton wollte Eric lebend, und seine Leute wussten das.«
»Du bist zu bescheiden. Das ist vielleicht auch der Grund, warum du so schnell glaubst, dass dir keiner deine doch wirklich kleinen Vergehen vergeben kann.«
»Klein?« Sie lachte und schüttelte den Kopf. »Nein, überhaupt nicht klein. Ihr wisst besser als ich, dass euer Bruder die Wahrheit fast über alles schätzt. Ich habe ihm selten genug die Wahrheit gesagt. Nein, nicht einmal, als er mich direkt fragte und mich dazu bringen wollte, etwas zu sagen, um seinen Verdacht zu zerstreuen. Er wollte mir glauben, der arme Mann, und ich habe ihm nichts gegeben.«
»Wenn du wirklich glaubst, dass deine Verbrechen so schlimm sind, warum denkst du dann, dass er sich schon nach einer Nacht darüber klar geworden sein soll?«
»Oh, das ist eine kluge Frage«, sagte sie, als sie aufstand und ihren Beutel nahm. »Vielleicht hat Eric recht. Vielleicht bin ich nur feige. Ich habe eine Nacht des Wartens ausgehalten, aber noch eine schaffe ich einfach nicht. Je länger ich darauf warten muss, dass er mit mir spricht, desto weniger glaube ich, dass ich aushalten kann, was er zu sagen hat.«
Eric umarmte sie. »Bitte, Maldie, eine Nacht noch!«
Sie zauste kurz seine dichten Locken und löste sich dann sanft aus seinem Griff. »Nein, nicht einmal eine Stunde.«
»Du bist ein dickköpfiges Mädchen«, sagte Nigel.
»Sehr dickköpfig.«
»Wohin willst du gehen?«, fragte Eric.
»Ich weiß es noch nicht.«
»Geh zu deinen Verwandten!«, riet Nigel.
»Zu den Beatons?«, fragte sie.
»Nein, du Närrin«, sagte er und lachte leise über ihre finstere Miene. »Zu den Kirkcaldys!«
»Oh nein, dort kann ich nicht hin.«
»Und warum nicht? Du hast sie nie getroffen, oder?«
»Nun gut, das nicht, aber ich weiß alles über sie«, sagte sie. Sie begann unruhig zu werden, weil sie ahnte, dass sie etwas übersehen hatte, was ihr Nigel jetzt darlegen würde.
»Ja? Und wer hat dir alles über sie erzählt?«
»Meine Mutter«, flüsterte sie.
»Ich möchte dir nicht noch mehr Schmerz zufügen, Mädchen, aber diesmal könnte es zu deinem Besten sein. Deine Mutter hat dich belogen und benutzt. Kann es nicht sein, dass einige der Lügen, die sie dir erzählt hat, ihre eigene Familie betrafen? Vielleicht sah sie etwas in ihnen, was gar nicht da war. Und vielleicht hat sie dir erzählt, dass sie alle unnachsichtige Mistkerle wären, die dir das Leben zur Hölle machen würden, bloß weil sie selbst nicht zurückgehen und sich ihnen stellen wollte. Sie hätte dich nicht besser dazu bringen können, nicht weiter nach ihnen zu fragen, als dich glauben zu machen, dass sie
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