Das Schicksal des Highlanders
zumindest so sehr unser Vater überhaupt eine Frau hat lieben können, wankelmütiger Schelm, der er war. Nichts davon hat sich geändert. Und glaubst du etwa, dass uns in all den Jahren nicht auch einmal der Verdacht gekommen sein könnte, dass du nicht Vaters Bastard bist?«
»Ihr habt mir nie ein Wort davon gesagt.«
»Natürlich nicht. Wenn der Gedanke überhaupt aufkam, dann nur flüchtig und ohne große Bedeutung.«
»Warum ist Balfour dann so erschüttert?«
»Das hat, fürchte ich, wenig mit dir zu tun, mein Junge«, murmelte Nigel.
Maldie wurde rot, als die drei Männer sie anblickten. Ein solches Interesse war einer der Gründe, warum sie nicht nach Donncoill mitkommen wollte. Aber Nigel hatte recht, es war zu spät, um irgendwo anders hinzugehen. Es würde fast schon Nacht sein, bis sie Donncoill erreichten, und das war der nächstgelegene Ort, zu dem sie gehen konnte, abgesehen von Eleanors Hütte, die wohl eine Zeit lang nicht gerade sicher sein würde. Der Schmerz, einen geliebten Menschen verloren zu haben, würde erst abklingen müssen, bevor die Leute in Dubhlinn jemandem, den sie für ihre Niederlage verantwortlich machten, ohne Hass begegnen konnten. Und wo immer sie auch hingehen wollte, zuerst brauchte sie ein paar Vorräte. Vielleicht war es nicht recht, etwas von den Murrays anzunehmen, nachdem sie sie so schwer getäuscht hatte, aber sie würde es tun. Etwas Stolz einzubüßen war leichter, als Hunger und Kälte zu ertragen.
Den ganzen Weg zurück nach Donncoill war keine Spur von Balfour zu sehen. Als sie in der Burg ankamen, hatte er sich schon in seine Schlafkammer zurückgezogen. Zu Maldies Bestürzung wurde sie von einer schrecklich schweigsamen Jennie in dieselbe Schlafkammer geführt, aus der sie geflohen war.
»Es tut mir sehr leid, dass ich dich geschlagen habe«, erklärte Maldie dem jungen Mädchen, als sie in den Raum traten. »Aber ich musste einfach weg von hier.«
Jennie seufzte und starrte kurz auf die Decke, bevor sie Maldies Blick erwiderte. »Es tat weh. Ich habe noch einen kleinen blauen Fleck.« Sie deutete auf einen Bluterguss an ihrem schmalen Kinn, der sich gelb verfärbt hatte. »Und der arme Duncan hat sich zwei Tage lang vor unserem Laird versteckt. Ich denke, er versucht noch immer, ihm aus dem Weg zu gehen.«
»Ich musste raus aus Donncoill.« Maldie seufzte und schüttelte den Kopf. »Du wirst bestimmt bald alles erfahren. Ich glaube zwar nicht, dass du dann sehr viel besser über mich denken wirst als zu der Zeit, als alle glaubten, ich würde die Murrays verraten. Aber dennoch – glaub’ mir, wenn ich dir sage, dass es mir sehr leid tut, dich geschlagen zu haben.«
»Na gut, ich glaube es ja. Nichtsdestotrotz ruft nicht nach mir, wenn Ihr wieder wegmüsst!«
Maldie zuckte zusammen, als das junge Mädchen ging und die schwere Tür mit einem dumpfen Schlag hinter sich schloss. Sie warf sich aufs Bett und starrte blicklos an die Decke. Obwohl sie wahrscheinlich nicht lange in Donncoill bleiben würde, hatte sie das unbestimmte Gefühl, dass es ihr wie Jahre vorkommen würde.
Dass ihr Balfour wieder dieses Zimmer zugewiesen hatte, konnte Verschiedenes bedeuten. Sie wusste, dass sie nicht weiter darüber nachdenken sollte, aber ihr Hirn ließ sich nicht ruhigstellen. Vielleicht brauchte er nur Zeit, um nachzudenken. Sie hatte ihm einiges gesagt, was nicht leicht zu schlucken war. Nigel und James hatten es offenbar verstanden und akzeptiert. Möglicherweise würde Balfour das auch, sobald er nur ein wenig Zeit gehabt hatte, sich alles durch den Kopf gehen zu lassen. Bestimmt hatte er ihr dieses Zimmer zugewiesen, damit er danach zu ihr kommen konnte. Als ihr Herz anfing, vor Hoffnung und Erwartung heftiger zu schlagen, beschloss sie, an etwas anderes zu denken. Balfour könnte ihr auch diese spezielle Kammer gegeben haben, weil sie als einzige frei war.
Sie litt. Sie wusste, dass es nicht nur an der Quälerei der letzten paar Tage lag. Ihr Körper war übersät mit Prellungen und Blutergüssen, doch der meiste Schmerz kam von innen. In gewisser Weise hatte sie ihre Mutter verloren: die Wahrheit über sie, der sie sich hatte stellen müssen, hatte die letzten Reste von Selbstbetrug hinweggespült. Sie hatte nie wirklich eine Mutter gehabt. Sie hatte nur mit einer Frau zusammengelebt, die sie widerwillig gefüttert und gekleidet hatte, um sie großzuziehen, damit sie einen Mann tötete. Maldie vermutete, dass die Wahrheit sie noch mehr mitgenommen hätte,
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