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Das Schicksal des Highlanders

Das Schicksal des Highlanders

Titel: Das Schicksal des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Howell
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der Mann eine Heidenangst davor, bei einer langen Belagerung ausgehungert zu werden. Maldie vermutete, dass vieles davon verdarb, bevor es jemand verzehrte. Es war eine Schande und dünkte Maldie sehr herzlos, Lebensmittel verrotten zu lassen, die Beatons Leute so gut hätten gebrauchen können.
    »Hast du denn herausgefunden, wie es dem Jungen geht?«, fragte Eleanor, während sie die Essensreste andächtig in einem kleinen Kasten neben dem Erker verstaute, in dem Maldie schlief.
    »Er steckt noch immer in Beatons Verlies, denn er weigert sich standhaft, Beaton als Vater anzuerkennen und die Murrays als – wie hat Beaton sie gleich noch mal genannt? – gemeine, diebische, herumhurende Bastarde.«
    Eleanor nickte. »Ja, das ist mir auch schon mal zu Ohren gekommen. Der Mann sollte sich gut überlegen, auf wen er mit seinen schmutzigen Fingern zeigt. Beaton hat früher jedes arme Mädchen bestiegen, das nicht schneller rennen konnte als er. Und jetzt bin selbst ich schneller als er, und ich weiß nicht, ob sein mickriger Stößel überhaupt noch seinen Dienst verrichtet.«
    »Eleanor!« Maldie blieb der Mund offen stehen. Sie war zwar belustigt, aber auch ein wenig entrüstet über die Worte der Alten.
    »Na ja, stimmt doch. Manche glauben, dass die Krankheit, die ihn verzehrt, eine Geisel Gottes ist. Es wundert mich, dass man dich noch nicht gerufen hat, um einen Blick auf ihn zu werfen. Er hat schon mit ziemlich üblen Salben probiert, sein Leiden zu heilen, aber nichts hat geholfen. Inzwischen sollte er eigentlich erfahren haben, dass du eine Heilerin bist, und sehen wollen, ob du nichts hast, was er auf seinen verwesenden Leib schmieren kann.«
    »Nein, er hat mich nicht zu sich rufen lassen, weder bei meinem letzten Besuch noch jetzt. Entweder hat ihm niemand von mir erzählt, oder er hat mich in Augenschein genommen und befunden, dass ich nicht das bin, was ich zu sein vorgebe. So etwas ist mir in letzter Zeit nämlich wirklich passiert«, murmelte sie und dachte an Balfour. Doch sie verscheuchte ihn rasch wieder aus ihren Gedanken.
    »Nun, du bist einfach noch sehr jung, Schätzchen. Klein und zart. Du musst es den Leuten nachsehen, wenn sie nicht glauben, dass du alt genug bist, um genügend Erfahrung im Heilen gesammelt zu haben.«
    »Ja, ich weiß. Und es gibt ja auch noch vieles, was ich zu lernen habe.« Maldie streckte sich und stand auf. »Aber jetzt muss ich ins Bett. Ich bin sehr müde. Ich hatte eine anstrengende Reise, sie hat mich stärker mitgenommen, als ich dachte.«
    Maldie war überrascht, als Eleanor plötzlich aufstand und sie fest umarmte. Sie tätschelte den Rücken der Alten und spürte ihre Angst, die sogar die Trauer um ihren armen Robert überlagerte.
    »Was ist los? Wovor fürchtet Ihr Euch?«, fragte sie. Eleanor ließ sie los und lächelte matt. »Du weißt immer, was in mir vorgeht. Ich glaube fast, die Heilkunst ist nicht deine einzige Gabe. Manchmal dünkt mir, dass du den Menschen direkt ins Herz schauen kannst.«
    »Richtig, offenbar kann ich bestimmte Dinge spüren. Aber es bedarf keiner besonderen Gabe, um zu wissen, dass Ihr meine Frage nicht beantwortet habt. Ihr habt Angst, Eleanor, große Angst. Wovor? Habt Ihr etwas gehört, eine Warnung etwa, dass Ärger ins Haus steht? Vielleicht kann ich Euch helfen.«
    »Ich habe Angst vor dem, was du vorhast.«
    Maldie verkrampfte sich. Sie wusste, dass die Angst, die sie jetzt spürte, ihre eigene Angst war. Dabei hatte sie doch gedacht, sie hätte mit größter Umsicht gehandelt, jeden Schritt genau abgewogen, jedes Wort sorgfältig überdacht, um ihr Vorhaben durch nichts zu verraten. Dennoch hatte Eleanor etwas gemerkt, und wenn sie es getan hatte, dann vielleicht auch andere.
    »Was soll ich denn vorhaben? Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht.«
    »Du musst mir nichts sagen, und sei unbesorgt – ich weiß wirklich nicht sehr viel. Nur so viel, dass dein Auftauchen in Dubhlinn etwas mit dem armen Bürschchen zu tun hat, das Beaton eingesperrt hat. Tu, was du tun musst, Mädchen, und mach dir keine Sorgen: Von mir erfährt niemand ein Sterbenswörtchen. Ich bitte dich nur um eines: Pass gut auf dich auf!«
    »Das tue ich immer, Eleanor«, erwiderte Maldie leise.
    »Sag jetzt nichts, nur um mich zu beruhigen. Es ist mein voller Ernst: Pass gut auf dich auf! Ich habe ein ungutes Gefühl bei der Sache, und ich habe dieses Jahr wahrlich genug erlitten, als ich meinen geliebten Robert verloren habe. Bitte – ich könnte es nicht

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