Das Schicksal des Highlanders
diesen mordlustigen Bastard in Erics Zelle!«
Maldie wehrte sich nicht, als Calum sie mit unbewegter Miene abführte. Da ein Fluchtversuch zwecklos war, beschloss sie, sich wenigstens würdevoll in Gefangenschaft zu begeben. Während sie Calum die dunkle, steile Treppe zu den Verliesen von Dubhlinn hinabstieß, war ihre einzige Hoffnung, dass sie sich vielleicht doch in dem Tag getäuscht hatte, an dem Balfour angreifen wollte. Der Markttag wäre doch viel besser, um den ersehnten Sieg über Beaton zu erringen, dachte sie, als sich die Eisentür zu Erics kalter Zelle hinter ihr schloss.
Leise fluchend schlich Douglas von den hohen Türen des großen Saals fort. Maldie hatte seine Neugier geweckt, und jetzt wusste er auch, warum: Sie war gekommen, um Beaton zu töten. Er hatte seinen Augen kaum trauen wollen, als er in dem Moment, als sie sich auf Beaton stürzte, einen Blick in den großen Saal geworfen hatte. Zu gern hätte er mehr von dem Wortwechsel zwischen dem Mädchen und Beaton mitbekommen, aber er war zu weit entfernt, um mehr als ein paar Wortfetzen zu erhaschen. Das Mädchen konnte persönliche Gründe haben, warum sie den Mann töten wollte, aber auch für einen von Beatons zahlreichen Feinden arbeiten, vielleicht sogar für den Laird von Donncoill.
Doch diese Möglichkeit erwog Douglas nur ganz kurz. Balfour würde nie eine Frau schicken, um seinen Feind zu töten, noch dazu eine zwar sehr hübsche, doch auch sehr zarte junge Frau. Trotzdem fand Douglas, dass Balfour es erfahren sollte, und die Nachricht dünkte ihm zu wichtig, als sie der unüberschaubaren und manchmal sehr langsamen Schar von Spähern und Botschaftern zu überlassen, die Balfour zwischen Donncoill und Dubhlinn aufgestellt hatte.
Es war ohnehin höchste Zeit, den Heimweg anzutreten, beschloss Douglas, als er aus der Burg schlüpfte. Seit Malcolm entdeckt und getötet worden war, erregte man schon mit den unschuldigsten Fragen Misstrauen. Vermutlich würde er hier nichts mehr erfahren. Diese Nachricht und all die anderen Kleinigkeiten, die er bislang noch nicht nach Donncoill hatte schicken können, mussten Balfour erreichen, bevor er ein weiteres Mal versuchte, Eric zu retten. Unterwegs tauchte vor Douglas’ Augen immer wieder das Bild der beherzten jungen Frau auf, die versucht hatte, Beaton zu töten, und er hoffte inständig, dass sich vielleicht doch eine Möglichkeit fand, sie zu retten.
16
»Douglas?« Balfour rieb gerade sein Pferd ab, was ihn meist ebenso beruhigte wie der lange harte Ritt, den er sich zuvor gegönnt hatte. Er hielt inne und starrte James erstaunt an. »Was macht Douglas hier? Hat Beaton ihn entdeckt?«
»Ich hatte keine Gelegenheit, ausführlicher mit dem Burschen zu sprechen«, antwortete James, als er mit Balfour zum Wohnturm ging. »Er ist erst vor wenigen Augenblicken angekommen, staubig, erschöpft, hungrig und durstig. Ich schwöre beim Heiland, der Bursche schaut aus, als sei er den ganzen Weg von Dubhlinn hierher gerannt. Ich habe ihm gesagt, dass er sich erst einmal etwas zu trinken und zu essen besorgen soll, während ich Euch hole. Er kann es kaum erwarten, mit Euch zu sprechen.«
Balfour fluchte leise. »Ich hoffe nur, dass er mir nichts zu sagen hat, was unsere Pläne für morgen vereitelt.«
»Nein, denn die Pläne sind gut und Erfolg versprechend.«
Das waren sie, und Balfour dürstete nach einem Sieg, selbst einem kleinen. Seit ihm James von Erics Entführung berichtet hatte, schien er vom Pech verfolgt zu sein. Es hat-te Fehlurteile, Verrat und Versäumnisse gegeben. Am schlimmsten hatte ihn Maldies Verrat getroffen. Nun aber sah er eine Chance, Beaton zu schlagen, und die wollte er sich auf keinen Fall von Douglas nehmen lassen.
Im großen Saal fiel Balfours Blick sofort auf Douglas. Es war schwer, den großen, stattlichen Mann zu übersehen, der erregt am Kopf der Tafel auf und ab schritt und in großen Zügen aus einem schweren silbernen Becher trank. Mit Schlamm und Staub bedeckt wirkte er, als hätte er einen langen, strapaziösen Weg hinter sich.
»Setzt Euch, Douglas!«, sagte Balfour, während er an seinen Platz am Kopfende des Tisches ging. »Bei Eurem Anblick sollte man meinen, Ihr wärt des Laufens überdrüssig.«
»So überdrüssig, dass ich fürchte, wenn ich mich hinsetze, schlafe ich ein, ehe ich Euch Bericht erstatten kann«, meinte Douglas, während er sich auf eine Bank zu Balfours Rechten unmittelbar gegenüber von James niederließ. »Ich bin fast den ganzen
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