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Das Schicksal in Person

Das Schicksal in Person

Titel: Das Schicksal in Person Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ist gleich um die nächste Ecke, und dann die erste Straße links«, sagte er.
    »Ja, ich weiß, ich ging gestern schon dort vorbei. Arme Miss Temple. Hoffentlich ist sie nicht schwer verletzt.«
    »Ich fürchte, doch«, sagte Emlyn Price. »Aber Sie wissen, was die Ärzte und Schwestern in so einem Fall immer sagen. ›Es geht den Umständen entsprechend.‹ Es gibt hier kein Krankenhaus, man musste sie nach Carristown bringen. Das ist etwa acht Meilen entfernt. Bis Sie im Hotel ausgepackt haben, ist sie sicher wieder da.«
    Als sie ankamen, war die Reisegesellschaft im Frühstückszimmer versammelt, und es wurden Kaffee, Brötchen und Gebäck serviert. Mr und Mrs Butler führten gerade das Wort:
    »Ach, es ist wirklich schlimm, dass so etwas passieren musste«, sagte Mrs Butler. »Gerade als wir alle so vergnügt waren und den Ausflug so genossen. Arme Miss Temple.«
    »Ja«, sagte nun ihr Mann. »Und ich frage mich, ob wir die Reise nicht besser abbrechen, wir haben sowieso so wenig Zeit. Wahrscheinlich wird es Schwierigkeiten geben, wenn sie stirbt. Untersuchungen und so weiter.«
    »Aber Henry, an so schreckliche Dinge wollen wir gar nicht denken.«
    »Ich glaube auch«, meldete sich nun Miss Cooke, »dass Sie zu pessimistisch sind, Mr Butler.«
    Jetzt fiel Mr Caspar mit seinem ausländischen Akzent ein: »Doch, die Sache ist sehr ernst. Ich hörte gestern Mrs Sandbourne am Telefon mit dem Arzt sprechen. Sehr, sehr ernst. Der Arzt sagte, sie hat eine Gehirnerschütterung. Ein Spezialarzt wird kommen und prüfen, ob eine Operation möglich ist.«
    »Wenn das so ist«, sagte nun Miss Lumley, »sollten wir vielleicht doch nach Hause fahren, Mildred. Ich werde nachsehen, wie die Züge fahren.« Sie wandte sich an Mrs Butler. »Wissen Sie, ich habe meine Nachbarn gebeten, die Katzen zu versorgen. Und wenn ich später komme, gibt es vielleicht Unannehmlichkeiten.«
    »Es hat keinen Sinn, wenn wir uns alle so aufregen«, sagte Mrs Riseley-Porter mit ihrer tiefen, befehlsgewohnten Stimme. »Joanna, wirf dies Brötchen in den Papierkorb, bitte. Die Marmelade ist nicht zu essen. Ich möchte es nicht auf dem Teller lassen, damit es keinen Ärger gibt.«
    Joanna tat, wie ihr befohlen, und sagte dann: »Meinst du, ich könnte mit Emlyn etwas spazieren gehen? Nur ein bisschen vor die Tür. Es hat keinen Sinn, herumzusitzen und Trübsal zu blasen. Wir können doch nichts ändern.«
    »Sie haben vollkommen Recht«, sagte Miss Cooke: Und ehe Mrs Riseley-Porter noch etwas einwenden konnte, sagte auch Miss Barrow:
    »Ja, gehen Sie nur.«
    Miss Cooke und Miss Barrow schauten einander an, seufzten und schüttelten den Kopf. Dann unterhielten sie sich über die schlechte Beschaffenheit des Weges gestern auf dem Ausflug.
    »Als ich um eine Wegbiegung kam«, sagte Miss Cooke, »rollten gerade eine ganze Menge kleiner Steine den Hang herunter. Einer hat mich sogar etwas an der Schulter getroffen.«
    Als die Frühstückstische abgeräumt waren, saßen die Mitglieder der Reisegesellschaft ratlos da, und es breitete sich eine ungemütliche Stimmung aus. Es war wie immer, wenn eine Katastrophe passiert ist: Man wusste nicht gleich, wie man sich verhalten sollte. Jeder hatte seine Meinung geäußert und wartete nun auf weitere Neuigkeiten. Da das Mittagessen erst um ein Uhr serviert werden würde, war es schade, die Zeit nicht auszunützen. Es hatte keinen Sinn, tatenlos herumzusitzen.
    Miss Cooke und Miss Barrow standen entschlossen auf und erklärten, dass sie jetzt Besorgungen machen würden. Sie wollten außerdem noch zur Post gehen, um sich ein paar Briefmarken zu holen.
    »Ich möchte noch einige Postkarten wegschicken und mich auch nach dem Porto für einen Brief nach China erkundigen«, sagte Miss Barrow.
    »Und ich will noch ein paar Wollsachen besorgen«, sagte Miss Cooke. »Außerdem habe ich am Marktplatz ein altes Gebäude gesehen, das ich mir gerne anschauen möchte.«
    »Ich glaube, es würde uns allen gut tun, etwas an die Luft zu gehen«, sagte Miss Barrow.
    Colonel Walker und seine Frau standen ebenfalls auf und machten Mr und Mrs Butler den Vorschlag, sich doch auch draußen etwas umzusehen. Mrs Butler sagte, dass sie nach einem Antiquitätengeschäft Ausschau halten werde.
    »Aber kein richtiges Antiquitätengeschäft, eher eine Art Trödlerladen. Manchmal kann man da recht nette Dinge finden.«
    Alles machte sich nun auf den Weg. Emlyn Price hatte sich schon, ohne ein Wort zu verlieren, an die Tür gestellt und

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