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Das Schicksal in Person

Das Schicksal in Person

Titel: Das Schicksal in Person Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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zusammenhängt. Die dritte Schwester macht einen sehr verwirrten Eindruck und scheint das Mädchen nicht besonders gut gekannt zu haben. Aber auch sie könnte etwas wissen über irgendwelche Freunde, mit denen die Kleine zusammen war. Übrigens, das ist sie, dort, sie geht gerade am Hotel vorbei!«
    Miss Marple hatte trotz der Unterhaltung nicht versäumt, alle Vorübergehenden zu mustern – eine Angewohnheit, die ihr in Fleisch und Blut übergegangen war.
    »Anthea Bradbury-Scott – die mit dem großen Paket. Ich nehme an, sie geht zur Post. Die Poststelle ist um die Ecke.«
    »Macht einen etwas verrückten Eindruck«, sagte Professor Wanstead. »Dieses wallende, graue Haar – eine Art fünfzigjährige Ophelia.«
    »Ja, ich habe auch gleich an Ophelia gedacht, als ich sie zum ersten Mal sah. Ach, ich wünschte, ich wüsste, was ich tun soll: Noch ein paar Tage hier im Hotel bleiben oder die Reise mitmachen? Genausogut könnte man eine Nadel im Heuhaufen suchen. Aber wer weiß, wenn man lange genug sucht, wird man sie vielleicht finden – auch wenn man dabei in den Finger gestochen wird.«

12
     
    M rs Sandbourne kehrte zurück, als die Gesellschaft gerade beim Mittagessen saß. Sie brachte keine guten Nachrichten. Miss Temple sei immer noch bewusstlos und in den nächsten Tagen nicht transportfähig.
    Nachdem Mrs Sandbourne die Neuigkeit erzählt hatte, wandte sie sich praktischen Dingen zu. Sie hatte für die Reisenden, die nach London zurück wollten, die Abfahrtszeiten der Züge herausgesucht und machte den anderen Vorschläge für die Fortsetzung der Reise am nächsten oder übernächsten Tag. Für den Nachmittag hatte sie kleinere Ausflüge in die nähere Umgebung eingeplant. Man würde in mehreren Gruppen fahren und Mietwagen nehmen.
    Professor Wanstead nahm Miss Marple beiseite, als die Gesellschaft den Esssaal verließ.
    »Vielleicht wollen Sie sich heute Nachmittag ausruhen. Wenn nicht, würde ich Sie in etwa einer Stunde abholen. In der Nähe ist eine interessante Kirche. Vielleicht haben Sie Lust, sie zu besichtigen?«
    »Ja, das wäre sehr nett«, stimmte Miss Marple zu.
     
    Miss Marple saß aufrecht in dem Wagen, mit dem Professor Wanstead sie abgeholt hatte. Er war zur vereinbarten Zeit erschienen.
    »Ich dachte, Sie würden sich diese Kirche gern ansehen. Auch der Ort ist sehr hübsch. Ich sehe nicht ein, warum wir uns nicht die Umgebung etwas anschauen sollen.«
    »Das ist sehr nett von Ihnen«, hatte Miss Marple gesagt und ihn etwas unsicher angeblickt. »Wirklich sehr nett. Obwohl es fast etwas herzlos… Sie wissen schon, was ich meine.«
    »Meine liebe Miss Marple, Miss Temple ist ja keine alte Freundin von Ihnen. So traurig diese Sache auch ist.«
    Professor Wanstead hatte die Wagentür geöffnet, und Miss Marple war eingestiegen. Sie nahm an, dass dies ein Mietwagen war. Ein netter Einfall, eine alte Dame zu einer solchen Fahrt einzuladen. Er hätte sich ja auch eine jüngere und interessantere Begleiterin aussuchen können. Während sie durch das Dorf fuhren, schaute sie ihn hin und wieder nachdenklich an, doch er erwiderte ihren Blick nicht und sah geradeaus.
    Als sie auf eine kleine Landstraße kamen, wandte er seinen Kopf und sagte:
    »Leider werden wir uns keine Kirche ansehen.«
    »Das habe ich mir fast gedacht. Wohin fahren wir denn?«
    »Ins Krankenhaus. Nach Carristown.«
    »Wo man Miss Temple hingebracht hat?«
    »Ja«, sagte der Professor. »Mrs Sandbourne war bei ihr und hat mir einen Brief von der Krankenhausleitung mitgebracht. Ich habe vorhin mit den Leuten gesprochen.«
    »Geht es ihr besser?«
    »Nein. Es geht ihr nicht sehr gut.«
    »Hoffentlich…«
    »Es ist ein sehr komplizierter Fall. Man kann gar nichts tun. Möglich, dass sie nicht wieder zu Bewusstsein kommt. Aber vielleicht wacht sie auch für kurze Zeit auf.«
    »Und warum bringen Sie mich zu ihr? Ich bin keine Freundin von ihr. Ich habe sie erst auf dieser Reise kennen gelernt.«
    »Das ist mir klar. Ich bringe Sie hin, weil sie in einem ihrer kurzen wachen Augenblicke nach Ihnen fragte.«
    »Ach so. Warum sie mich wohl sprechen will? Wieso glaubt sie, dass ich ihr nützlich sein kann? Sie ist eine bemerkenswerte Frau. Als Direktorin von Fallowfield hatte sie in Fachkreisen einen bedeutenden Ruf.«
    »Fallowfield ist, glaube ich, die beste Mädchenschule, die es gibt?«
    »Ja. Miss Temple ist eine große Persönlichkeit und außerdem eine sehr gelehrte Frau. Ihr Fach ist die Mathematik, aber sie hat auch ein

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