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Das Schicksal in Person

Das Schicksal in Person

Titel: Das Schicksal in Person Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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telefoniert.«
    »Ach ja. Schwester Barker sagte mir, sie würde Sie begleiten.«
    »Wie geht es Miss Temple?«
    »Unverändert. Leider hat sich ihr Befinden nicht gebessert.« Sie ging zur Tür und sagte: »Ich werde Sie zu Schwester Barker bringen.«
    Schwester Barker war groß und dünn. Sie hatte eine tiefe, energische Stimme und dunkelgraue Augen, mit denen sie jeden Fremden kurz und scharf musterte, so dass er sofort das Gefühl hatte, begutachtet und auch schon beurteilt worden zu sein.
    »Ich weiß nicht, wie Sie vorgehen wollen«, sagte Professor Wanstead zu ihr.
    »Ich werde Miss Marple kurz erklären, wie ich es mir denke. Zuerst muss ich Sie darauf aufmerksam machen, dass die Patientin, Miss Temple, immer noch im Koma liegt und nur ganz selten zu sich kommt. Hin und wieder wacht sie auf, erkennt ihre Umgebung und kann ein paar Worte sprechen. Sie ist aber nicht direkt ansprechbar, man wird sehr viel Geduld haben müssen. Ich nehme an, dass Professor Wanstead es Ihnen schon erzählt hat: in einem ihrer wachen Momente sagte sie ganz deutlich: ›Miss Jane Marple. Ich möchte mit ihr sprechen. Miss Jane Marple.‹ Dann wurde sie wieder bewusstlos. Der Arzt hielt es für richtig, sich mit der Reisegesellschaft in Verbindung zu setzen. Professor Wanstead kam und sagte, er würde Sie holen. Wir bitten Sie nun, in die Privatstation hinaufzugehen, wo sie liegt, und alles aufzuschreiben, was sie sagt, falls sie wieder zu Bewusstsein kommt. Die Diagnose ist leider nicht sehr günstig. Die Ärzte sind der Ansicht, dass sie schnell schwächer wird und sterben könnte, ohne noch einmal aufzuwachen. Gegen diese Gehirnerschütterung kann man nichts tun. Es ist wichtig, dass jemand hört, was sie sagt. Der Arzt meint, es sollten nicht zu viele Leute bei ihr sein, wenn sie noch mal zu sich kommt. Es wird noch eine Schwester im Zimmer sein, die man aber vom Bett aus nicht sieht. Sie sitzt in einer Ecke des Zimmers hinter einer Trennwand.« Dann fügte sie hinzu: »Es ist auch ein Polizeibeamter da, der alles notiert. Der Arzt hält es für richtig, dass auch er von Miss Temple nicht gesehen wird. Eine Person allein wird sie nicht beunruhigen, vor allem nicht jemand, den sie zu sehen erwartet. Ich hoffe, das ist nicht zu schwierig für Sie?«
    »Aber nein«, sagte Miss Marple. »Das kann ich ohne weiteres machen. Ich habe ein kleines Notizbuch und einen Kugelschreiber bei mir. Für kurze Zeit kann ich mir sehr gut merken, was ich höre, ich muss also nicht gleich aufschreiben, was sie sagt. Sie können sich auf mein Gedächtnis verlassen. Mein Gehör ist zwar nicht mehr so gut wie früher, aber wenn ich neben ihr am Bett sitze, kann ich alles hören, was sie sagt, auch wenn sie flüstert. Ich bin kranke Menschen gewohnt, ich habe viel mit Kranken zu tun gehabt.«
    Wieder traf Miss Marple der schnelle Blick von Schwester Barker, doch diesmal deutete ein leichtes Kopfnicken an, dass sie zufrieden war.
    »Sehr schön«, sagte sie. »Sicher werden Sie uns eine große Hilfe sein – wenn man überhaupt helfen kann. Professor Wanstead, wenn Sie bitte unten im Wartezimmer Platz nehmen möchten – wir können Sie rufen, falls es nötig ist. Und nun, Miss Marple, kommen Sie bitte mit.«
    Miss Marple folgte der Schwester einen Gang entlang bis zu einem kleinen Einzelzimmer. Der Raum war abgedunkelt, die Rollläden halb heruntergelassen. Elizabeth Temple lag vollkommen bewegungslos im Bett, doch sie machte nicht den Eindruck, als ob sie schliefe. Sie atmete unregelmäßig und schwer. Schwester Barker beugte sich über sie und bat Miss Marple, sich neben dem Bett auf einen Stuhl zu setzen. Dann ging sie zur Tür. Ein junger Mann mit einem Notizbuch in der Hand tauchte hinter einem Wandschirm auf.
    »Anordnung des Doktors, Mr Reckitt«, sagte Schwester Barker.
    Eine Schwester, die in der anderen Ecke des Zimmers gesessen hatte, trat auf sie zu.
    »Bitte rufen Sie mich, wenn es nötig ist, Schwester Edmonds«, sagte Schwester Barker. »Und bringen Sie Miss Marple, was sie braucht.«
     
    Miss Marple zog ihren Mantel aus und die Schwester nahm ihn ihr ab. Es war warm im Zimmer. Dann ging sie wieder zu ihrem Platz, und Miss Marple setzte sich auf den Stuhl. Sie schaute Elizabeth Temple an und es fiel ihr wieder auf, was für einen edel geformten Kopf sie hatte. Ihr graues Haar war zurückgestrichen und lag wie eine Kappe an. Eine schöne Frau, eine Persönlichkeit. Welch ein Jammer, dachte Miss Marple wenn die Welt Elizabeth Temple

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