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Das Schicksal in Person

Das Schicksal in Person

Titel: Das Schicksal in Person Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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beachtliches Allgemeinwissen. Als gute Pädagogin kannte sie die Fähigkeiten ihrer Schülerinnen sehr genau und wusste, wie sie sie fördern konnte. Es wäre sehr traurig, wenn sie sterben müsste«, sagte Miss Marple. »Es ist so sinnlos. Obwohl sie schon pensioniert war, hatte sie immer noch sehr viel Einfluss. Dieser Unfall…« Sie brach plötzlich ab. »Aber vielleicht möchten Sie sich mit mir nicht über den Unfall unterhalten.«
    »Doch, ich glaube, es ist besser. Ein großer Steinbrocken rollte den Abhang hinunter. Angeblich passiert so etwas ganz selten dort. Übrigens war deswegen schon jemand bei mir«, sagte Professor Wanstead.
    »Um mit Ihnen über den Unfall zu sprechen? Wer denn?«
    »Die beiden jungen Leute. Joanna Crawford und Emlyn Price.«
    »Und was sagten sie?«
    »Joanna sagte, es sei jemand oben am Abhang gestanden. Ziemlich weit oben. Sie und Emlyn waren vom Hauptweg aus hinaufgeklettert und gingen einen anderen Weg. Als sie um eine Biegung kamen, sahen sie ganz deutlich die Silhouette eines Mannes oder einer Frau. Eine Gestalt, die versuchte, ein großes Felsstück loszustemmen. Der Stein bewegte sich, begann zu rollen, erst langsam und dann schneller. Miss Temple ging unten auf dem Hauptweg entlang, und dort wurde sie von dem Stein getroffen. Wenn es ein Anschlag auf ihr Leben war, ist er nur zu gut gelungen.«
    »War es ein Mann, oder war es eine Frau?«
    »Das konnte Joanna Crawford leider nicht sagen. Eine Gestalt in Hosen, mit einem leuchtend rot-schwarz karierten Pullover. Ein Pullover mit offenem Kragen. Die Gestalt ist sehr schnell wieder verschwunden, so dass sie sie nicht genau sehen konnten. Joanna meint, es sei ein Mann gewesen, aber sie ist sich nicht sicher.«
    »Und sie glaubt, oder Sie glauben, dass es ein vorsätzlicher Anschlag auf Miss Temples Leben war?«
    »Je mehr sie darüber nachdenkt, desto mehr glaubt sie es. Der Junge auch.«
    »Und Sie können sich nicht denken, wer es gewesen ist?«
    »Nein. Und die beiden auch nicht. Es könnte ein Mitreisender gewesen sein, irgendjemand, der an jenem Nachmittag allein spazieren ging. Oder ein völlig Unbekannter, der wusste, dass der Bus dort hielt, und der sich diese Stelle aussuchte, um irgendeinen der Reisenden zu attackieren. Irgendein junger Gewalttäter. Oder es war ein geheimer Feind.«
    »Es kommt mir sehr theatralisch vor, von einem ›geheimen Feind‹ zu sprechen«, sagte Miss Marple.
    »Ja, da haben Sie Recht. Wer würde schon eine pensionierte und geachtete Schulleiterin töten wollen? Das müssen wir herausbekommen. Es ist möglich, wenn auch unwahrscheinlich, dass Miss Temple selbst uns diese Frage beantworten kann. Vielleicht hat sie die Gestalt dort oben erkannt. Oder sie kennt jemand, der ihr aus irgendeinem Grund feindlich gesinnt ist.«
    »Ich kann es mir schlecht vorstellen.«
    »Ja, eben. Doch andererseits – eine Schuldirektorin kennt eine Menge Leute. Es sind im Lauf ihres Lebens viele Menschen durch ihre Hände gegangen, wenn man so sagen will.«
    »Sie meinen, viele junge Mädchen?«
    »Ja. Und ihre Angehörigen. Eine Schulleiterin erfährt sehr viel in ihrem Beruf. Über Liebesaffären, zum Beispiel, von denen die Eltern nichts wissen. Das kommt doch häufig vor, besonders heute, wo die Mädchen frühreif sind. In körperlicher Hinsicht, denn die wirkliche Reife kommt erst später. Sie bleiben länger kindlich. Kindlich, was ihre Mode betrifft und ihre langen Haare. Sogar die Miniröcke sind nichts anderes als eine Art Idolisierung der Kindlichkeit. Ihre Baby-Doll-Nachthemden, die kurzen Shorts – alles Kindermoden. Sie wollen nicht erwachsen werden, nicht die Verantwortung Erwachsener übernehmen. Und doch wollen sie – wie alle Kinder – als erwachsen gelten und die Freiheit haben, Dinge zu tun, die sie für erwachsen halten. Und so entstehen oft Tragödien.«
    »Denken Sie an einen bestimmten Fall?«
    »Nein, eigentlich nicht. Ich denke nur – nun, ich erwäge einige Möglichkeiten. Ich glaube nicht, dass Elizabeth Temple persönliche Feinde hatte. Jemand, der so grausam war, eine Gelegenheit zu suchen, um sie zu töten. Ich nehme an – aber wollen Sie nicht erst sagen, was Sie vermuten?«
    »Ich glaube, ich weiß, was Sie meinen. Sie meinen, dass Miss Temple irgendetwas wusste, dass sie etwas erfahren hatte, das jemand gefährlich werden konnte, wenn es bekannt würde.«
    »Ja, Sie haben Recht, das ist genau das, was ich denke.«
    »Wenn es so ist«, sagte Miss Marple, »wäre das doch ein

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