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Das Schicksal in Person

Das Schicksal in Person

Titel: Das Schicksal in Person Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Zeichen dafür, dass auf unserer Reise jemand dabei ist, der Miss Temple erkannt hat oder weiß, wer sie ist. Jemand, den Miss Temple selbst vielleicht gar nicht mehr erkannt hat, an den sie sich nicht mehr erinnert. Es scheint, als wäre der Täter einer unserer Mitreisenden.«
    Und nach einer Pause sagte sie:
    »Der Pullover, von dem Sie sprachen, er war rot-schwarz kariert, nicht wahr?«
    »Ach ja, der Pullover.« Der Professor schaute sie fragend an. »Was ist damit?«
    »Er ist sehr auffallend. Ihrer Erzählung nach jedenfalls. Man merkt ihn sich. Deshalb hat ihn Joanna auch besonders erwähnt.«
    »Ja, aber was schließen Sie daraus?«
    »Ein Signal«, sagte Miss Marple nachdenklich. »Etwas, das auffällt, an das man sich erinnert.«
    »Und was weiter?«
    »Wenn man einen Menschen beschreibt, den man gesehen hat – den man von weitem gesehen hat –, wird man zuerst seine Kleidung beschreiben. Nicht das Gesicht oder den Gang oder die Hände. Etwas, das an der Kleidung besonders auffällt, eine Farbe vielleicht. Wenn nun diese Person das auffällige Kleidungsstück vernichtet oder in ein Paket packt und wegschickt oder es verbrennt oder in einen öffentlichen Papierkorb steckt, wird man es nicht mehr mit ihr in Zusammenhang bringen. Dieser auffällige schwarz-rote Pullover wurde bewusst ausgewählt. Ein Muster, das man wieder erkennt; aber den Pullover wird dieser bestimmte Mensch nie mehr tragen.«
    »Keine schlechte Idee«, sagte der Professor. »Fallowfield ist nicht weit entfernt, etwa sechzehn Meilen. Elizabeth Temple ist hier zu Hause, sie wird hier bekannt sein und selbst auch viele Bekannte haben.«
    »Ja, das erweitert den Kreis«, sage Miss Marple. »Ich bin auch Ihrer Ansicht, der Mörder ist wahrscheinlich eher ein Mann. Der schwere Stein ist, wenn er absichtlich den Abhang hinuntergerollt wurde, sehr genau gezielt worden. Genauigkeit ist eher eine männliche Eigenschaft. Aber vielleicht hat jemand Miss Temple zufällig auf der Straße gesehen, eine frühere Schülerin, jemand, den sie nicht erkannt hat. Aber das Mädchen oder die Frau hat sie erkannt, weil eine Schulleiterin mit sechzig auch nicht sehr viel anders aussieht als mit fünfzig. Und die wusste, dass Miss Temple etwas von ihr wusste, was ihr schaden konnte.« Miss Marple seufzte. »Ich kenne diese Gegend überhaupt nicht. Sind Sie hier schon einmal gewesen?«
    »Nein«, sagte Professor Wanstead. »Ich war noch nie hier. Ich weiß nur durch Sie über einige Dinge Bescheid, die hier geschehen sind. Wenn Sie nicht wären, wäre mir vieles unklarer. Wir müssen uns Folgendes überlegen: Warum sind Sie hier? Das wissen Sie nicht. Und doch hat man Sie hierher geschickt. Mr Rafiel wollte, dass Sie diese Reise mitmachen und mich kennen lernen. Wir sind auch anderswo gewesen in der vergangenen Woche, haben anderswo übernachtet, doch er hat alles so eingerichtet, dass Sie einige Tage hier bei Freunden von ihm blieben, die seine Bitte nicht abschlagen konnten. Hatte er dafür einen Grund?«
    »Damit ich bestimmte Dinge erfuhr, die für mich wichtig sind!«, meinte Miss Marple.
    »In Zusammenhang mit den Morden, die hier vor Jahren geschehen sind?«, fragte Professor Wanstead zweifelnd. »Nein, daran ist nichts Ungewöhnliches, das ist auch woanders schon passiert. Morde kommen oft serienweise vor. Zuerst findet man ein Mädchen, das überfallen und ermordet wurde. Dann, nicht weit davon entfernt, noch eines. Und noch ein ähnlicher Fall passiert in ein paar Meilen Entfernung. Alles nach dem gleichen Muster.«
    »Zwei Mädchen wurden in Jocelyn St. Mary als vermisst gemeldet. Die eine, über die wir schon sprachen, deren Leiche erst nach sechs Monaten gefunden wurde und die man zuletzt in Begleitung von Michael Rafiel gesehen hatte – «
    »Und die andere?«
    »Sie hieß Nora Broad. Kein stilles Mädchen ohne Freunde. Vermutlich hatte sie einen zu viel. Man hat ihre Leiche nie gefunden.«
    »Eines Tages wird man sie finden. Oft vergehen zwanzig Jahre, bis eine Leiche gefunden wird«, sagte Wanstead. Er verlangsamte das Fahrtempo etwas und sagte: »Wir sind da. Das ist Carristown, und dort ist das Krankenhaus.«
    Als sie das Krankenhaus betraten und sich meldeten, wurden sie in einen kleinen Raum geführt. Der Professor wurde offensichtlich erwartet. Eine Frau kam ihnen entgegen.
    »O ja«, sagte sie. »Professor Wanstead. Und dies ist…« Sie zögerte.
    »Miss Jane Marple«, sagte der Professor. »Ich habe mit Schwester Barker

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