Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schicksal in Person

Das Schicksal in Person

Titel: Das Schicksal in Person Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
auch diesen Blick gehabt. Die ist überall hingerannt wo Schweine abgestochen wurden. Das hat ihr Spaß gemacht. Na ja, es kommen in manchen Familien merkwürdige Dinge vor.« Miss Marple verabschiedete sich, stellte fest, dass sie noch zehn Minuten Zeit hatte, und machte sich auf den Weg zur Poststelle, die sich in einem Gemischtwarenladen am Marktplatz befand. Miss Marple ging zum Postschalter, kaufte Briefmarken, schaute sich Ansichtskarten an und interessierte sich dann für einen Ständer mit Taschenbüchern. Die Frau hinter dem Postschalter – etwa vierzig, mit einem säuerlichen Gesicht – half ihr, eines der Bücher herauszunehmen.
    »Sie stecken oft zu dicht drin. Die Leute tun sie nicht wieder richtig rein.«
    Im Augenblick war das Geschäft leer. Miss Marple schaute sich angewidert einen Buchumschlag an: ein nacktes Mädchen mit blutverschmiertem Gesicht, und darübergebeugt der finster blickende Mörder mit einem blutbefleckten Messer.
    »Schrecklich«, sagte sie. »Diese Schauergeschichten heutzutage.«
    »Ja, sie gehen manchmal ein bisschen zu weit mit ihren Umschlägen«, sagte Mrs Essiggesicht. »Ist nicht jedermanns Geschmack. Aber man liebt ja heute die Gewalt, in jeder Hinsicht.«
    Miss Marple zog noch ein Buch aus dem Ständer. »Was geschah mit Baby Jane?«, stand darauf. »Ach ja, wir leben wirklich in einer traurigen Welt.«
    »Ja ja. Gestern habe ich auch wieder so was in der Zeitung gelesen. Eine Frau hat den Kinderwagen mit ihrem Baby draußen vor dem Supermarkt stehen gelassen, und dann kommt jemand vorbei und nimmt es mit. Und alles offenbar ohne Grund. Die Polizei hat es dann gefunden. Diese Leute sagen immer dasselbe, ob sie im Supermarkt stehlen oder Babys rauben. Sie sagen, sie wüssten nicht, was über sie gekommen ist.«
    »Vielleicht wissen sie es wirklich nicht«, sagte Miss Marple.
    Die Frau schaute noch mürrischer aus.
    »Na, es gehört schon eine ganze Menge dazu, mich davon zu überzeugen«, sagte sie. Miss Marple sah sich um. Der Raum war immer noch leer.
    »Wenn Sie gerade nicht zu viel zu tun haben«, sagte sie, »hätte ich Sie gern etwas gefragt. Ich habe etwas furchtbar Dummes angestellt. In meinem Alter irrt man sich manchmal. Es handelt sich um ein Paket, das ich einer Wohltätigkeitsorganisation geschickt habe. Es waren Kleidungsstücke darin, Pullover und Kindersachen. Ich habe es verpackt, und dann wurde es abgeschickt. Erst heute Morgen fiel mir ein, dass ich etwas falsch gemacht habe; ich habe die falsche Adresse daraufgeschrieben. Ich glaube ja nicht, dass es irgendeine Liste gibt, auf der die Adressen notiert werden, aber ich habe mir gedacht, dass sich vielleicht jemand erinnert. Die Adresse, die ich hätte daraufschreiben müssen, ist Theo Dockyard and Thames Side Welfare Association.«
    Die Frau sah auf einmal sehr freundlich aus, sie war gerührt über Miss Marples Zerstreutheit.
    »Haben Sie das Paket selbst gebracht?«
    »Nein. Ich wohne im Old Manor House, und eine der Damen, Mrs Glynne, sagte, dass sie oder ihre Schwester es zur Post bringen würde. Sehr lieb von ihr – «
    »Einen Augenblick mal. Das muss am Dienstag gewesen sein. Es war aber nicht Mrs Glynne. Miss Anthea hat es gebracht.«
    »Ja, es ist möglich, dass es am Dienstag war.«
    »Ich kann mich sogar noch sehr gut erinnern: ein ziemlich großer und schwerer Kleiderkarton. Aber die Adresse war anders. Es war für Reverend Mathews – The East Ham Women’s and Children’s Clothing Appeal.«
    »Ja, natürlich«, sagte Miss Marple und drückte ihr erleichtert die Hand. »Wie gut, dass Sie sich erinnern. Ich weiß jetzt auch, wie es zu dem Versehen kam. Zu Weihnachten habe ich tatsächlich an diese Organisation Wollsachen geschickt und habe jetzt die falsche Adresse abgeschrieben. Können Sie es bitte noch einmal wiederholen?« Sie notierte die Adresse sorgfältig in ihrem kleinen Notizbuch.
    »Leider ist das Paket schon abgegangen.«
    »Ja, natürlich, aber ich kann dorthin schreiben, den Irrtum erklären und sie bitten, die Sachen stattdessen zu der Dockyard Association zu schicken. Vielen Dank.«
    Miss Marple ging eilig hinaus.
    Die Frau holte Briefmarken für den nächsten Kunden aus ihrer Mappe und bemerkte zu einem Kollegen: »Ganz konfus, die alte Frau. Wahrscheinlich passieren ihr solche Sachen öfters.«
    Miss Marple hatte kaum die Poststelle verlassen, da liefen ihr schon Emlyn Price und Joanna Crawford über den Weg.
    Joanna sah sehr blass aus und machte einen aufgeregten

Weitere Kostenlose Bücher