Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schicksal in Person

Das Schicksal in Person

Titel: Das Schicksal in Person Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
wird und zahlen muss. Bevor das geschah, wurden zwei Mädchen von ihm schwanger.«
    »Und dieses Mädchen – war es auch in anderen Umständen?«
    »O ja. Zuerst, als man die Leiche fand, dachten wir, es sei Nora Broad. Die Nichte von Mrs Broad unten bei der Mühle. Die war bekannt dafür. Hat sich immer mit Jungens herumgetrieben. Sie wurde auch vermisst. Niemand wusste, wo sie war. Als dann sechs Monate später diese Leiche auftauchte, dachte man zuerst, sie sei es.«
    »Sie war es aber nicht?«
    »Nein, es war jemand ganz anderes.«
    »Hat man denn ihre Leiche nicht gefunden?«
    »Nein, aber ich glaube, eines Tages wird man sie noch finden. Kann aber auch sein, dass sie in den Fluss geworfen wurde. Man weiß ja nie. Man ahnt ja auch nicht, was man zum Beispiel alles beim Pflügen in einem Acker finden kann. Ich bin mal mitgenommen worden und hab mir die ganzen Schätze angesehen. Lutton Loo hieß der Ort; irgendwo im Osten. Und alles lag in einem gepflügten Feld: Goldschiffe und Wikingerschiffe und goldenes Geschirr, riesige Teller. Nein, man weiß das nie. Eine Leiche oder ein goldener Teller – jeden Tag kann so etwas auftauchen. Und es kann viele hundert Jahre alt sein wie dieses goldene Geschirr oder nur drei oder vier Jahre wie die Leiche von Mary Lucas. Das Mädchen, das vier Jahre lang vermisst wurde. Irgendwo in der Nähe von Reigate ist sie gefunden worden. Ach ja, so viele schreckliche Dinge. Ein trauriges Leben. Man weiß nie, was kommt.«
    »War da nicht noch ein Mädchen?«, fragte Miss Marple. »Das hier gelebt hat und auch ermordet wurde?«
    »Sie meinen die Leiche, die man zuerst für Nora Broad hielt? Ich weiß nicht mehr, wie das Mädchen hieß. Hope, glaube ich. Hope oder Charity. Irgend so ein altmodischer Name, den man heute nicht mehr oft hört. Sie hat im Manor House gewohnt. Als ihre Eltern starben, hat sie eine Weile dort gelebt.«
    »Ihre Eltern sind verunglückt, nicht wahr?«
    »Ja. Bei einem Flug nach Spanien oder Italien, irgendwo da unten.«
    »Und sie hat hier gelebt? Sind die Damen im Manor House denn mit ihr verwandt?«
    »Das weiß ich nicht. Die jetzige Mrs Glynne war, glaube ich, eine Freundin ihrer Mutter. Mrs Glynne war verheiratet und lebte im Ausland, die konnte sich natürlich nicht um sie kümmern. Aber Miss Clotilde, die älteste, die dunkle, die nahm sich ihrer an, die hatte das Mädchen sehr gern. Sie hat Reisen mit ihr gemacht, nach Italien und Frankreich und überallhin, und sie hat ihr etwas Maschinenschreiben beigebracht und Stenographie und hat ihr Kunstunterricht gegeben. Miss Clotilde ist künstlerisch sehr begabt. Ja, sie hat das Mädchen sehr gerne gehabt. Sie war ganz gebrochen, als die Kleine verschwand. Anders als Miss Anthea – «
    »Miss Anthea ist die jüngste, nicht wahr?«
    »Ja, und nicht ganz richtig im Kopf. Ein bisschen sonderbar, wissen Sie. Oft spricht sie mit sich selbst und macht ganz komische Kopfbewegungen. Die Kinder haben manchmal Angst vor ihr. Man sagt, sie sei ein bisschen verrückt. Ich weiß es ja nicht, in so einem Dorf hört man so manches. Auch der Großonkel, der früher hier gelebt hat, war etwas eigenartig. Hat im Garten mit dem Revolver herumgeschossen, ganz ohne Grund. Er sei stolz auf seine Schießkünste, hat er gesagt.«
    »Aber Miss Clotilde ist ganz normal?«
    »Aber ja, die ist sehr intelligent. Ich glaube, sie kann Latein und Griechisch. Sie hätte gerne studiert, aber sie musste sich um die Mutter kümmern, die lange krank war. Aber sie hat Miss – wie hieß sie denn noch? – sehr geliebt. Hieß sie Faith? Sie hat sie sehr geliebt und wie eine Tochter behandelt. Und dann kam dieser junge Mann, Michael hieß er, und sie ging mit ihm auf und davon, ohne ein Wort zu sagen. Ich weiß gar nicht, ob Miss Clotilde überhaupt wusste, dass das Mädchen in anderen Umständen war.«
    »Aber Sie wussten es?«, fragte Miss Marple.
    »Na ja, ich hab ne Menge Erfahrung. Ich sehe das den Mädchen an. Es ist ja nicht so, dass sie nur dicker werden, man sieht es an ihren Augen, an der Art, wie sie sich bewegen. Und dann die Schwindelanfälle. Ja ja, habe ich mir gedacht, die hat es auch erwischt. Miss Clotilde musste die Leiche identifizieren. Sie war ganz gebrochen. Sie hat das Mädchen sehr geliebt.«
    »Und die andere, Miss Anthea?«
    »Ja, das war ganz komisch. Sie hatte so einen vergnügten Blick hinterher, so, als ob sie sich freute. Nicht sehr nett, nicht wahr? Ich kannte mal jemand, die Tochter vom Bauern Plummer, die hat

Weitere Kostenlose Bücher