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Das Schicksal in Person

Das Schicksal in Person

Titel: Das Schicksal in Person Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Miss Marple. »Sehr, sehr Leid. Bitte sagen Sie Ihrer Schwester, dass ich das nicht wusste. Ich hatte keine Ahnung davon.«

15
     
    M iss Marple ging langsam die Dorfstraße hinunter, in Richtung auf den Marktplatz. Dort, in einem der alten Gebäude, sollte die Untersuchung stattfinden. Sie schaute auf ihre Uhr und stellte fest, dass sie noch zwanzig Minuten Zeit hatte. Sie sah sich ein paar Schaufenster an und blieb vor einem Laden stehen, in dem Wolle und Babywäsche verkauft wurden. Sie beobachtete, wie eine Verkäuferin gerade zwei Kindern Wollmäntel anprobierte. Hinter dem Ladentisch stand eine ältere Frau.
    Miss Marple betrat den Laden, ging auf die ältere Frau zu und holte aus ihrer Handtasche einen rosa Wollfaden. Ihr sei die Wolle ausgegangen, sagte sie, sie müsse ein kleines Jäckchen fertigstricken. Nach wenigen Minuten war die passende Wolle gefunden. Miss Marple ließ sich noch einige andere Wollstränge zeigen, die sie vorher bewundert hatte, und bald steckte sie in einer angeregten Unterhaltung. Das schreckliche Unglück, das sich gerade ereignet hatte, war das Thema. Mrs Merrypit – dieser Name stand jedenfalls außen über der Ladentür – war erfüllt von diesem Ereignis und beklagte sich über die Behörden, die es nicht fertigbrächten, die Fußwege zu sichern.
    »Wenn es regnet, wird die ganze Erde weggewaschen, und dann lockern sich die Felsen und fallen herunter. In einem Jahr ist das dreimal passiert, und es gab drei Unfälle. Zuerst war es ein Junge, der beinahe getötet wurde, dann, ein halbes Jahr später, ein Mann, der sich dabei den Arm brach, und dann die arme alte Mrs Walker. Sie war blind und auch schon ziemlich taub. Sie hat nichts gehört, denn sonst hätte sie noch weglaufen können. Jemand hatte sie gesehen und sie gewarnt, aber es war zu weit entfernt. Sie hat das Rufen nicht gehört. Und deswegen musste sie sterben.«
    »Wie traurig«, sagte Miss Marple. »Wie tragisch. Das sind Dinge, die man nicht leicht vergisst, nicht wahr?«
    »Ja, wirklich nicht. Der Untersuchungsrichter wird es sicher heute auch erwähnen.«
    »Ja, das wird er sicher tun«, sagte Miss Marple. »Aber so schrecklich es auch ist, das sind eben Dinge, die passieren. Natürlich gibt es auch andere Fälle, wo so etwas mit Absicht geschieht. Jemand, der absichtlich Steine ins Rollen bringt.«
    »Ja, natürlich, den Dorfjungen ist alles zuzutrauen. Aber ich habe sie dort oben so etwas noch nie tun sehen.«
    Miss Marple ging zu einem anderen Thema über: Pullover. Pullover in grellen Farben.
    »Er soll nicht für mich selbst sein«, sagte sie. »Er ist für einen Großneffen. Wissen Sie, er möchte einen Pullover mit offenem Kragen, und er liebt leuchtende Farben.«
    »Ja, heutzutage sind grelle Farben Mode«, meinte Mrs Merrypit. »Aber nicht bei den Jeans, da sind nur dunkle gefragt. Schwarze oder dunkelblaue. Aber oben muss alles bunt sein.«
    Miss Marple erklärte, sie wolle einen karierten Pullover in leuchtenden Farben. Es war ein ganzer Stapel Pullover und Jacken da, aber keiner war rot-schwarz kariert. Auch war in letzter Zeit so etwas offenbar nicht am Lager gewesen. Miss Marple prüfte die Sachen und wandte sich dann zum Gehen. Vorher brachte sie das Gespräch noch geschickt auf die Morde, die in der Gegend passiert waren.
    »Sie haben den Kerl dann doch erwischt«, sagte Mrs Merrypit. »Ein hübscher Junge, man hätte das nicht von ihm gedacht. Gut erzogen war er, und studiert hat er auch. Der Vater soll sehr reich gewesen sein. Vielleicht war der Junge nicht ganz richtig im Kopf. Man hat ihn zwar nicht in eine Anstalt geschickt, aber sicher hätte er dorthin gehört. Fünf oder sechs Mädchen sollen es gewesen sein! Die Polizei hatte verschiedene Männer in Verdacht. Zuerst Geoffrey Grant. Der war schon immer etwas eigenartig, schon als Junge. Hat kleine Mädchen auf dem Schulweg belästigt, ihnen Süßigkeiten gegeben und gesagt, sie sollten mit ihm kommen, er würde ihnen schöne Blumen zeigen. Ja, den hatten sie stark in Verdacht, aber er war es nicht. Und dann war noch einer da. Bert Williams – aber der war zu der Zeit nicht hier, er hatte ein Alibi. So nennt man das. Und dann kam man schließlich auf diesen – wie hieß er noch gleich, Luke, glaube ich. Nein, Mike hieß er. Sah sehr nett aus, wie ich schon sagte, aber er war vorbestraft. Diebstähle, Scheckfälschungen und so weiter. Und zwei Vaterschaftsklagen. Sie wissen schon. Wenn ein Mädchen ein Kind bekommt und der Vater verklagt

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