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Das Schicksal in Person

Das Schicksal in Person

Titel: Das Schicksal in Person Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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›Demonstration‹ nicht aussprechen? Ich kann Abkürzungen nicht ausstehen. Was soll ich nun tun? Niemand ist da, der sich um mein Gepäck kümmert. Es ist wirklich eine Schande. Dabei habe ich diese Reise bezahlt, mit allen Nebenkosten.«
    »Ich hatte immer den Eindruck, dass sie sich sehr nett um Sie kümmerte«, meinte Miss Marple.
    »Aber nicht in den letzten Tagen. Die Mädchen haben eben kein Verständnis dafür, dass man ein bisschen Beistand braucht, wenn man nicht mehr die Jüngste ist. Sie haben eine verrückte Idee, sie und der junge Price. Sie wollen zu irgendeinem Berg oder einem Denkmal. Hin und zurück ein Weg von acht oder neun Meilen.«
    »Aber wenn sie Halsweh hat und Fieber…«
    »Sie werden sehen, kaum ist der Bus weg, ist das Halsweh besser und von Fieber keine Rede mehr«, antwortete Mrs Riseley-Porter. »So, wir müssen jetzt fort. Auf Wiedersehen, liebe Miss Marple, ich habe mich gefreut, Sie kennen zu lernen. Schade, dass Sie nicht mitkommen.«
    »Ja, es tut mir auch Leid«, erwiderte Miss Marple. »Aber ich bin nicht mehr so jung und leistungsfähig wie Sie, Mrs Riseley-Porter, und nach diesem Schock und all den Aufregungen der letzten Tage habe ich das Bedürfnis, einige Tage vollkommen auszuspannen.«
    »Nun, vielleicht sehen wir uns irgendwo wieder.«
    Sie reichten sich die Hand, und Mrs Riseley-Porter verschwand im Bus.
    »Bon voyage und auf Nimmerwiedersehn!«, sagte eine Stimme hinter Miss Marple.
    Sie drehte sich um. Emlyn Price grinste.
    »Galt das Mrs Riseley-Porter?«, fragte Miss Marple.
    »Natürlich. Wem sonst?«
    »Es tut mir Leid, dass Joanna sich nicht wohl fühlt.«
    Emlyn lachte. »Der wird es bald besser gehn. Wenn der Bus weg ist.«
    »Ach so«, sagte Miss Marple. »Sie meinen – «
    »Genau«, sagte Emlyn Price. »Joanna hat restlos genug von dieser Tante, die sie ständig herumkommandiert.«
    »Dann bleiben Sie wohl auch hier?«
    »Ja. Noch ein paar Tage. Ich will mir die Gegend ansehen und Ausflüge machen. Schauen Sie mich nicht so missbilligend an, Miss Marple. Sie sind doch gar nicht so, oder?«
    »Nun«, sagte Miss Marple. »In meiner Jugend war das auch nicht viel anders. Allerdings gab es da andere Entschuldigungen, und es wurde einem nicht alles so leicht gemacht wie Ihnen heute.«
    Colonel Walker und seine Frau traten auf Miss Marple zu.
    »Wir haben uns so gefreut, Sie kennen zu lernen und die vielen interessanten Gespräche über Gärten mit Ihnen führen zu können«, sagte der Colonel. »Übermorgen – das wird sicher ein Hochgenuss! Wenn nichts dazwischenkommt, natürlich. Es ist wirklich zu traurig, dass dieser Unfall passieren musste. Meiner Meinung nach war es nämlich einer. Der Untersuchungsbeamte ist wirklich zu weit gegangen in seinen Vermutungen.«
    »Ja«, sagte Miss Marple. »Aber es ist doch merkwürdig, dass niemand gefunden wurde, der dort oben war und mit den Steinen herumgespielt hat. Es hätte sich doch jemand melden können.«
    »Die denken, sie werden bestraft«, sagte der Colonel. »Es meldet sich bestimmt niemand, ganz bestimmt nicht. Also, auf Wiedersehen. Ich schicke Ihnen einen Steckling von der Magnolia highdownensis und auch von der Mahonia japonica. Obwohl ich nicht ganz sicher bin, ob sie in dem Klima bei Ihnen zu Hause gut gedeihen.«
    Als sie in den Bus gestiegen waren, drehte Miss Marple sich um und sah Professor Wanstead hinter sich stehen, der den Abfahrenden zuwinkte. Mrs Sandbourne kam als letzte aus dem Hotel, verabschiedete sich von Miss Marple und stieg ebenfalls ein. Miss Marple nahm Professor Wanstead am Arm.
    »Ich möchte mit Ihnen sprechen«, sagte sie. »Können wir irgendwohin gehen, wo man sich in Ruhe unterhalten kann?«
    »Ja, natürlich. Wie wäre es mit der Terrasse, auf der wir schon einmal saßen?«
    »Ja, oder die Veranda auf der anderen Seite des Hotels.«
    Während sie zur Veranda gingen, hörten sie den abfahrenden Bus fröhlich hupen.
    »Ich wünschte«, sagte Professor Wanstead, »Sie wären nicht hier geblieben. Der Gedanke, Sie sicher im Bus zu wissen, wäre mir sympathischer gewesen.« Er schaute sie prüfend an. »Warum bleiben Sie hier? Nervöse Erschöpfung oder etwas anderes?«
    »Etwas anderes«, sagte Miss Marple. »Ich fühle mich nicht besonders mitgenommen, aber das ist natürlich ein sehr guter Vorwand für eine Frau in meinem Alter.«
    »Ich sollte lieber hier bleiben und auf Sie aufpassen!«
    »Das ist nicht nötig. Es gibt andere Dinge, die Sie tun können.«
    »Und die wären?«

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