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Das Schicksal in Person

Das Schicksal in Person

Titel: Das Schicksal in Person Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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seine Heiratsabsichten. Wahrscheinlich fand sein Anwalt, das würde gegen ihn sprechen. Dass sie ihn vielleicht dazu zwingen wollte, ihn zu heiraten, und er sich weigerte. Ich kann mich an die Einzelheiten nicht mehr genau erinnern, es ist schon zu lange her. Auf jeden Fall sprach alles gegen ihn. Er wurde für schuldig erklärt, und er machte den Eindruck, als ob er schuldig sei.
    Sie verstehen nun, Miss Marple, dass ich sehr deprimiert bin. Ich habe die Situation falsch beurteilt. Wegen mir ist ein sehr liebes junges Mädchen in den Tod gegangen. Weil ich nicht genug über die menschliche Natur Bescheid wusste. Von dieser Gefahr ahnte ich nichts. Ich glaubte, sie würde zu mir kommen und mir alles erzählen, wenn sie plötzlich Angst vor ihm bekäme oder etwas Schlimmes entdeckte. Doch sie tat es nicht. Warum tötete er sie? Weil er wusste, dass sie ein Kind bekam? Weil er schon mit einem anderen Mädchen eine Verbindung eingegangen war und nicht wollte, dass er zur Ehe mit Verity gezwungen würde? Nein, das kann ich nicht glauben. Vielleicht hatte sie plötzlich Angst vor ihm bekommen, sah eine Gefahr in ihm, und löste daraufhin ihr Versprechen? Wurde er deshalb so wütend, dass er blindlings auf sie einschlug? Man weiß es nicht.«
    »Wirklich nicht?«, sagte Miss Marple. »Etwas wissen Sie doch ganz genau und glauben auch daran, nicht wahr?«
    »Wie meinen Sie das? ›Glauben‹ im religiösen Sinn?«
    »O nein«, antwortete Miss Marple. »So meinte ich es nicht. Ich habe das Gefühl, dass Sie überzeugt davon sind, dass die beiden sich wirklich geliebt haben, dass sie heiraten wollten und durch irgendein Ereignis daran gehindert wurden, das mit Veritys Tod endete. Dass sie aber beide an diesem Tag auf dem Weg zu Ihnen waren, um sich trauen zu lassen.«
    »Sie haben Recht, liebe Miss Marple. Ja, ich glaube immer noch daran, dass die beiden sich liebten, dass sie heiraten wollten und die Absicht hatten, in guten und schlechten Zeiten, in Armut und in Reichtum, in gesunden und kranken Tagen einander beizustehen. Sie liebte ihn, und sie hätte ihn geheiratet, was auch geschehen würde, wie schlimm es auch kommen würde. Sie war zu allem bereit – und das war ihr Tod.«
    »Sie müssen weiter daran glauben«, sagte Miss Marple. »Sicher wissen Sie, dass ich auch daran glaube?«
    »Aber was dann?«
    »Das weiß ich noch nicht«, antwortete Miss Marple. »Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, dass Elizabeth Temple wusste oder ahnte, was damals geschehen ist. ›Liebe‹, sagte sie, sei ein furchtbares Wort. Ich dachte, sie meinte damit, dass Verity wegen einer Liebesaffäre Selbstmord begangen habe. Weil sie etwas über Michael erfahren hatte oder etwas entdeckte, das sie erschreckte und abstieß. Aber es konnte ja kein Selbstmord gewesen sein.«
    »Nein. Das war nicht möglich. Beim Prozess wurden die Verletzungen genau beschrieben. Man kann nicht Selbstmord begehen, indem man sich seinen Kopf einschlägt.«
    »Fürchterlich«, sagte Miss Marple. »Fürchterlich. Man kann doch nicht jemand, den man liebt, auf so schreckliche Art und Weise umbringen, selbst wenn man ›aus Liebe‹ töten muss. Wenn er sie tötete, dann sicher nicht so. Erwürgen – ja, vielleicht, aber man schlägt einem Menschen, den man liebt, nicht den Kopf ein oder entstellt sein Gesicht.« Dann murmelte sie: »Liebe, Liebe – ein furchtbares Wort.«

18
     
    A m nächsten Morgen stand der Omnibus abfahrtbereit vor dem Hotel. Miss Marple kam herunter, um sich von den Abreisenden zu verabschieden. Sie traf Mrs Riseley-Porter in entrüsteter Stimmung an.
    »Nein, diese Mädchen heutzutage«, sagte sie. »Keine Energie, keine Ausdauer.«
    Miss Marple schaute sie fragend an.
    »Ich meine Joanna, meine Nichte.«
    »O je. Fühlt sie sich nicht wohl?«
    »Sie behauptet es. Dabei ist ihr gar nichts anzusehen. Sie hat angeblich Halsweh und Fieber. Alles purer Unsinn, meiner Meinung nach.«
    »Das tut mir aber Leid«, sagte Miss Marple. »Kann ich etwas für sie tun? Soll ich mal nach ihr schauen?«
    »Nein, lassen Sie nur! Es ist ja sowieso nur ein Vorwand.«
    Wieder schaute Miss Marple sie fragend an.
    »Mädchen sind so albern. Immer müssen sie sich verlieben.«
    »Emlyn Price?«
    »Aha, Sie haben es also auch gemerkt. Ja, die beiden sind ganz verliebt ineinander. Ich finde ihn nicht besonders sympathisch. Auch so einer von diesen langhaarigen Studenten, die immer zu ›Demos‹ gehen müssen und so weiter. Warum können sie

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