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Das Schicksal in Person

Das Schicksal in Person

Titel: Das Schicksal in Person Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Er schaute sie fragend an. »Ist Ihnen etwas eingefallen, oder haben Sie tatsächlich etwas Konkretes erfahren?«
    »Ich glaube, ich weiß etwas. Aber ich muss es beweisen. Ein paar Dinge kann ich nicht selbst erledigen, und ich dachte, Sie könnten mir helfen, weil Sie Beziehungen zu gewissen Behörden haben.«
    »Womit Sie Scotland Yard meinen, Polizeidirektoren und Gefängnisdirektoren.«
    »Ja, entweder den einen oder den anderen oder alle zusammen. Außerdem vielleicht auch noch den Innenminister.«
    »Donnerwetter, Sie wollen ja hoch hinaus! Gut, was soll ich tun?«
    »Vor allem möchte ich Ihnen mal diese Adresse geben.« Sie nahm ein Notizbuch aus ihrer Handtasche, riss ein Blatt heraus und gab es ihm.
    »Was ist das? Ach ja, eine bekannte Wohlfahrtsorganisation, nicht wahr?«
    »Ja, eine von den besseren, soviel ich weiß. Sie tun sehr viel Gutes. Sie nehmen Sachspenden entgegen, Kinderkleidung, Frauenkleidung, Mäntel, Pullover und so weiter.«
    »Und da soll ich auch etwas hinschicken?«
    »Nein, natürlich nicht. Es hängt mit unserem Fall zusammen, mit dem, was wir hier machen.«
    »In welcher Hinsicht?«
    »Ich möchte, dass Sie sich dort nach einem Paket erkundigen, das vor zwei Tagen abgeschickt wurde. Es ging vom hiesigen Postamt ab.«
    »Wer hat es abgeschickt? Sie?«
    »Nein«, sagte Miss Marple. »Aber ich habe mich als Absenderin ausgegeben.«
    »Was heißt das?«
    »Das heißt«, sagte Miss Marple und lächelte verschmitzt, »dass ich zur Post ging und tat, als habe ich in meiner Zerstreutheit eine falsche Adresse auf ein Paket geschrieben, welches jemand für mich zur Post gebracht hatte. Ich tat sehr aufgeregt, und die Postbeamtin beruhigte mich und sagte sofort, dass sie sich an das Paket erinnere. Es habe die Adresse daraufgestanden, die ich Ihnen eben gab. Sie bedauerte, dass es für eine Änderung zu spät sei, das Paket sei schon abgegangen. Ich erwiderte, das sei nicht so schlimm, ich würde hinschreiben und bitten, das Paket an die Organisation zu schicken, für die es bestimmt gewesen sei.«
    »Ein ziemlich umständliches Verfahren.«
    »Na ja«, sagte Miss Marple. »Man muss irgendetwas sagen. Natürlich schreibe ich nicht. Sie werden die Sache in die Hand nehmen! Wir müssen unbedingt wissen, was in dem Paket ist! Sicher haben Sie eine Möglichkeit, das herauszubekommen.«
    »Steckt in dem Paket irgendein Zettel mit einem Hinweis, wer es abgeschickt hat?«
    »Das glaube ich nicht. Vielleicht steht auf einem Zettel der Vermerk ›von Freunden‹ oder auch eine fiktive Adresse wie: Mrs Pippin, 14 Westbourne Grove oder so etwas. Und wenn man dann anfragt, wohnt dort niemand, der so heißt.«
    »Ist das die einzige Möglichkeit?«
    »Vielleicht steht auch etwas anderes drauf: Von Miss Anthea Bradbury-Scott. Aber ich halte es für unwahrscheinlich.«
    »Hat sie…«
    »Sie hat es zur Post gebracht.«
    »Und Sie haben sie darum gebeten?«
    »Nein«, sagte Miss Marple. »Ich habe niemand gebeten, für mich etwas zur Post zu bringen. Ich sah dieses Paket zum ersten Mal, als Anthea es vorbeitrug, während wir auf der Hotelterrasse saßen.«
    »Und Sie gingen dann zum Postamt und erklärten, dass es Ihr Paket sei?«
    »Ja. Das stimmte natürlich nicht. Aber ich wollte herausbekommen, wohin es geschickt worden war.«
    »Sie wollten herausbekommen, ob so ein Paket abgeschickt worden war und ob es eine von den Bradbury-Scotts abgeschickt hatte? Oder wollten Sie speziell wissen, ob es Anthea gewesen war?«
    »Ich wusste ja, dass es Anthea war«, sagte Miss Marple. »Wir hatten sie doch gesehen.«
    »Gut«, sagte der Professor. »Ich kann das erledigen. Sie glauben, dass dieses Paket von Bedeutung für uns ist?«
    »Der Inhalt könnte wichtig sein.«
    »Sie behalten wohl Ihre Geheimnisse gerne für sich, nicht wahr?«, fragte Professor Wanstead.
    »Es sind keine Geheimnisse«, sagte Miss Marple. »Nur Möglichkeiten, denen ich nachgehe. Ich möchte keine Behauptungen aufstellen, ehe ich nicht mehr weiß.«
    »Gibt es sonst noch etwas?«
    »Ich glaube, man müsste die maßgeblichen Stellen darauf aufmerksam machen, dass noch eine zweite Leiche auftauchen könnte.«
    »In Verbindung mit dem Verbrechen, das uns beschäftigt? Ein Verbrechen, das auch vor zehn Jahren geschah?«
    »Ja«, sagte Miss Marple. »Ich bin ziemlich sicher.«
    »Noch eine Leiche? Wessen Leiche?«
    »Es sind bis jetzt alles nur Vermutungen«, sagte Miss Marple.
    »Und Sie haben eine Ahnung, wo diese Leiche ist?«
    »O ja«, sagte

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