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Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Titel: Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green
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Tasche, die auf der Küchentheke lag, und sah nach, wer angerufen hatte. Augustus Waters.
    Dann ging ich durch die Hintertür raus in die Dämmerung. Ich sah die Schaukel draußen auf der Wiese und dachte kurz daran, hinauszugehen und mich zum Telefonieren auf die Schaukel zu setzen, aber das war wohl ein hehrer Wunsch angesichts der Tatsache, dass ich schon vom Essen müde wurde.
    Also legte ich mich stattdessen auf den Rasen vor der Terrasse, sah zum Orion hinauf, dem einzigen Sternbild, das ich erkannte, und rief ihn zurück.
    »Hazel Grace«, sagte er.
    »Hallo«, sagte ich. »Wie geht’s?«
    »Bestens«, sagte er. »Ich wollte dich minütlich anrufen, aber ich habe gewartet, bis ich in puncto Herrschaftliches Leiden wieder einen klaren Gedanken fassen konnte.« (Er sagte in puncto . Das sagte er wirklich. Was für ein Junge!)
    »Und?«, fragte ich.
    »Es ist irgendwie. Das Buch zu lesen war irgendwie …«
    »Irgendwie was?«, fragte ich herausfordernd.
    »Wie ein Geschenk?«, sagte er fragend. »Als hättest du mir etwas Wichtiges gegeben.«
    »Oh«, sagte ich leise.
    »Das war kitschig«, sagte er. »Tut mir leid.«
    »Nein«, sagte ich. »Nein. Es soll dir nicht leidtun.«
    »Aber es hat kein Ende.«
    »Nein.«
    »Die reine Folter. Ich verstehe es total , ich meine, ich verstehe, dass sie gestorben ist oder so was, oder?«
    »Ja, ich schätze schon«, sagte ich.
    »Und na gut, okay, aber es gibt doch so eine Art ungeschriebenen Vertrag zwischen Autor und Leser, und ich finde, ein Buch ohne Ende zu schreiben verletzt diesen Vertrag irgendwie.«
    »Ich weiß nicht.« Plötzlich hatte ich das Gefühl, ich müsste Peter Van Houten verteidigen. »Es ist ein Teil von dem, was mir an dem Buch so gefällt: Es stellt den Tod ehrlich dar. Du stirbst eben mitten im Leben, mitten im Satz. Aber trotzdem würde ich wirklich, wirklich verdammt gern wissen, was aus den anderen wird. Deswegen habe ich Peter Van Houten Briefe geschrieben. Aber er – na ja, er antwortet einfach nicht.«
    »Hm. Du hast gesagt, er lebt zurückgezogen?«
    »Korrekt.«
    »Unmöglich, ihn ausfindig zu machen.«
    »Korrekt.«
    »Vollkommen unerreichbar«, sagte Augustus.
    »Leider Gottes«, sagte ich.
    »Lieber Mr. Waters«, antwortete er. »Ich schreibe Ihnen, um mich für Ihre elektronische Nachricht zu bedanken, die mich via Ms. Vliegenthart am sechsten April aus den Vereinigten Staaten von Amerika erreicht hat, sofern man angesichts der triumphierend digitalisierten Gleichzeitigkeit unserer heutigen Welt überhaupt von Geographie sprechen kann.«
    »Augustus, was zum Teufel …?«
    »Er hat eine Assistentin«, erklärte Augustus. »Lidewij Vliegenthart. Ich habe sie ausfindig gemacht. Ich habe ihr eine E-Mail geschickt. Sie hat ihm meine Nachricht gegeben. Er hat mir über ihr E-Mail-Konto geantwortet.«
    »Okay, okay. Lies weiter.«
    »Meine Antwort wurde in der glorreichen Tradition unserer Väter mit Tinte auf Papier verfasst und anschließend von Ms. Vliegenthart in eine Reihe von Einsen und Nullen transkribiert, um sie durch das stumpfsinnige Netz, das unsere Spezies in den Bann geschlagen hat, zu schicken, daher möchte ich mich für alle Fehler und Auslassungen entschuldigen, die im Prozess entstanden sein mögen.
    Angesichts der Vielfalt an leichter Unterhaltung, die jungen Männern und Frauen Ihrer Generation heutzutage zur Verfügung steht, bin ich jedem Einzelnen dankbar, der sich die Mühe macht, mein Büchlein zu lesen. Doch Ihnen möchte ich besonders danken, sowohl für Ihre liebenswürdigen Worte zu Ein herrschaftliches Leiden als auch dafür, dass Sie sich die Zeit genommen haben, mir zu schreiben, ich zitiere Sie wörtlich, dass das Buch Ihnen ›eine Menge bedeutet hat‹.
    Allerdings wirft Ihre Bemerkung Fragen auf: Was meinen Sie mit ›bedeutet hat‹? Hat das flüchtige Aufflackern von Bedeutung, das uns die Kunst beschert, in Anbetracht der Nichtigkeit unseres täglichen Kampfs überhaupt einen Wert? Oder besteht ihr einziger Wert darin, uns so angenehm wie möglich die Zeit zu vertreiben? Was erhoffen wir uns von einer Geschichte, Augustus? Das Schrillen von Alarmglocken? Den Ruf an die Waffen? Einen Morphiumtropf? Natürlich führt uns diese Überlegung, wie jedes Hinterfragen des Universums, unweigerlich zu der Frage, was es heißt, ein Mensch zu sein, und ob das alles – um eine Phrase der angstgeplagten Sechzehnjährigen zu borgen, die Sie zweifellos verachten – überhaupt Sinn macht.
    Ich fürchte, die Antwort

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