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Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Titel: Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green
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hätten.
    »Granate! Granate!«, schrie Augustus, als etwas über den Bildschirm segelte, gegen die Schultür prallte und davor liegen blieb.
    Isaac ließ enttäuscht den Joystick sinken. »Wenn die Arschlöcher keine Geiseln kriegen, bringen sie einfach alle um und schieben es uns in die Schuhe.«
    »Gib mir Deckung!«, rief Augustus, dann sprang er über die Mauer und stürmte auf die Schule los. Isaac suchte nach seinem Joystick, und dann schoss er, während die Kugeln bereits auf Augustus niederregneten. Er wurde einmal getroffen, dann zweimal, doch er lief trotzdem weiter. Augustus schrie: »IHR KÖNNT MAX MAYHEM NICHT TÖTEN!«, und mit einem letzten Wirbel an Tastenkombinationen sprang er direkt auf die Granate, die unter ihm explodierte. Seine zerfetzte Figur explodierte wie ein Geysir, und der Bildschirm wurde rot. Eine kehlige Stimme verkündete: »MISSION GESCHEITERT«, aber Augustus schien anderer Meinung zu sein, als er seine Überreste auf dem Bildschirm anlächelte. Er griff in die Hosentasche, nahm eine Zigarette heraus und schob sie sich zwischen die Zähne. »Hab die Kinder gerettet«, sagte er.
    »Vorläufig«, wandte ich ein.
    »Jede Rettung ist vorläufig«, entgegnete Augustus. »Ich habe ihnen eine Minute gekauft. Vielleicht ist es die Minute, die ihnen eine Stunde kauft, was die Stunde ist, die ihnen ein Jahr kauft. Niemand kann ihnen die Ewigkeit kaufen, Hazel Grace, aber mit meinem Leben habe ich ihnen eine Minute gekauft. Und das ist besser als nichts.«
    »Schon gut«, sagte ich. »Wir reden hier nur über ein paar Pixel.«
    Er zuckte die Schultern, als wäre er der Meinung, das Spiel sei echter, als ich glaubte. Isaac heulte wieder. Augustus drehte sich zu ihm um. »Bereit für die nächste Mission, Corporal?«
    Isaac schüttelte den Kopf. Er lehnte sich über Augustus, um mich anzusehen, und sagte mit eng geschnürten Stimmbändern: »Sie wollte es nicht danach machen.«
    »Sie wollte nicht mit einem Blinden Schluss machen?«, fragte ich. Er nickte, und seine Tränen wirkten weniger wie Tränen als wie ein leises Metronom – stetig, unaufhörlich tropften sie aus seinen Augen.
    »Sie sagte, sie erträgt es nicht«, erklärte er. » Sie erträgt es nicht? Ich habe NOCH ZWEI TAGEN MIT AUGEN, und sie erträgt es nicht?«
    Ich dachte über das Wort ertragen nach und an all die unerträglichen Dinge, die trotzdem getragen werden müssen. »Tut mir leid«, sagte ich.
    Er wischte sich mit dem Ärmel über das nasse Gesicht. Durch die Brille sahen Isaacs Augen so riesig aus, dass alles andere in seinem Gesicht verschwand und er nur noch aus diesen körperlosen, schwebenden Augen bestand, die mich anstarrten – eines echt, eines aus Glas. »Das geht doch nicht«, sagte er. »Das geht einfach nicht.«
    »Na ja, um fair zu sein«, sagte ich, »wahrscheinlich erträgt sie es wirklich nicht. Du auch nicht, aber du musst es ertragen. Sie nicht.«
    »Ich habe ›für immer‹ zu ihr gesagt, ›für immer für immer für immer für immer‹, aber sie hat einfach weitergeredet und es nicht zurückgesagt. Es war, als wäre ich schon Geschichte, verstehst du? Aber ›für immer‹ war unser Versprechen! Wie kann sie ihr Versprechen einfach so brechen?«
    »Manchmal wissen die Leute nicht, was sie versprechen, wenn sie es versprechen«, sagte ich.
    Isaac sah mich an. »Ja, klar. Aber man muss sein Versprechen trotzdem halten. Genau das ist doch Liebe. Liebe ist, das Versprechen trotzdem zu halten. Glaubst du nicht an wahre Liebe?«
    Ich antwortete nicht. Ich hatte keine Antwort. Aber ich dachte, falls es wirklich wahre Liebe gab, war das eine ziemlich gute Definition dafür.
    »Also, ich glaube an wahre Liebe«, sagte Isaac. »Und ich liebe sie. Und sie hat es mir versprochen. Sie hat mir für immer versprochen.« Er stand auf und kam einen Schritt auf mich zu. Ich stellte mich hin, weil ich dachte, er wollte umarmt werden oder so was, aber dann drehte er sich einfach um, als hätte er vergessen, warum er aufgestanden war, und Augustus und ich sahen die Wut in seinem Gesicht.
    »Isaac«, sagte Gus.
    »Was ist?«
    »Du siehst ein bisschen … entschuldige die Doppeldeutigkeit, aber da ist was Beunruhigendes in deinem Blick.«
    Und dann begann Isaac plötzlich wie verrückt auf den Videospielsessel einzutreten, der mit einem Salto gegen Gus’ Bett flog. »Los geht’s«, sagte Augustus. Isaac rannte hinter dem Sessel her und bearbeitete ihn weiter, dann griff er nach einem der Kissen und hämmerte damit

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