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Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Titel: Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green
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saßen auf dem Boden in Videospielsesseln, die wie große Schaumstoff-Ls geformt waren, und starrten auf einen megagroßen Flachbildschirm. Sie waren Soldaten und kämpften in einer ausgebombten modernen Stadt. Ich erkannte den Ort aus Preis der Morgenröte . Als ich von hinten auf sie zuging, sah ich nichts Ungewöhnliches: zwei Jungs, die im Schein eines riesigen Fernsehers saßen und so taten, als würden sie Leute umbringen.
    Erst als ich auf ihrer Höhe war, sah ich Isaacs Gesicht von der Seite. Tränen liefen in einem Strom über seine geröteten Wangen, und sein Gesicht war schmerzverzerrt. Ohne mich eines Blickes zu würdigen, starrte er den Bildschirm an und hämmerte heulend auf den Joystick ein. »Wie geht es dir, Hazel?«, fragte Augustus.
    »Ganz gut«, sagte ich. »Und dir, Isaac?« Keine Antwort. Nicht der kleinste Hinweis darauf, dass er meine Gegenwart bemerkte. Nur die Tränen, die ihm übers Gesicht auf das schwarze T-Shirt liefen.
    Augustus riss sich einen kurzen Moment vom Bildschirm los. »Du siehst hübsch aus«, sagte er. Ich trug ein knielanges Kleid, das ich schon ewig hatte. »Die meisten Mädchen meinen, sie dürften nur zu besonderen Gelegenheiten Kleider anziehen, aber ich lobe mir eine Frau, die sagt: Ich gehe rüber zu einem Jungen, der gerade einen Nervenzusammenbruch hat und der kurz davor ist, seine Sehkraft zu verlieren, und zum Henker! ich ziehe ein Kleid für ihn an .«
    »Trotz allem«, entgegnete ich, »würdigt Isaac mich keines Blickes. Wahrscheinlich liebt er Monica zu sehr«, womit ich einen markerschütternden Schluchzer auslöste.
    »Heikles Thema«, sagte Augustus. »Isaac, ich weiß nicht, was du denkst, aber ich habe das dumpfe Gefühl, wir sitzen hier in der Falle.« Dann wieder zu mir: »Isaac und Monica sind nicht mehr aktuell, aber er will nicht darüber reden. Er will nur Modern Warfare spielen und heulen.«
    »Verständlich.«
    »Isaac, mir wird langsam mulmig in unserer Position. Wenn’s dir recht ist, renn du zu dem Kraftwerk rüber, und ich geb dir Deckung.« Isaac lief auf ein unscheinbares Gebäude zu, während Augustus mehrere Maschinengewehrsalven abgab und hinter ihm herrannte.
    »Also«, sagte Augustus wieder zu mir, »es schadet nichts, wenn du mal mit ihm redest. Falls du ein paar weise Worte weiblicher Einsicht für ihn hast.«
    »Eigentlich finde ich seine Reaktion vollkommen angemessen«, sagte ich, während eine Salve aus Isaacs Gewehr einem Feind den Kopf abriss, der so dumm gewesen war, hinter dem ausgebrannten Wrack eines Pritschenwagens hervorzulugen.
    Augustus nickte zum Bildschirm. »Schmerz verlangt, gespürt zu werden«, sagte er, einen Satz aus EhL zitierend. »Bist du dir sicher, dass niemand hinter uns ist?«, fragte er Isaac. Einen Augenblick später flogen ihnen Leuchtspurgeschosse um die Ohren. »Ach, verdammt, Isaac«, rief Augustus. »Ich will dich nicht am Punkt deiner tiefsten Schwäche kritisieren, aber wegen dir sind wir in die Falle gegangen, und jetzt steht niemand mehr zwischen den Terroristen und der Schule.« Isaacs Figur rannte los, in die Richtung, aus der geschossen wurde, im Zickzack durch eine schmale Gasse.
    »Du könntest über die Brücke gehen und dann von hinten kommen«, sagte ich, eine Taktik, die ich aus Preis der Morgenröte hatte.
    Augustus seufzte. »Die Brücke ist dank der zweifelhaften Strategie meiner angeschlagenen Kohorte leider schon unter Kontrolle der Aufständischen.«
    »Ich soll schuld sein?«, rief Isaac mit rauer Stimme. » Ich?! DU warst es doch, der vorgeschlagen hat, dass wir uns in dem blöden Kraftwerk verkriechen.« Hintereinander rannten sie durch die Gasse, schießend und im richtigen Moment Deckung suchend, bis sie das einstöckige Schulhaus mit dem einen Klassenzimmer erreichten. Sie versteckten sich auf der anderen Straßenseite hinter einer Mauer und nahmen sich den Feind einzeln vor. »Was wollen sie überhaupt in der Schule?«, fragte ich.
    »Sie wollen die Kinder als Geiseln nehmen«, erklärte Augustus. Er saß mit rundem Rücken über dem Joystick, und an seinen angespannten Unterarmen waren die Adern zu sehen, als er auf die Tasten einhackte. Isaac hatte sich weit zum Bildschirm vorgebeugt, und der Joystick tanzte zwischen seinen dünnen Fingern. »Hol ihn dir hol ihn dir hol ihn dir«, sagte Augustus. Immer mehr Terroristen kamen heraus, und sie mähten jeden Einzelnen um, erstaunlich präzise Schützen, was auch nötig war, weil sie sonst die Schule getroffen

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