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Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Titel: Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green
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jemand vier Stöcke gesteckt hatte. »Mr. Van Houten?«, fragte Augustus mit leicht quiekender Stimme.
    Die Tür flog wieder zu. Dahinter hörten wir, wie eine stammelnde dünne Stimme »LIII-DUUUH-WIIEE!« rief. (Bis dahin hatte ich seine Assistentin »Liduwidsch« ausgesprochen.)
    Wir konnten alles durch die Tür hören. »Sind sie da, Peter?«, fragte eine Frau.
    »Da sind … Lidewij, da sind zwei jugendliche Erscheinungen vor der Tür.«
    »Erscheinungen?«, fragte sie mit sympathischem niederländischem Akzent.
    Van Houten antwortete gehetzt. »Geister, Gespenster, Spukgestalten, Schemen, jenseitige Erscheinungen , Lidewij. Wie kann jemand, der seinen Doktor in amerikanischer Literatur machen will, nur derart schlecht Englisch sprechen?«
    »Peter, das sind keine Jenseitigen. Das sind Augustus und Hazel, die beiden jungen Fans, mit denen du korrespondiert hast.«
    »Das sind – was? Sie – ich dachte, sie wären in Amerika!«
    »Ja, aber du hast sie eingeladen. Das fällt dir schon wieder ein.«
    »Weißt du, warum ich Amerika verlassen habe, Lidewij? Damit ich nie wieder mit Amerikanern zu tun haben muss.«
    »Aber du bist selbst Amerikaner.«
    »Unheilbar, anscheinend. Aber was diese Amerikaner angeht, sag ihnen, dass sie sofort gehen sollen, es hat sich um einen schrecklichen Irrtum gehandelt, der gesegnete Van Houten hatte die Einladung rhetorisch gemeint, nicht buchstäblich , solche Angebote dürfen selbstverständlich nur symbolisch verstanden werden.«
    Ich hatte das Gefühl, ich müsse mich übergeben. Ich sah Augustus an, der die Tür anstarrte und die Schultern hängen ließ.
    »Das werde ich nicht tun, Peter«, widersprach Lidewij. »Du musst sie kennenlernen. Du musst einfach. Du musst begreifen, welche Bedeutungdein Werk hat .«
    »Lidewij, hast du mich bewusst getäuscht, um das Ganze einzufädeln?«
    Eine lange Pause folgte. Dann endlich ging die Tür wieder auf. Er drehte den Kopf mechanisch von Augustus zu mir und wieder zurück, immer noch blinzelnd. »Wer von euch beiden ist Augustus Waters?«, fragte er. Augustus hob zögernd die Hand. Van Houten nickte und sagte: »Ist die Sache mit der Kleinen schon geritzt?«
    Woraufhin ich zum ersten und einzigen Mal einen wirklich sprachlosen Augustus Waters zu sehen bekam. »Ich«, sagte er, »also, ich, Hazel, hm. Na ja.«
    »Der Junge scheint unter einer Art Entwicklungsstörung zu leiden«, sagte Peter Van Houten zu Lidewij.
    »Peter« , schalt sie.
    »Also«, sagte Peter Van Houten und streckte mir die Hand entgegen. »Es ist auf jeden Fall ein Vergnügen, die Bekanntschaft solcher ontologisch unwahrscheinlicher Kreaturen zu machen.« Ich schüttelte seine aufgedunsene Hand, und dann schüttelte er Augustus die Hand. Ich fragte mich, was ontologisch hieß. Egal was, das Wort gefiel mir. Augustus und ich waren zusammen im Club der unwahrscheinlichen Kreaturen: wir und das Schnabeltier.
    Natürlich hatte ich gehofft, Peter Van Houten wäre bei Sinnen, aber die Welt ist keine Wunscherfüllmaschine. Was zählte, war, dass die Tür offen stand und ich die Schwelle überschritt, um herauszufinden, was nach dem Ende von Ein herrschaftliches Leiden passierte. Das reichte mir. Wir folgten ihm und Lidewij hinein, an einem riesigen eichenen Esstisch mit nur zwei Stühlen vorbei in ein beklemmend steriles Wohnzimmer. Es sah aus wie in einem Museum, nur dass an den weißen Wänden keine Kunst hing. Bis auf eine Couch und einen Sessel, beide aus Stahl und schwarzem Leder, wirkte der Raum leer. Dann bemerkte ich zwei große schwarze Mülltüten, voll und oben zugeknotet, die hinter der Couch standen.
    »Müll?«, flüsterte ich Augustus zu, so leise, dass ich dachte, es würde keiner hören.
    »Fanpost«, antwortete Van Houten und setzte sich in den Sessel. »Aus achtzehn Jahren. Kann sie nicht öffnen. Wäre schrecklich für mich. Ihr seid die ersten Schreiben, die ich beantwortet habe, und ihr seht, wohin mich das geführt hat. Ehrlich gesagt finde ich die Realität der Leser überaus unappetitlich.«
    Das erklärte, warum er nie auf meine Briefe geantwortet hatte: Er hatte sie gar nicht gelesen. Ich fragte mich, warum er sie dann alle aufhob, noch dazu in seinem ansonsten leeren Wohnzimmer. Van Houten legte die Füße auf den zum Sessel gehörigen Hocker und kreuzte die Pantoffeln. Er zeigte auf die Couch. Augustus und ich setzten uns nebeneinander hin, nicht zunah.
    »Möchtet ihr etwas frühstücken?«, fragte Lidewij.
    Ich wollte gerade sagen, dass wir

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