Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)
Zimmerschlüssel kramte.
Wir krochen ins Bett, meine Bewegungsfreiheit durch den Sauerstoffschlauch begrenzt, aber ich schaffte es trotzdem, auf ihn zu klettern, ihm das Hemd auszuziehen und den süßen Schweiß auf seiner Haut unter dem Schlüsselbein zu schmecken, während ich in seine Brust flüsterte: »Ich liebe dich, Augustus Waters«, und er entspannte sich, als er meine Worte hörte. Er griff an meine Taille und versuchte mir das T-Shirt auszuziehen, doch es verhedderte sich mit meinem Sauerstoffschlauch. Ich lachte.
»Wie machst du das jeden Tag?«, fragte er, als ich das T-Shirt aus den Schläuchen befreite. Mir wurde bewusst, dass meine rosa Unterhose nicht zu meinem lila BH passte, auch wenn ich wusste, dass es albern war, als würden sich Jungs an so was stören. Ich kroch unter die Decke und streifte die Jeans und Strümpfe ab, und dann sah ich zu, wie die Decke tanzte, als sich Augustus darunter zuerst die Hose und dann das Bein auszog.
Wir lagen auf dem Rücken nebeneinander, unsere Körper unter der Decke verborgen, und nach einer Sekunde legte ich die Hand auf seinen Oberschenkel und ließ die Finger zu seinem Stumpf wandern und der dick vernarbten Haut. Ich hielt den Stumpf in der Hand. Er zuckte zusammen. »Tut es weh?«, fragte ich.
»Nein«, sagte er.
Er legte sich auf die Seite und küsste mich. »Du bist wahnsinnig sexy«, sagte ich, die Hand immer noch auf dem Bein.
»Ich habe den Verdacht, dass du einen Amputationsfetisch hast«, antwortete er, während wir uns weiterküssten. Ich lachte.
»Ich habe einen Augustus-Waters-Fetisch«, erklärte ich.
Es war das Gegenteil davon, wie ich es mir vorgestellt hatte: Es war langsam und geduldig und leise und weder besonders schmerzhaft noch besonders ekstatisch. Es gab irgendwelche Kondomschwierigkeiten, die ich nicht genau überblicken konnte. Keine Bettlatten gingen zu Bruch. Es wurde nicht geschrien. Und wahrscheinlich war es die längste Zeit, die wir je miteinander verbracht hatten, ohne zu reden.
Nur eins war typisch: Danach, als ich mit dem Gesicht auf Augustus’ Brust lag und seinem Herzschlag lauschte, sagte Augustus: »Hazel Grace, ich kann buchstäblich die Augen nicht offen halten.«
»Fehlgebrauch von buchstäblich«, sagte ich.
»Nein«, sagte er. »So. Müde.«
Dann drehte er das Gesicht weg, und ich hörte, das Ohr an seine Brust gedrückt, wie seine Lunge in Schlafrhythmus glitt. Nach einer Weile stand ich auf, zog mich an, fand Briefpapier mit dem Briefkopf des Filosoof und schrieb ihm einen Liebesbrief:
Liebster Augustus,
immer Deine
Hazel Grace
KAPITEL DREIZEHN
Am nächsten Morgen, unserem letzten ganzen Tag in Amsterdam, gingen Mom und Augustus und ich zu Fuß die paar Meter vom Hotel zum Vondelpark und fanden ein Café im Schatten des Niederländischen Filmmuseums. Über unserem Milchkaffee – der, wie der Kellner uns erklärte, auf Niederländisch »falscher Kaffee« hieß, weil mehr Milch als Kaffee darin war – saßen wir im sonnengetupften Schatten einer riesigen Rosskastanie und erzählten meiner Mutter von der Begegnung mit dem großen Peter Van Houten. Wir machten die Geschichte witzig. Ich glaube, man hat immer die Wahl, wie man eine traurige Geschichte erzählt, und wir entschieden uns für die komische Variante: Augustus hing in seinem Stuhl und spielte den nuschelnden, lallenden Van Houten, der es nicht mal schaffte, aus dem Sessel zu kommen; ich stand auf und spielte mich selbst, mit viel Gepolter und großer Geste, und rief: »Steh auf, du dicker hässlicher alter Mann!«
»Hast du ihn wirklich hässlich genannt?«, fragte Augustus.
»Improvisier einfach«, sagte ich.
»Ich bin nich’ hässlich. Du bis’ hässlich, Nasenstöpselmädchen.«
»Du blöder Feigling!«, donnerte ich, und dann fiel Augustus aus der Rolle, weil er laut lachen musste. Wir erzählten Mom noch vom Anne-Frank-Haus, aber das Küssen ließen wir aus.
»Seid ihr danach noch mal zu Van Houten zurückgegangen?«, fragte Mom.
Augustus ließ mir keine Zeit zum Erröten. »Nein, wir haben uns in ein Café gesetzt. Hazel hat mich mit Mengendiagrammen unterhalten.« Er warf mir einen Blick zu. Mann, war er sexy.
»Klingt reizend«, sagte sie. »Hört zu, ich mache jetzt einen Spaziergang. Damit ihr zwei Zeit
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