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Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Titel: Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green
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Ich schaffe das schon.«
    Wir begannen mit einem Raum, in dem ein Video über die Juden in den Niederlanden, den Einmarsch der Nazis und die Familie Frank gezeigt wurde. Dann ging es eine Treppe hinauf in das Haus am Kanal, wo Otto Franks Geschäft gewesen war. Wir brauchten lange für die Treppe, sowohl Augustus als auch ich, aber ich fühlte mich stark. Wenig später stand ich vor dem berühmten Bücherschrank, der Anne Frank, ihre Familie und vier andere versteckt hatte. Der Bücherschrank stand halb offen, und dahinter befand sich eine noch schmalere Treppe, die kaum breit genug für eine Person war. Außer uns waren noch andere Besucher da, und ich wollte die Prozession nicht aufhalten, aber Lidewij sagte laut: »Wenn alle ein bisschen Geduld hätten«, und dann begann ich den Aufstieg. Lidewij trug mir die Sauerstoffflasche hinterher, und Gus ging hinter ihr.
    Es waren vierzehn Stufen. Ich musste die ganze Zeit an die Leute hinter mir denken – es waren hauptsächlich Erwachsene, die sich in verschiedenen Sprachen unterhielten –, und es war mir peinlich, weil ich mir vorkam wie ein Geist, tröstlich und quälend zugleich, aber dann hatte ich es geschafft und stand in einem unheimlich leeren Zimmer, wo ich mich an die Wand lehnte, während mein Kopf meiner Lunge einredete: Alles ist gut, alles ist gut, beruhig dich, alles ist gut , und meine Lunge zu meinem Kopf sagte: O Gott, wir sterben . Ich bekam nicht mal mit, wie Augustus hochkam, aber dann war er bei mir und wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn, puh , und sagte: »Du bist ein Champion.«
    Nach ein paar Minuten Ausruhen schleppte ich mich ins nächste Zimmer, das Anne sich mit dem nervenden Jungen Fritz geteilt hatte. Es war winzig und leer. Man sah ihm nicht an, dass hier je jemand gewohnt hatte, nur die Bilder, die Anne aus Zeitschriften und Zeitungen ausgeschnitten und an die Wand geklebt hatte, waren noch da.
    Eine weitere Treppe führte hinauf in das Zimmer, wo die Familie van Pels gelebt hatte, und diese Treppe war noch steiler als die letzte und hatte achtzehn Stufen, im Prinzip war sie nicht mehr als eine bessere Leiter. Als ich unten an der Schwelle stand und hinaufsah, dachte ich, unmöglich, aber ich wusste auch, dass nach oben der einzige Weg durchs Haus war.
    »Kehren wir um«, sagte Gus hinter mir.
    »Es geht schon«, antwortete ich leise. Es war albern, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, ich schuldete es ihr – Anne Frank, meine ich –, weil sie tot war und ich nicht, weil sie immer leise gewesen war und nie die Vorhänge aufgemacht und alles richtig gemacht hatte und trotzdem gestorben war, und deshalb musste ich diese Treppe hinaufgehen und den Rest der kleinen Welt sehen, in der sie gelebt hatte in den Jahren, bevor die Gestapo kam.
    Ich fing an, die Stufen hinaufzuklettern, auf allen vieren wie ein kleines Kind, erst langsam, damit ich Luft bekam, doch dann schneller, weil ich merkte, ich bekam nicht genug Luft, und ich wollte es nach oben schaffen, bevor alles zu Ende war. Schwärze flutete mein Blickfeld von allen Seiten, als ich mich hinaufzog, achtzehn Stufen, höllisch steil. Als ich endlich die Schwelle erreichte, war ich fast blind, und mir war kotzübel, und die Muskeln in meinen Armen und Beinen schrien nach Sauerstoff. Ich rutschte an die Wand, und mein Brustkorb hob und senkte sich, als meine verwässerte Lunge zu husten versuchte. Über mir hing ein leerer Glaskasten an der Wand, durch den ich zur Decke starrte, während ich versuchte nicht das Bewusstsein zu verlieren.
    Lidewij kauerte neben mir und sagte: »Du bist oben, das war’s«, und ich nickte. Verschwommen bekam ich mit, wie die Erwachsenen besorgt zu mir heruntersahen; wie Lidewij leise in einer Sprache sprach, dann in einer anderen und noch einer dritten, mit den verschiedenen Besuchern; wie Augustus über mir stand, die Hand auf meinem Kopf, und mir am Scheitel entlang über das Haar strich.
    Nach langer Zeit brachten Lidewij und Augustus mich wieder auf die Beine, und ich sah, was sich in dem Glaskasten befand: Bleistiftstriche auf der Tapete, die das Wachstum aller Kinder im Hinterhaus dokumentierten in der Zeit, als sie hier lebten – Zentimeter für Zentimeter, bis sie nicht mehr wachsen würden.
    Von hier verließen wir die Wohnstatt der Franks, aber das Museum ging weiter: In einem langen schmalen Flur waren Fotos von allen acht Bewohnern ausgestellt, und darunter stand, wie und wo und wann sie starben.
    »Er war der einzige der

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