Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Titel: Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green
Vom Netzwerk:
gut ging: nichts Besonderes, ich war einfach nur erschöpft. Es war ein fauler Tag gewesen, und als Augustus um kurz nach fünf anrief, hing ich schon am BiPAP, das ich mit ins Wohnzimmer geschleppt hatte, um mit meinen Eltern fernzusehen.
    »Hallo, Augustus«, sagte ich.
    Er antwortete mit der Stimme, in die ich mich verliebt hatte. »Guten Abend, Hazel Grace. Meinst du, die Möglichkeit besteht, dass du heute Abend gegen acht zu Jesus’ buchstäblichem Herzen kommen kannst?«
    »Hm, ja?«
    »Ausgezeichnet. Ach, und wenn es dir nicht zu viel Mühe macht, bereite bitte eine Grabrede vor.«
    »Hm«, sagte ich.
    »Ich liebe dich«, sagte er.
    »Ich liebe dich auch«, antwortete ich. Dann klickte es in der Leitung.
    »Also«, sagte ich, »ich muss heute Abend um acht zur Selbsthilfegruppe. Notfallsitzung.«
    Mom stellte den Fernseher auf lautlos. »Ist alles in Ordnung?«
    Ich sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Ich nehme an, das ist eine rhetorische Frage.«
    »Aber warum gibt es …«
    »Weil Gus mich aus irgendeinem Grund braucht. Kein Problem. Ich kann fahren.« Ich begann am BiPAP herumzunesteln, damit Mom mir half, es abzunehmen, aber sie half mir nicht. »Hazel«, sagte sie, »dein Vater und ich haben das Gefühl, wir bekommen dich überhaupt nicht mehr zu sehen.«
    »Besonders der Teil von uns, der die ganze Woche arbeitet«, sagte Dad.
    »Er braucht mich«, erwiderte ich und schaffte es endlich, mich selbst vom BiPAP zu befreien.
    »Wir brauchen dich auch, Kleines«, sagte Dad. Er hielt mich am Handgelenk fest, als wäre ich eine Zweijährige, die auf die Straße rennen wollte, und ließ nicht los.
    »Leg dir eine unheilbare Krankheit zu, Dad, dann bleib ich zu Hause.«
    »Hazel«, sagte Mom.
    »Du hast doch immer gewollt, dass ich nicht so viel zu Hause rumhänge«, sagte ich zu ihr. Dads Griff um meinen Arm war immer noch fest wie ein Schraubstock. »Und jetzt wollt ihr, dass er endlich stirbt, damit ich wieder hier in diesem Kerker rumsitze und du dich wieder so um mich kümmern kannst wie früher. Aber das brauche ich nicht mehr, Mom. Ich brauche dich nicht mehr wie vorher. Du brauchst mich, weil dudiejenige bist, die sonst nichts im Leben hat.«
    »Hazel!«, rief Dad und hielt mich fester. »Du entschuldigst dich sofort bei deiner Mutter.«
    Ich zog an meinem Arm, doch er ließ nicht los, und einhändig konnte ich mir die Nasenstöpsel nicht reinstecken. Es war zum Heulen. Ich wollte den guten alten Teenager-Abgang hinlegen, aus dem Wohnzimmer stürmen, die Zimmertür zuknallen, bei voller Lautstärke The Hectic Glow hören und wütend eine Grabrede auf meinen Freund schreiben. Aber es ging nicht, weil ich keine Luft bekam, verdammte Scheiße. »Die Stöpsel«, jammerte ich. »Ich brauche Luft.«
    Mein Vater ließ mich sofort los und schloss mich an die Sauerstoffflasche an. Ich sah das schlechte Gewissen in seinen Augen, aber er war immer noch sauer. »Hazel, entschuldige dich bei deiner Mutter.«
    »Na gut, tut mir leid, aber bitte lasst mich das einfach machen.«
    Sie sagten nichts. Mom saß mit verschränkten Armen da und sah mich nicht an. Nach einer Weile stand ich auf und ging in mein Zimmer, um über Augustus zu schreiben.
    Ein paarmal klopften meine Eltern an die Tür, aber ich sagte ihnen nur, dass ich mit etwas Wichtigem beschäftigt war. Es dauerte ewig, bis ich wusste, was ich sagen wollte, und selbst dann war ich nicht glücklich damit. Ich war immer noch nicht zufrieden, als ich merkte, dass es schon zwanzig vor acht war, was hieß, ich kam zu spät, selbst wenn ich mich nicht mehr umzog, und so behielt ich die hellblaue Pyjamahose, die Flipflops und Gus’ Butler-T-Shirt einfach an.
    Dann ging ich raus und versuchte an ihnen vorbeizumarschieren, aber Dad sagte: »Du kannst das Haus nicht ohne Erlaubnis verlassen.«
    Und ich sagte: »Mein Gott, Dad. Er wollte, dass ich eine Grabrede für ihn schreibe, okay? Der Tag steht kurz bevor, nach dem ich. Jeden. Verdammten. Abend. Zu Hause bleibe. Okay?« Damit waren sie endlich still.
     
    Ich brauchte die ganze Fahrt, um mich wegen meiner Eltern abzuregen. Dann parkte ich in der halbkreisförmigen Einfahrt hinter der Kirche neben Augustus’ Wagen. Die Hintertür wurde von einem faustgroßen Stein aufgehalten. Ich überlegte kurz, ob ich die Treppe nehmen sollte, doch dann entschied ich mich für den alten, quietschenden Fahrstuhl.
    Als die Fahrstuhltür aufging, stand ich in dem Raum, wo sich die Selbsthilfegruppe traf, und die Stühle

Weitere Kostenlose Bücher