Das Schiff aus Stein
Antike besser aus als manch anderer Lehrling.
»Noch nie! Und ich glaube auch nicht, dass wir in Ägypten sind. Diesen Geruch gab es dort nicht, soviel ich weiß. Und solche wohnblockartigen Häuser auch nicht.«
»Das ist wirklich merkwürdig.« Rufus blickte rechts und links die Straße hinunter. Er sah viele Eingänge, die mit Säulen flankiert waren, und am Rande der Straßen verliefen Abwasserkanäle. Doch von diesen ging der Gestank nicht aus. Er hing einfach über der Stadt in der Luft. Rufus ging auf den nächsten Eingang zu. Zwischen zwei Säulen lag ein Gang, der in das Haus führte.
»Lasst uns hier reingehen!«
»Warum denn ausgerechnet da?« Bent deutete nach vorn. »Ich will weiter der Straße folgen! Da rechts geht es nach oben. Von dort können wir uns bestimmt einen guten Überblick über die Stadt verschaffen. Hier verzetteln wir uns doch nur.«
Rufus zögerte. Logisch gesehen lag Bent völlig richtig. Dennoch zog es Rufus in das Innere des Hauses.
No und Oliver traten neben ihn.
»Was ist denn da?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Rufus. »Aber ich würde gerne mal nachsehen.«
No schnüffelte. »Jedenfalls stinkt es hier drin nicht so sehr wie da draußen. Von mir aus können wir reingehen.«
Oliver grinste und nickte. Auch Filine gesellte sich zu ihnen.
Bent stöhnte auf. »Ich gehe da nicht rein! Das ist doch langweilig. Da schlafen höchstens ein paar Leute! Ich will hier was sehen!«
»Das denke ich auch, also bleibt nicht so lange!«, pflichtete Anselm ihm bei. »Wir gucken uns in der Zeit die Straße an. Da sind ein paar Läden, die interessant wirken. Vielleicht kriegen wir dadurch raus, wo wir sind. Handwerkswaren sind immer gute Hinweise darauf, in welcher Epoche man sich befindet. Und wir wissen schon, wie weit man sich voneinander entfernen kann. Wenn ihr in dem Haus da bleibt, regeln wir das.«
»Okay!« Rufus trat an den Säulen vorbei in den Hauseingang. Alle paar Schritte waren sehr große Steine in der Hausmauer zu erkennen, zwischen denen dann einige Meter kleinere, schuttartige Steine folgten, die durch Mörtel miteinander verbunden waren. Am Ende des Gangs lag ein Hof.
»Das ist ja ein richtiger Innenhof wie in einer Mietskaserne.«
No sah empor und Rufus folgte seinem Blick. Hinter ihm, über dem Gang, durch den sie gekommen waren, erhob sich das mehrstöckige Haus. Und vor ihnen stand das nächste, ebenso hohe Haus mit mehreren Eingängen und Fenstern. Rechts und links ragten hohe Mauern auf. In der Mitte des Hofs führten einige Stufen zu einem mit einer Kuppel überdachten, gemauerten Keller. Die Kuppel hatte in der Mitte ein Loch, aus dem heller Feuerschein drang. Links von ihnen befand sich außerdem eine Zisterne, hinter der die Tür zu einem Raum des Vorderhauses offen stand, aus dem ebenfalls Licht drang.
»Ich gucke mal da rein!« Rufus steuerte auf die offene Tür zu. Der Eingang war mit einem Tuch verhangen. Rufus schob es zur Seite und steckte den Kopf hinein.
Zwei Fackeln, die in eisernen Gestellen brannten, erhellten den Raum. Unwillkürlich hielt Rufus den Atem an.
Was er sah, war fantastisch. Der ganze Raum war mit hohen Regalen bestückt, in denen sich Tausende von Gegenständen aus einem schimmernden Material befanden. Rufus trat näher und fasste einen Kelch an. Das Material fühlte sich an wie dickes Glas. Er ließ seinen Blick durch den Raum wandern. Ja, das hier schien ein wahres Meer von Gläsern, Vasen, Kelchen und Schmuckstücken zu sein. Und alle zusammen funkelten im Feuerschein in sämtlichen Farben.
Da standen tiefblaue Vasen mit schmalen Streifen. Auf anderen leuchteten Wellenmuster in Gelb, Weiß, Rot oder Hellblau. Dicht daneben drängten sich Töpfe mit einem, zwei oder ohne Henkel. Es gab dicke orange, grünblaue, gelbe und weiße Krüge. Manche waren mit großen Zickzackmustern verziert, auf anderen prangten Girlanden mit durchhängenden Bögen. Becher mit erhaben aufgebrachten Frauengesichtern standen dicht an dicht aufgereiht. Daneben gab es Schalen voll mit Anhängern, auf denen bärtige Männerköpfe mit großen blauen Augen, wilden Locken und dämonischen Gesichtszügen zu sehen waren.
Dazu kamen Skarabäen und Amulette mit dem ägyptischen Horusauge, wie Rufus sie schon aus seiner ersten Flut kannte. Halsketten, die mit Perlen in Form von Köpfen, genoppten Perlen und bunten Glasmurmeln bestückt waren, hingen an Stangen, die aus der Wand ragten.
Auf der anderen Seite des Raumes standen große bauchige Vasen.
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