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Das Schiff aus Stein

Das Schiff aus Stein

Titel: Das Schiff aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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mehr.«
    Bent schwieg. Dann meinte er: »Ich frage mich, wo diese Flut hinführt. Eine komische Geschichte ist das. Der Junge hat nichts mehr und es gibt keinen Hinweis auf ein Artefakt.«
    In diesem Punkt musste Rufus Bent zustimmen. Auch er begriff nicht, wohin die Flut sie brachte. Welches Artefakt lenkte sie? Was würden sie am Ende erfahren, wenn sie es überhaupt schafften?
    Rufus beobachtete den angeketteten Jungen, der wieder aufs Meer hinaus sah. Es war Abend geworden, und das späte Licht lag dunkel und einsam darauf wie auf einem alten Tuch.
    Im selben Moment wechselte die Flut.
    Der Sturm, der das Schiff ergriff, war pure Gewalt. Alles war von einem Moment auf den anderen von Wasser durchtränkt und hohe Wogen fielen auf die Decksplanken. Das Segel war zum Zerreißen gespannt und die Mannschaft hatte Mühe, es einzuholen. Auch die Ruderer hatten ihre Ruder eingezogen und versuchten die Ruderlöcher zu verstopfen. Der hohe Bug mit dem Entenkopf und das ebenso hohe Heck senkten sich abwechselnd tief ins Wasser und stiegen dann ächzend wieder daraus empor. Viele der Männer stöhnten und schrien.
    Nur der Steuermann und der griechische Kapitän schienen keine Angst zu haben. Sie beobachteten ihre wilde Fahrt mit ruhigen Mienen.
    Am Mast angekettet saß Amilcar und zitterte vor Angst. Er starrte auf den wogenden Horizont, war bleich und schwitzte. Abgesehen von No ging es den Lehrlingen nicht besser. Filine, Oliver, Rufus, Bent und Anselm klammerten sich mit aller Kraft an die schwere Eisenkette, mit der Amilcar angebunden war. Dem jungen Tyrener liefen die Tränen über das Gesicht.
    »Vater«, stammelte er. »Vater!«
    Der hellhäutige Sklave, der sich auch an der schweren Kette festhielt, fuhr ihn an: »Was jammerst du nach deinem Vater?!«
    Plötzlich wurde Amilcar zornig. »Sag du mir nicht, was ich zu tun habe! Mein Vater ist auf dem Meer umgekommen, und wenn ich nun deswegen Angst empfinde, wage es nicht, mich zu verspotten! Das Meer ist böse!«
    Hanno ließ sich davon nicht beeindrucken. »Es ist nicht böse! Das Meer ist frei. Und du hast nur Angst vor ihm, weil du seine Freiheit nicht erkennst. Dein Vater war bestimmt ein wahrer Tyrener, wenn er auf dem Meer geblieben ist! Ein Mann des Meeres, der auf seinem Schiff in die Freiheit gefahren ist. Sei lieber stolz auf ihn, anstatt seinen Tod auf dem Meer zu beklagen und dich von deiner Angst beherrschen zu lassen. Außerdem leidest du nur an der Seekrankheit. Deswegen ist dir so schlecht und du zitterst und schwitzt. Aber ich habe ein Mittel dagegen!«
    Der hellhäutige Sklave zog eine Knolle Ingwer aus der Tasche. »Das ist Ingwer. Kau das, es wird dir helfen.«
    »Aber ich kann nichts essen.«
    Hanno lachte auf. »Du musst, denn es ist das Einzige, was dir hilft.« Er schob Amilcar die Ingwerknolle in den Mund.
    »Es ist scharf«, keuchte der junge Glasmacher.
    »Ja, es brennt die Seekrankheit aus dir heraus, vertraue mir! Und wehe, du spuckst es wieder aus. Der Ingwer ist kostbar!«
    Der Sklave sah zu, wie Amilcar mühsam zu kauen begann. Der Junge verzog den Mund und hatte Mühe, den Brechreiz zu unterdrücken. Aber dann schluckte er den scharfen Saft der Knolle, und nach und nach beruhigten sich seine Züge.
    »Mann, davon hätte ich auch gerne was ab«, murmelte Bent.
    Rufus ging es nicht anders. Verbissen klammerte er sich an die schwere Kette und versuchte, nicht auf das Wasser zu sehen.
    Schließlich hatte Amilcar die Ingwerknolle aufgegessen. Mit klareren Augen als zuvor sah er den Sklaven an. »Danke, Hanno!«
    »Geht es dir besser?«, antwortete der hellhäutige Mann.
    Amilcar nickte.
    Hanno lächelte. »Der Mensch ist eine kleine Welt«, erklärte er. »Aber dein Vater hat sie groß gemacht, als er das Meer zur Heimat erwählt hat. Und die Angst vor dem Meer kommt nicht aus dem Meer. Sie lebt in den Menschen!«
    »Aber es hat ihn mir genommen«, sagte Amilcar.
    »Und es wird wieder Leben nehmen. Nichts verhindert das. Aber noch sind wir auf Kurs. Und selbst wenn der Kapitän ein Hund ist, weil er mir meine Kupfermünze nicht geben will, solange ich ihm nicht sagen kann, wie die Luft in dein Glas kommt – er ist ein guter Seefahrer! Und jetzt komm her, du musst dich ausruhen!« Der hellhäutige Mann breitete seine Arme aus und umfing Amilcar. »Hast du nie um deinen Vater geweint?«, fragte er. »Hast du immer nur gezürnt?«
    Bei diesen Worten blickte der junge Glasmacher Hanno in die Augen. Im nächsten Moment schluchzte er auf und

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