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Das Schiff aus Stein

Das Schiff aus Stein

Titel: Das Schiff aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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sagte Amilcar.
    »Ja«, knurrte Stratis. »Sieh dir deine Stadt gut an. Du wirst sie niemals wiedersehen.«
    Rufus sah auf. Ein auffrischender Wind füllte das Segel. Das Schiff hob und senkte sich kräftig. Amilcars Blick ruhte auf den Wellen. Plötzlich flackerten seine Lider.
    »Mir wird übel, Pirat, auf deinem Schiff.«
    Stratis zuckte die Schultern. »Ein Tyrener, der nicht auf dem Meer leben kann. Ihr wart einmal ein anderes Volk. Damals, als ihr eure Flotte noch nicht in den Dienst des Dareios, Sohn des Artaxerxes, gestellt hattet. Jetzt seid ihr nur noch Krieger für den Perser, Soldaten und Schlachtschifflenker, aber keine freien Seefahrer mehr.«
    Er sah Amilcar mitleidig an und ließ einen Matrosen eine Kette um den Fuß des Jungen legen, deren anderes Ende am Fuß des Mastes angebracht war. »Hier wirst du die Fahrt über bleiben. Du bekommst genug Brot und Wasser, dass du mir nicht verhungerst.«
    Er winkte einem hellhäutigen Sklaven in seiner Nähe.
    »Sorg für ihn und wisch ihm den Mund ab, wenn ihm schlecht wird. Er soll nicht stinken, wenn ich ihn abliefere.«
    Der Grieche fasste in einen Beutel an seinem Gürtel. Er zog eine kleine Kupfermünze heraus und streckte sie dem Sklaven hin. »Wenn du sie haben willst, berichtest du mir jedes Wort, das er sagt!« Er schwenkte die Münze vor den Augen des Mannes und steckte sie wieder ein. »Wenn etwas Wichtiges dabei ist, ist sie dein!« Er wandte sich ab und ging zum Heck, wo er in einem Aufbau verschwand.
    Im selben Augenblick wandelte sich die Flut.
    Die Inselstadt hinter ihnen war verschwunden und kein Windhauch regte sich mehr. Das Schiff lag auf dem offenen Meer und das Segel hing schlaff am Mast. No, Filine, Oliver, Anselm und Bent saßen an der Reling und sahen müde aus. Rufus spürte, dass sein Mund trocken war und sein Körper nach Wasser lechzte. Im Hintergrund hörte er wieder die Ruder, die langsamer als zuvor, aber wieder gleichmäßig ins Wasser tauchten. Stratis stand vor Amilcar.
    »Nun, Junge, meine Ruderer werden auch Poseidon und Aiolos nicht aufhalten können«, sagte er. »Ob du willst oder nicht, du kommst mit mir über das Meer.«
    Amilcar, dem die Strapazen der Reise ins Gesicht geschrieben standen, verzog den Mund. »Und doch bin ich ein freier Tyrener und werde es immer bleiben.«
    »Und dein Geheimnis?«
    »Es gibt kein Geheimnis«, murmelte Amilcar. »Begreif das doch endlich!«
    Der Grieche warf dem hellhäutigen Sklaven einen herrischen Blick zu und wandte sich ab.
    Wieder wechselte die Flut. Diesmal war das Meer aufgewühlt und der Himmel düster.
    »Ruder einziehen!«, rief der Rudermeister.
    Amilcar saß so dicht an der Reling, wie es ihm die Kette gestattete, und hatte den Kopf auf die angezogenen Knie gelegt. Die Lehrlinge standen um ihn herum. Nur, dass Anselm inzwischen ganz grün um die Nase aussah und Bent weiß wie eine Wand auf das auf und ab wogende Wasser starrte.
    »Mann«, stöhnte er. »Lange halte ich das nicht mehr aus.«
    Oliver nickte. Auch der stumme Junge war ganz käsig geworden.
    »Was habt ihr denn alle? Man kann es doch ganz gut aushalten auf dieser Nussschale?!«, lachte No. »Ist euch echt allen so schlecht? Also mir macht die lange Fahrt richtig Appetit.«
    »Sei bloß still!«, erwiderte Rufus. »Du hast gut reden, mir wird schon übel, wenn ich nur an was zu essen denke.«
    »Setz dich näher an den Mast«, riet eine tiefe Stimme.
    Rufus sah auf. Es war der hellhäutige Sklave, der zu Amilcar sprach.
    »Mitschiffs ist es ruhiger!«
    Amilcar hob den Kopf. Er war kreidebleich.
    Der Sklave des Griechen kniete sich zu ihm und reichte ihm einen Krug mit Wasser. »Hier! Und jetzt sag mir, was ist das Geheimnis deines Vaters?«
    »Bist du so gierig nach der kleinen Kupfermünze?«, keuchte Amilcar. »Da habe ich dir mehr zu geben!«
    Der Sklave schwieg. »So sieht es aber nicht aus«, meinte er nach einer Weile. »Was willst du mir schon geben?«
    Amilcar lachte auf. »Glas! Das hast du doch wohl gehört. Ich kann dir Glas machen, so viel du willst! Und wo immer ich will.«
    »Was soll ich damit?«
    Amilcar schüttelte den Kopf. »Es verkaufen natürlich. Dir die Freiheit zusammensparen. In meiner Werkstatt in Tyros arbeitet ein Sklave wie du, der schon bald selbst ein freier Glasmacher sein wird. Ich habe ihm gerade gezeigt, wie man das Glas rot färbt.«
    Der bleiche Mann lachte auf. »Kein Sklave kann sich freikaufen.«
    »Sicher kann er das!«, behauptete Amilcar.
    »Hier nicht«, erklärte der

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