Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schiff aus Stein

Das Schiff aus Stein

Titel: Das Schiff aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
Vom Netzwerk:
auf einige große Tische, auf denen viele verschiedene Glassplitter lagen, aber vollkommen leer. Dafür hatte sie rundherum mehrere Ausgänge. Rufus schloss die Augen. Die Schritte schienen aus dem dritten von rechts zu kommen. Rufus huschte ihnen nach. Der folgende Raum war ganz leer. Er schien sich aus dem Bereich der Akademie zu entfernen, in dem die Fragmente ausgestellt waren.
    Das Zimmer mündete in eine Wendeltreppe aus Metall, über der eine einsame Öllampe brannte. Sie führte hinab.
    Vorsichtig setzte Rufus den Fuß darauf. Die Treppe schwankte und er versuchte, sich so leicht wie eine Feder zu machen, um kein Geräusch hervorzurufen, das ihn verraten konnte. Eine seltsame Treppe war das, sie bohrte sich geradezu in die Tiefe. Und plötzlich hörte Rufus Wasser platschen. Was war das denn?
    Er erreichte den Fuß der Wendeltreppe. Von hier führte ein hoher, gemauerter Gang weiter. Rufus folgte ihm. Nach ungefähr hundert Metern lagen plötzlich Dutzende von Steinbögen vor ihm. Das Ganze sah aus wie ein Gewölbe voller Spitzbögen und Säulen, das an eine uralte Kanalisation erinnerte. In eisernen Haltern brannten in größerem Abstand einige Fackeln. Der Boden war von einer Wasserschicht bedeckt, in der es hier und da grünlich schimmerte. Das mussten Algen sein, die sich im Wasser gebildet hatten. Wo war er hier nur gelandet?
    Rufus starrte auf die ausgedehnte Wasserfläche. Doch jetzt hörte er nichts mehr. Alles war vollkommen still.
    Wie war das nur möglich? Niemand konnte lautlos durch so eine Riesenpfütze laufen. Rufus tappte vorsichtig durchs Wasser, setzte Fuß vor Fuß und schlich sich von Säule zu Säule. Und dann sah er den Grund, weswegen er nichts mehr gehört hatte. Rechts von ihm führten einige Stufen aus der alten Kanalisation nach oben. Und auf ihnen waren nasse Schuhabdrücke zu erkennen.
    Rufus folgte der Spur. Oberhalb der Steinstufen verloren sich die Spuren auf einem harten Boden aus festgetretenem Erdreich im Dunkel. Hier brannte kein Licht.
    Er war jetzt mindestens eine halbe Stunde gelaufen und hatte Coralia verloren. Wo ging sie nur hin? Und wo befand er sich?
    Rufus lief zurück, holte sich eine Fackel und ging dann weiter in die Dunkelheit. Auch oberhalb der Treppe standen immer noch Säulen. Meter für Meter schlich er vorwärts. Doch nach einiger Zeit musste er sich eingestehen, dass er Coralia hier unten wohl kaum mehr würde finden können. Im Gegenteil, Rufus konnte froh sein, wenn er hier wieder rausfand.
    In diesem Moment huschte etwas aus der Dunkelheit auf ihn zu. Rufus wusste sofort, wer das war.
    »Minster!«, stieß er hervor.
    Ihm fiel ein Stein vom Herzen. Minster musste gespürt haben, dass er Hilfe brauchte.
    »Minster, kannst du mir zeigen, wo Coralia hingegangen ist?«
    Die Bisamratte lief an ihm vorbei und huschte zwischen den Säulen auf einen Tunnel zu. Rufus folgte ihr. Minster hatte offenbar nicht den geringsten Zweifel, welchen Weg sie wählen sollte. Sie eilte Rufus zielstrebig voraus und führte ihn durch mehrere Gänge und Abzweigungen.
    Nach etwa zehn Minuten standen sie wieder an einer Art unterirdischem Wassergraben. Doch diesmal war das Wasser tiefer als zuvor und frisch und sauber. Es schien zu fließen, träge, aber stetig.
    Hinter dem Graben lag ein vieleckiger Bau, der wie ein altes Fort aussah. Nur, dass es nicht aus Holz, sondern aus schwarzen Steinen errichtet war, die stufenförmig übereinandergeschichtet eine dicke Mauer bildeten. Das Ganze glich einer niedrigen Festung. Von der Mauer aus gingen weitere Wälle wie die Arme eines Kraken ab. Sie bildeten runde, verschlungene Zeichen. Und hinter der Mauer ragte ein aus denselben dunklen Steinen aufgeschichtetes höheres Gebäude auf.
    Eine Brücke führte über den Graben.
    Rufus überquerte das Wasser und kletterte dann über einen der steinernen Krakenarme auf die unterste Stufe der Mauer. Von hier führten schmale Stufen zur nächsten. Rufus stieg hinauf.
    Oben auf der Mauer angekommen, legte er sich flach auf den Bauch und spähte ins Innere der Anlage. Um das turmartige Gebäude in der Mitte konnte er einen runden Hof ausmachen, zu dem von der Mauer aus wieder schmale Stufen hinabführten. Im Hof standen außerdem mehrere runde Steinhütten. Und zwischen diesen stand Coralia. Sie trug wieder ihr blaues Seidengewand und ihr Blick war auf einen dunklen Tunneleingang gerichtet, der am hinteren Ende der Anlage in der Mauer verschwand.
    »Rabe«, sagte sie. »Geht jetzt, ich muss mich

Weitere Kostenlose Bücher