Das Schiff aus Stein
gewiesen. Ich habe die Birne der Göttin erkannt im Gewölbe. Ich wusste sofort, wer das ist. Ich habe den Schädel vor langer Zeit selbst aus der Flut geholt. Und ich habe ihn immer geheimgehalten, bis sich die Chance auftat. Geduld ist die Kraft der Debisser.«
»Rabe«, sagte Coralia nachdenklich. »Es ist nun einmal der dunkle Geist der Zeit, dass Lernen und Wissen einer Karriere zu dienen haben und nicht der Freude, Begeisterung und simplen Teilhabe an der Welt. In dieser Epoche steht das Ziel über dem Weg, und ich habe mein Ziel erkannt. Ich werde der Buschmann der Akademie sein, und niemand wird mich aufhalten. Kümmere dich jetzt um das, womit ich dich beauftragt habe. Mach es dalli und unauffällig wie ein Dersehnich. Und denk daran, meine Fähigkeiten dienen nur mir. Und jetzt geh, ich muss abern.«
»Ich weiß«, erwiderte die Stimme. »Und doch wünschen wir uns Erfolg!«
Es raschelte in dem dunklen Tunnel und ein Schatten huschte davon.
In seinem Versteck konnte Rufus kaum glauben, was er da gehört hatte. Es klang, als verfolge Coralia einen wirklich üblen Plan.
Sie ging in eine der Steinhütten. Rufus konnte durch die Türöffnung sehen, wie sie sich dort auf eine Pritsche legte und die Augen schloss. Hier also hatte sie ihr Versteck.
Er strich Minster über das Fell.
»Danke, Minster!«, flüsterte er. »Aber wir können noch nicht wieder gehen! Hör zu, ich werde mir gleich Coralias Versteck einmal genauer ansehen. Und du bleibst hier. Wenn mir nämlich dort etwas passiert, musst du Hilfe holen!«
Rufus kauerte sich auf der Mauer zusammen und wartete. Das Ganze war einfach nur schrecklich. Offensichtlich hatte Coralia bei ihren Plänen mindestens einen Verbündeten, der ein Meister war. Und anscheinend wollte sie ihn, Rufus, in ihre Pläne miteinbeziehen, so viel stand fest, auch wenn er nicht alles verstanden hatte, was sie gesagt hatte.
Rufus wartete eine halbe Stunde, bis er sicher war, dass Coralia eingeschlafen war. Dann machte er sich daran, vorsichtig in das seltsame Fort hinabzusteigen.
Im Hof angekommen, trat er an die Tür der Steinhütte. Coralia lag schlafend auf dem Rücken und hielt einen kleinen Stein in den Fingern, der dem glich, den sie Rufus gesandt hatte.
Er wandte sich ab und schlich weiter. Hastig sah er sich um. In den anderen Hütten lagen große Mengen verschiedenster Artefakte. Er erkannte goldene Gefäße, mehrere Kronen und mit Edelsteinen besetzte Schmuckstücke. Den Blick in die anderen Hütten ersparte er sich. Hier handelte es sich offensichtlich um eine riesige, im Herzen der Akademie verborgene Schatzkammer. An diesen Ort zog sich Coralia zurück, um an ihren Traumfluten zu arbeiten. Und das hieß, dass es sich um ein Gebäude handelte, was sich ursprünglich nicht in der Akademie befunden hatte. Das schwarze Fort war selbst einmal in einer Flut in die Akademie gelangt, so wie die Hütte der Boudicca. Und Coralia musste die Flut bewusst hier unten heimlich zu Ende gebracht haben, um es für ihre Zwecke missbrauchen zu können.
Rufus sah zu dem dunklen Turm hinauf. Er hätte ihn gerne noch untersucht. Aber er war jetzt schon sehr lange unterwegs. Filine oder No konnten aufwachen und entdecken, dass er nicht in seinem Bett lag. Das wollte er nicht länger als nötig riskieren. Und dabei hatte er noch einiges zu tun.
Während Rufus sich umdrehte und die Stufen zur Außenmauer wieder emporstieg, fragte er sich, was er tun konnte, um Coralias Pläne zu durchkreuzen. Der Rabe hatte von einer Verbindung gesprochen, die Coralia nach draußen hatte. Und Rufus fürchtete, dass er damit seine Mutter gemeint haben könnte. Auf keinen Fall wollte er, dass Coralia sie noch weiter für ihre Zwecke einspannte. Er musste alles tun, um das zu verhindern.
Und deswegen musste er Coralia täuschen. Er musste so tun, als würde er mit ihr gemeinsame Sache machen wollen, um Zeit zu gewinnen. Diese musste er dann nutzen, um herauszufinden, was sie genau vorhatte. Hier half nur noch eine List. Er würde ihr sagen, dass er es versucht, aber nicht geschafft hatte, sie mithilfe des Steins in einer Traumflut zu treffen.
Rufus war auf der Mauer angekommen und wandte sich Minster zu. »Lass uns hier verschwinden, Minster, und zwar schnell!«
Die Bisamratte sprang sofort los.
Doch plötzlich hielt Rufus inne. Wenn es wirklich funktionierte, was Coralia ihm vorgeschlagen hatte, dann sollte er etwas von diesem Ort in seinen Beutel tun. Vielleicht würde ihm das später noch
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