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Das Schiff aus Stein

Das Schiff aus Stein

Titel: Das Schiff aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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hinlegen.«
    Aus dem Tunnel klang eine leise Stimme. Rufus konnte nicht ausmachen, ob er sie schon mal gehört hatte, so leise flüsterte sie. »Du hast es geschafft, Jokermockel?«, fragte sie.
    Rufus traute seinen Ohren kaum. Rabe und Jokermockel, was waren das für seltsame Namen?
    Coralia fuhr auf. »Nenn mich nicht so! Und nein, noch nicht ganz. Aber ich bin mir sicher, dass er es versuchen wird. Und wenn es gelingt, dann hole ich mit ihm zusammen das Artefakt.«
    »Es muss so prächtig sein«, zischte die Stimme im Tunnel. »Prächtiger als dein frischer Blitz, den du da trägst!«
    »Du bist ein Bork!« Coralia verzog den Mund. »Und es ist mehr als prächtig, Rabe. Aber alleine geht es nicht. Ich brauche einen zweiten, und ich glaube, dass es keiner außer dem Frischling können wird. Er hat eine ausgeprägte Gabe für Traumfluten.«
    »Ja, es ist schade, dass ich diese Gabe nicht habe. Wir wären gute Kumpane!«
    Rufus schüttelte den Kopf. Die beiden da unten benutzten eine Sprache, von der er nur die Hälfte verstand. Was bedeuteten Blitz oder Bork? Er versuchte, sich die Wörter zu merken.
    »Sie ist eben selten«, fuhr Coralia fort. »Das weißt du. Und jetzt beeil dich. Es ist gefährlich, die Akademie zu verlassen, aber die Schriftstücke müssen fortgebracht werden. Und zwar dalli, die Zeit drängt!«
    Die Stimme im Tunnel schwieg. Dann fragte sie: »Warum gibst du sie nicht einfach deiner – Verbindung? Wäre das nicht ein besseres Dessin?«
    Rufus zuckte zusammen. Dessin – was sollte das schon wieder heißen?
    Coralia schnaubte. »Weil sie nicht sicher genug ist, du Debisser – noch nicht! Wir müssen das Eis kochen! Und die Dille muss sich erst weiter bewähren. Außerdem entscheide ich das, Rabe. Es ist mein Spiel, ich habe es begonnen und du –«
    »Ich bin glücklich, dass ich dabei bin! Ja, ich weiß. Mir reicht es ja auch, wenn ich zu den Siegern gehören werde!«
    »Natürlich!« Coralia lachte hell auf. »Du bist kein Dackel, Rabe, und kein Poschenschnorrer. Du warst schon immer ein Hochfeller! Schon Seneca hat gesagt, wer ein Unrecht begehen will, begeht es bereits. Aber du bist der finsterste Geist, den ich kenne. Jetzt ist alles nur noch eine Frage der Zeit. Denk daran, wenn die Welt ihr Augenmerk auf die Akademie richtet, müssen wir mehr Klingklang haben als der Buschmann und seine Gefolgsleute.«
    »Das werden wir. Sie achten ja nicht auf das Bokup.«
    »Aber sie könnten damit beginnen, wenn sie merken, was vorgeht. Und dann wären sie in der Überzahl. Was ist mit der Marmel?«
    Rufus brummte der Schädel. Bokup, Marmel, Buschmann, diese Worten mussten irgendetwas bedeuten. Aber sicher nicht das, was ihm als Erstes dazu einfiel. Was hätte schon ein Buschmann in der Akademie zu suchen gehabt? Und wieso war der Rabe kein Dackel, das war ja wohl selbstverständlich!?
    Wieder zischte die Stimme. »Sie ist unterwegs, die kostbare Marmel. Aber der Buschmann und seine Ergebenen haben Verdacht geschöpft. Ihnen ist klargeworden, dass es kein Zufall gewesen sein kann, was geschehen ist.«
    Coralia schüttelte wütend den Kopf. »Und wen verdächtigen sie?«
    Die Stimme lachte. »Sie wissen nicht, wen sie verdächtigen sollen.«
    »Trotzdem ist das nicht gut. Wir brauchen ein Bauernopfer. Der Buschmann muss denken, er hätte den Täter erwischt. Das wird uns Ruhe verschaffen.«
    »Und wer soll das sein?«
    »Das muss ich mir noch überlegen. Nun, es wird auch davon abhängen, ob der Frischling mir hilft oder nicht. Und wenn er nicht will, kann ich den Dackel immer noch brennen. Dafür dient mir die Dille, wenn es sein muss.«
    Die Stimme im Dunkel lachte auf. »Ich gebe zu, seit Meister Zeitschneider gab es niemanden hier, der ihm gewachsen war, bis du gekommen bist. Es ist erstaunlich, welche Fähigkeiten du hast und wie schnell du lernst. Vielleicht hätte ich dich nie für die Geschichte der großen Bankhäuser interessieren dürfen. Wer weiß, wie mächtig du eines Tages sein wirst und welchen Preis ich dafür bezahlen muss?!«
    Coralia warf ihr Haar zurück. »Bei jedem gewagten Spiel geht es am Ende um Reichtum, Macht und Einfluss. Und immer gibt es ein Risiko, Rabe. Du trägst das deine.«
    »Ja, und doch hatte niemand bisher deine Dreistigkeit«, flüsterte die Stimme. »Reichtum und Macht, Einfluss und Dreistigkeit sind das unheimliche Doppelpaar der wahren Geschichte der Welt. Aber ich bin einer, der dir viele Gefallen getan hat. Meine Zeichnung hat den Schwarzbauern den Weg

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