Das Schiff aus Stein
Köpfchen«, hielt ihm Rufus entgegen. »Und er hat offenbar irgendwas mit dem neuen Glas vor.«
»Verkaufen?«, fragte Bent.
»Nein.« Rufus schüttelte den Kopf. »Das habt ihr doch gehört. Die gesamte Glasproduktion wird überwacht und vom König der Vejenter zu Geld gemacht. Davon werden Amilcar und Hanno nichts abbekommen, vollkommen unmöglich.«
»Aber irgendwas muss er ja planen«, sagte Bent trotzig. »Ich frage mich wirklich, was das sein könnte. Hast du nicht eine Idee, No?«
»Nein«, gab No zu. »Nicht die geringste. Was kann er denn machen? Er kann jetzt Glas blasen, okay. Also wird es dünner und feiner als zuvor. Und wenn er so ein Glas seinem Onkel schickt, könnte der vielleicht erkennen, dass es von ihm stammt, denn schließlich war das die Idee von Amilcars Vater. Aber sonst? Ich meine, deswegen ist das Glas ja immer noch Glas.«
»Was hatte er denn eben genau vor?«, fragte Filine. »Er wollte doch seinem Onkel irgendwie mit dem Glas eine Botschaft senden? Aber wie? Die Gläser werden doch alle kontrolliert. Ich habe das Gefühl, irgendein Puzzleteil fehlt uns noch. Vielleicht sollten wir uns noch mal alle zusammen hinsetzen und sämtliche Bücher über Glas lesen, die wir hier haben!«
»Äh, Fili!« No hob rasch eine Hand. »Lass uns doch lieber zu Meister Zachus gehen. Er kann uns das sicher auch alles zeigen.«
»Oh, ja!«, pflichtete Bent ihm bei. »Das macht viel mehr Spaß, als nur zu lesen.«
Die beiden Jungen sahen sich grinsend an.
»Mann, tut das gut, mal jemanden in der Gruppe zu haben, der auch lieber was macht, als seine Nase immer in Bücher zu stecken«, flüsterte No.
Filine, die seine Worte sehr wohl gehört hatte, wurde rot.
»Das ist eine gute Idee!«, stimmte jetzt auch Anselm zu und beobachtete das Lehrlingsmädchen, das sich gekränkt abwandte. Der Lockenkopf grinste süffisant. Dann sah er plötzlich Rufus an. »Wieso bist du vorhin eigentlich ins Wasser gefallen? Das Schiff lag doch ganz nah an der Leiter?!«
»Ich äh, ich bin ausgerutscht, als ich von der Leiter auf das Schiff steigen wollte«, stotterte Rufus überrascht. »Das Holz war so nass und glitschig.«
»Das Holz war nass? Aber das Wasser stand doch ganz niedrig, die Stufen der Leiter wurden doch gar nicht überspült«, hakte Anselm nach.
»Mann, ist doch total egal, er ist eben ausgerutscht, kann doch jedem passieren.« No klopfte Anselm auf die Schulter. »Und ohne Rufus wären wir eben gar nicht so weit gekommen, er hat die Flut doch wieder ausgelöst. Und eins muss ich mal sagen, nach unseren Streitereien am Anfang kommen wir doch jetzt super voran! Wir sind eine tolle Flutgruppe geworden, oder nicht?«
Anselm öffnete den Mund, um etwas zu entgegnen, aber Bent warf ihm einen warnenden Blick zu. »Ja«, sagte er schnell. »Das sind wir! Wir machen große Fortschritte und wir sind in dieser Flut immerhin auf einem phönizischen Schiff einmal quer übers Mittelmeer gefahren. Das hat noch kein anderer Lehrling hier erlebt! Und wenn diese Flut wirklich von Rufus ausgelöst worden ist, dann stimmt es, was Coralia über ihn sagt.«
»Ach, ja? Was sagt sie denn?«, erkundigte sich Filine spitz.
»Dass Rufus ein ganz besonderes Talent hat«, erklärte Bent.
»Sie findet sogar, dass er ganz besonders ist«, ergänzte Anselm.
Rufus hielt die Luft an. Wahrscheinlich hatte Coralia den beiden befohlen, sich so zu verhalten. Es war wirklich zum Verrücktwerden!
»Coralia ist doch gerade überhaupt nicht unser Thema«, sagte er hastig. »Sie ist nicht hier, und was immer sie auch sagt, es ist nicht wichtig!«
Anselm schnaufte. »Na hör mal, sie ist die Beste von allen! Keiner in der Akademie hat so viele Fluten ausgelöst wie Coralia!«
»Aber Rufus hat recht«, fiel ihm No ins Wort. »Coralia hat mit unserer Flut echt nicht das Geringste zu tun. Wir sollten uns lieber fragen, wie wir weiterkommen. Und dazu gehen wir jetzt am besten zu Meister Zachus.«
Zusammen machten sich die Lehrlinge auf den Weg in die Werkhalle. Unterwegs achteten sie darauf, anderen Lehrlingen auszuweichen, und auch ehe sie die Werkhalle betraten, versicherten sie sich, dass außer ihnen niemand da war.
In dem großen Raum voller Baumstümpfe und Steinplatten, die als Arbeitstische dienten, saß der grau gelockte Werkmeister auf einem Stein und untersuchte einen Stab aus Holz, dessen eines Ende in einem breiten Blatt mündete.
»Ah, die Flutgruppe!«, rief er ihnen entgegen. »Was führt euch her? Ich dachte, ihr
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