Das Schiff der Abenteur
Da packte den Papagei die Wut. Er flog auf das Brett zu und gab dem Affen einen kräftigen Hieb mit dem Schnabel. Micki schrie laut auf, warf die Flasche fort und leckte sich wimmernd den blu-tenden Arm. Die Flasche fiel krachend zu Boden und zerbrach. Das kleine geschnitzte Schiff fiel heraus. Als Micki das sah, sprang er rasch hinunter, hob es auf und verschwand damit unter Jacks Bett.
Kiki zuckte zusammen und blickte entsetzt auf die Scherben hinab. Er machte das Geräusch eines Rasen-mähers nach und verfiel dann in nachdenkliches Schweigen. Was würde Philipp nur sagen, wenn er zurückkam?
Fünf Minuten später stürzten die beiden Jungens in die Kabine, um sich zu waschen und zum Abendessen um-zuziehen. Sofort sahen sie die zerbrochene Flasche auf dem Boden liegen.
»Die Flasche ist kaputt!« rief Philipp ärgerlich. »Das hat entweder Kiki oder Micki getan.«
»Wo ist das Schiff geblieben?« Jack blickte sich suchend in der Kabine um. Das Schiff war nirgends zu sehen.
Endlich entdeckten sie es unter dem Bett, wo Micki es gerade näher untersuchen wollte. Gott sei Dank schien es unversehrt zu sein. Jack zog Micki unter dem Bett vor und gab ihm drei kräftige Schläge. Auch Kiki bekam drei Klap-se auf den Schnabel.
»Mein schönes Geburtstagsgeschenk!« Philipp betrachtete das Schiff prüfend von allen Seiten. »Ist es nicht entzückend, Jack? Jetzt, da es nicht mehr in der Flasche steckt, kann man es noch viel besser sehen.«
Jack zog spielerisch an einem winzigen Knopf, der an der Seite angebracht war. »Nanu, was ist denn das?«
Plötzlich hielt er einen kleinen Stöpsel in der Hand. Neugierig blickte er in das Loch, in dem dieser gesteckt hatte.
»Das Schiff ist innen hohl«, sagte er. »Ach, da ist ja etwas drin, Philipp. Ein Stück Papier — oder Pergament.
Was mag das nur sein?«
Philipp wurde plötzlich furchtbar aufgeregt. »Pergament? Sicher ist es ein altes Schriftstück. Vielleicht enthält es ein Geheimnis. Warum sollte es sonst in dem Schiff verborgen sein? Denk doch nur, Jack, ein geheimes Dokument! Was mag es nur enthalten?«
»Wir wollen es rausholen und nachsehen«, schlug Jack vor. »Sieh mal, dieses kleine Stück von der Schiffswand löst sich los, wenn der Stöpsel draußen ist. Jetzt ist die Öffnung groß genug, um das Pergament durchziehen zu können.«
»Sei vorsichtig!« warnte Philipp. »Wenn es sehr alt ist, könnte es zerfallen.«
Jack nahm das lose Holzstück von der Schiffswand ab und legte es neben den Stöpsel. Dann versuchte er behutsam, das Pergament aus dem Schiff zu ziehen. Aber ihm zitterten vor Aufregung die Hände, und es wollte ihm nicht gleich gelingen.
Da gongte es zum Abendessen. »Wir können jetzt un-möglich zu Tisch gehen«, jammerte Jack. »Wir müssen erst herausbekommen, was sich in dem Schiff befindet.«
»Paß auf! Du zerreißt das Papier!« rief Philipp ängstlich.
»Wir wollen bis nach Tisch warten, Jack. Jetzt haben wir zu wenig Zeit. Eigentlich müßten die Mädels doch auch dabei sein.«
Jack gab seufzend nach. »Du hast recht. Schließ das Schiff aber lieber weg, damit ihm inzwischen nichts passieren kann.«
Sie stellten das Schiff in den Kleiderschrank, schlossen ihn ab und liefen glühend vor Aufregung in den Speisesaal. Ungeduldig warteten sie auf eine Gelegenheit, den Mädchen die Neuigkeiten erzählen zu können.
Dina und Lucy konnten sich gar nicht erklären, was plötzlich in die Jungens gefahren war. Jack lächelte sie immerfort idiotisch an, und Philipp versuchte krampfhaft, ihnen etwas zuzuflüstern.
Frau Mannering runzelte ärgerlich die Stirn. »Philipp!
Wenn du etwas zu sagen hast, so sage es bitte laut!«
Das wollte Philipp nun aber auf keinen Fall. »Ja — sagt mal — wer hat eigentlich beim Ringwerfen gewonnen?« stotterte er.
»Warum mußtest du das denn im Flüsterton sagen?« fragte Frau Mannering verwundert. »Sei bitte bei Tisch nicht albern, Philipp.«
»Verzeihung, Mutter!« murmelte Philipp, konnte jedoch nicht verhindern, daß seine Augen dabei strahlten. Er mußte immerfort an das Schiff mit dem Dokument denken. Sicher enthielt es ein aufregendes Geheimnis.
Gleich nach dem Essen liefen die Kinder hinaus. Als sie in eine einsame Ecke kamen, packte Jack die Mädchen an den Armen. »Lucy! Dina!«
»Was ist bloß mit euch los?« fragte Dina verwundert.
»Ihr habt euch ja beim Essen wie die Verrückten benommen.«
»Pst! Hört mal zu!« begann Jack. »Das Schiff in der Flasche ...«
»Laß mich
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