Das Schiff der Abenteur
viel mehr Aufregung bereiten, als Lucy auch nur im entfernte-sten ahnte.
Das Schiff in der Flasche
Es gelang Lucy, ein Stück Papier aufzutreiben und die Flasche darin einzuwickeln, bevor Philipp sie zu Gesicht bekam. Die anderen Kinder waren natürlich sehr neugierig, was in dem Paket enthalten sein mochte. »Es ist wohl etwas Zerbrechliches, weil du es so vorsichtig trägst«, meinte Jack. Aber Lucy verriet nichts. Erst als sie wieder auf den »Wiking« zurückkam und sich mit Dina allein in ihrer Kabine befand, wickelte sie das Paket aus.
»Was für eine schmutzige alte Flasche!« rief Dina enttäuscht. »Hast du dafür all dein Geld ausgegeben?«
»Nur die Hälfte«, erwiderte Lucy. »In der Rasche befindet sich ein Schiff. Ich will sie Philipp zum Geburtstag schenken.«
»Ist wirklich ein Schiff darin?« fragte Dina. »Tatsächlich!
Komm, wir wollen die Rasche säubern, damit man es besser sehen kann.«
Sie holten einen Flanellappen und begannen, die Flasche tüchtig abzuseifen. Als sie ganz sauber war, konnte man das schöne Schiff in allen Einzelheiten erkennen. Es war kunstvoll geschnitzt und hatte altertümliche bunte Segel.
Da es sich immer in der Flasche befunden hatte, war es frei von Schmutz und Staub, und seine Farben leuchteten so frisch, als wäre es eben erst gestrichen worden.
»Schau nur, Dina, wie zauberhaft!« rief Lucy entzückt.
»Gewiß ist es das Modell eines alten griechischen Segel-schiffes. Wie mag es nur in die Flasche hineingekommen sein? Der Flaschenhals ist doch viel zu eng, um es dort durchschieben zu können.«
»Das kann ich mir auch nicht erklären«, sagte Dina kopfschüttelnd. »Aber es ist nun einmal darin. Philipp wird sich bestimmt sehr über das schöne Geschenk freuen.«
Die Flasche war auf einer Seite abgeplattet, so daß sie liegen konnte, ohne davonzurollen. Lucy stellte sie auf ein Wandbrett und vertiefte sich in den Anblick des schönen Schiffes, das mit vollen Segeln dahinzufahren schien.
Dina betrachtete es aus der Nähe. »Da steht ja etwas geschrieben«, sagte sie plötzlich. »Gewiß ist es der Name des Schiffes. Aber ich kann ihn nicht lesen, weil die Buchstaben griechisch sind.«
Zwei Tage später erhielt Philipp das Schiff zu seinem Geburtstag. Er war hell begeistert. Lucy glühte vor Freude, als sie sah, wie es ihm gefiel.
»Wo hast du das bloß aufgetrieben?« rief er verwundert.
»Es ist das schönste Schiff, das ich jemals gesehen habe.
Und wie groß es ist! Meistens sind diese Flaschenschiffe viel kleiner. Wie alt mag es wohl sein?«
Auch Kiki und Micki interessierten sich sehr für das aufregende Geschenk. Als Micki das Schiff in der Flasche erblickte, versuchte er, es anzufassen, und war sehr verwundert, als das nicht ging.
Kiki wünschte Philipp unaufhörlich: ,Fröhliche Weihnachten!'. Die Kinder hatten ihm beigebracht, ,Herzliche Glückwünsche!' zu sagen, aber er verwechselte die Begriffe und blieb trotz aller Einwände bei: .Fröhliche Weihnachten!'.
»Vielen Dank«, sagte Philipp zu ihm. »Und Prosit Neu-jahr!«
»Ach, bring ihn doch nicht noch mehr durcheinander«, schalt Dina. »Kommt, wir wollen zu Mutter gehen und ihr das Schiff zeigen.«
Frau Mannering lag in einem Liegestuhl neben Frau Eppy, der Tante von Lucius. Sie unterhielt sich gern mit ihr, mochte ihren Mann jedoch gar nicht leiden.
Philipp zeigte seiner Mutter das Schiff. »Sieh nur, was Lucy mir zum Geburtstag geschenkt hat! Solch ein Flaschenschiff habe ich mir schon lange gewünscht.«
Nachdem Frau Mannering das Schiff gebührend bewundert hatte, reichte sie es Herrn und Frau Eppy zur Ansicht hinüber. Herr Eppy betrachtete es eingehend.
»Das Schiff scheint sehr alt zu sein«, murmelte er verwundert. »Aber die Flasche ist modern. Der Gedanke, ein Schiff in einer Flasche aufzubewahren, stammt erst aus neuerer Zeit, soviel ich weiß. Das ist wirklich sehr merkwürdig.«
»Auf dem Schiff steht ein Name in griechischen Buchstaben«, sagte Lucy eifrig. »Können Sie ihn vielleicht lesen, Herr Eppy?«
Herr Eppy hielt die Flasche dicht vor die Augen. »A-N-D-R-A«, buchstabierte er langsam. »Das Schiff heißt offenbar Andra. Ein recht ungewöhnlicher Name.«
»Andra? Den Namen habe ich doch schon mal irgendwo gehört«, sagte Lucy nachdenklich. »Ach, jetzt weiß ich, so hieß doch die schöne Königstochter aus der Geschichte von dem Schatz, die uns Lucius erzählt hat. Na, wir nennen unsere Schiffe ja auch manchmal nach be-rühmten Frauen, zum Beispiel
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