Das Schiff der Abenteur
Sonne sehen und haben daher keine Orientierungsmöglichkeit. Oder hat jemand von euch einen Kompaß bei sich?«
Nein, einen Kompaß hatte keiner. »Nun, dann müssen wir uns auf unsere Nasen verlassen«, sagte Bill. »Es gibt hier ja nur zwei Möglichkeiten. Entweder wir gehen nach links oder nach rechts. Versuchen wir es einmal mit dem rechten Weg!«
Sie marschierten los, Bill mit seiner Taschenlampe voran. Hinter ihm folgten Hand in Hand die beiden Mädchen.
Und zum Schluß kamen Jack und Philipp mit den Laternen. Ihre Schritte hallten unheimlich in dem riesigen Raum wider, und das Licht erfüllte ihn mit huschenden Schatten. Kiki und Micki hockten ängstlich zusammenge-duckt auf den Schultern der Knaben.
Nach einer Weile kamen sie in einen langen breiten Gang, der sanft abwärts führte. Da versperrte ihnen plötzlich eine starke Holztür den Weg. Sie hing jedoch nur noch schief in den Angeln, und nachdem die Kinder ein wenig daran gerüttelt hatten, fiel sie ihnen krachend entgegen. Bill konnte gerade noch rechtzeitig zur Seite springen, sonst wäre sie ihm direkt auf den Kopf gefallen.
Er beleuchtete die Tür mit seiner Lampe. Sie war mit einem kunstvoll geschnitzten Adler verziert. »Aha, Vogel!« stellte Jack befriedigt fest. »Wieder ein Wegweiser.«
»Jetzt wissen wir auch, daß wir den falschen Weg eingeschlagen haben«, sagte Bill. »Aber wir wollen trotzdem weitergehen. Dies sind ja recht erstaunliche Entdeckun-gen.«
Sie ließen die Tür mit dem Adler auf der Erde liegen und gingen durch die Türöffnung. Nun gelangten sie in einen sehr schmalen Gang, der ebenfalls abwärts führte und schließlich in einem zellenartigen Raum endete. An der einen Längswand stand ein langer glatter Steinblock, an dessen Enden Holztafeln mit kunstvoll geschnitzten Zeichen angebracht waren. Neugierig blieben sie davor stehen.
»Dies muß das Grabmal sein«, sagte Bill. »Vielleicht ist hier ein Priester beigesetzt worden. Solche alten Grabmäler findet man oft unter der Erde.«
»Die Seeleute, die den Schatz trugen, müssen hier durchgegangen sein«, sagte Philipp. »Vielleicht haben sie das Grab sogar geplündert.«
Die Grabkammer hatte keine Türen. Die Zugänge waren jedoch so glatt und eben aus dem Fels gehauen, als hätten sich früher einmal Türen darin befunden. Vielleicht hatte man sie später entfernt. Sie gingen durch den kleinen Raum hindurch und gelangten wieder in einen Gang, der immer steiler bergab führte.
»Und nun zur Göttin!« sagte Jack. »Diese Karte ist wirklich sehr gut. Wenn wir bei dem Zweifinger-Felsen nicht durch die Steinmauer aufgehalten worden wären, hätten wir den Weg genau danach verfolgen können.«
»Vorsicht! Hier kommen ein paar Stufen«, warnte Bill die Kinder. »Es geht jetzt sehr steil abwärts.«
Vorsichtig stiegen sie die Stufen hinab, die auf einen schönen Torbogen zuführten. Er bestand aus Marmor und war in eine natürliche Felsöffnung eingefügt. Der Raum dahinter hatte einen Boden aus Marmor, der auch jetzt noch schimmerte und glänzte, denn unter der Erde gab es ja keinen Staub. Die Wände waren mit Tieren und allerlei Symbolen bedeckt, die man aus dem Felsen her-ausgehauen hatte. Da waren Adler, Füchse und Wölfe abgebildet, dazwischen befanden sich seltsame Muster und Zeichen.
»Aha, Göttin!« sagte Bill. »Wahrscheinlich wurde hier ei-ne wenig bekannte Göttin verehrt, die man nur unter der Erde besuchen durfte.«
»Ja, so wird es wohl sein.« Philipp betrachtete verwundert die Wände. »Wie merkwürdig das alles ist! Diese Bildwerke müssen viele hundert Jahre alt sein.«
»Und nun zum letzten Wegweiser — oder auch zum ersten, wenn ihr wollt«, sagte Bill. »Zwei-Finger! Die Höhle neben dem Felsen kennen wir ja schon. Wir werden nun sicher an die andere Seite der Quadersteinmauer kommen. Vorwärts, Kinder! Donnerwetter, ist der Weg hier steil! Und dazu noch ohne Stufen. Geht vorsichtig, Mädels!«
Sie stolperten den steil abwärts führenden Gang hinunter und gelangten schließlich, genau wie Bill vorausge-sagt hatte, an die andere Seite der Mauer aus den großen Quadersteinen, die ihnen in der Höhle neben dem Zweifinger-Felsen den Weg versperrt hatte. Sie blieben stehen und beratschlagten.
»Soweit kennen wir den Schatzweg nun«, sagte Bill.
»Jetzt werden wir wieder zurückgehen. Dann haben wir die Wegweiser in der richtigen Reihenfolge, das heißt angefangen von Zwei-Finger über Göttin, Grabmal und Vogel bis Glocke — also bis zu dem
Weitere Kostenlose Bücher