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Das Schiff der Hoffnung

Das Schiff der Hoffnung

Titel: Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Füße quer setzend, vorsichtig die mit Geröll übersäte Halde hinab.
    Plötzlich stockte er.
    Er war an eine steile Stelle geraten. Sechs bis acht Meter ging es senkrecht in die Tiefe. Eine Stützwand, aus Felsbrocken geschichtet.
    Er ging vorsichtig an ihr entlang und merkte zu seiner Beruhigung, daß sie an Höhe verlor. Jetzt trennten ihn nur noch drei Meter von einem unter ihm liegenden Pfad. Er fragte sich gerade, ob er hinabspringen sollte, da drang ein Geräusch durch die Stille.
    War es ein Tier?
    Oder ein Mensch?
    Es klang wie ein leises Schluchzen.
    Jetzt wieder.
    Frank Hellberg trat dicht an den Abhang und blickte hinunter. Da sah er das Mädchen.
    Es saß auf einer Bank in einer Mauernische, hielt den Kopf in die Hände gestützt und weinte. Unaufhaltsam.
    Frank wollte sie nicht erschrecken, nicht einfach hinunterspringen. Deshalb rief er sie an:
    »Hallo.«
    Mit so einer Wirkung hatte er nicht gerechnet: Das Mädchen sprang auf, ergriff die Flucht, von panischer Angst getrieben. Es rannte davon, geradewegs auf den nächsten Steilhang zu. Im nächsten Augenblick mußte sie abstürzen.
    Da sprang Frank Hellberg.
    Knapp einen Meter vor ihr und knapp einen Meter vom Abgrund entfernt landete er.
    Mit ausgebreiteten Armen.
    Im letzten Augenblick fing er sie auf.
    Zuerst stieß sie ihn von sich. Sie wehrte sich, strampelte mit den Beinen. Er ließ sie erst los, als sie wieder auf dem steinigen Boden stand.
    »Scusi, Signorina«, sagte er, ohne zu wissen, wofür er sich entschuldigte. Er deutete auf die Bank. Sie möge sich doch wieder setzen. Er reichte ihr sein blütenweißes Taschentuch und sagte, weil er nicht viel mehr auf italienisch zu sagen wußte:
    »Paria te tedesco?«
    Aus ihren großen schwarzen Augen sah sie ihn an.
    Wie ein gescholtenes Kind. Sie setzte sich gehorsam hin. Offenbar war Frank Hellberg nicht derjenige, den sie fürchtete. Sie trocknete ihr Gesicht ab, das zart und durchsichtig wie Porzellan wirkte und von einer Flut schwarzer Haare eingerahmt war.
    Dann erst sagte sie:
    »Ja, ich spreche deutsch. Ich bin von Beruf Dolmetscherin, Hosteß bei einer Omnibusgesellschaft.«
    Frank setzte sich neben sie. »Und wo drückt der Schuh?« Den Ausdruck verstand sie nicht. Deshalb fügte er hinzu: »Ich meine, kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich kann nicht darüber reden«, sagte sie.
    »Sie sollten es tun, bitte.«
    »Nein.«
    Frank Hellberg verlegte sich aufs Ausfragen.
    »Gehören Sie in jenes Haus?« Er zeigte zur Klinik.
    Sie nickte.
    »Als Krankenschwester?«
    Sie schüttelte den Kopf. Sie mußte noch blutjung sein. Höchstens zwanzig.
    »Ich erkundige mich, weil ein Bekannter von mir gerade heute versucht, seine Frau dort unterzubringen. Glauben Sie, daß er hoffen darf?«
    Sie schnaubte verächtlich.
    »Hoffen? Es wird ihr eine Weile sehr gutgehen, wenn sie viel Geld hat. Weiter weiß ich nichts.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Sie antwortete mit einer Gegenfrage:
    »Ist Ihre Bekannte wirklich unheilbar?«
    »Was soll das heißen?«
    »Dann schadet es wenigstens nichts, wenn sie bei Dr. Tezza ihre Zeit verschwendet.«
    »Was?!« rief Frank Hellberg aus. »Steht es so?«
    »So steht es. Und wenn sie kein Geld mehr hat, dann setzt man sie vor die Tür. Es sei denn, sie ist jung, schön und vielleicht sogar blond. Dann mag sie auch ohne Geld bleiben. Unter einer gewissen Bedingung, verstehen Sie?«
    »Mein Gott, wie können Sie solche Behauptungen aufstellen. Sie wollen sagen, daß Dr. Tezza …«
    »Sie haben schon richtig verstanden«, rief sie. Plötzlich überkam sie Wut und Verzweiflung:
    »Ach was, wenn Ihr Bekannter Geld hat, soll er es lieber gleich für einen goldenen Sarg ausgeben!« schrie sie und schüttelte die Fäuste.
    »Oder besser: Er soll nach L'Aquila fahren und dem Polizeichef eine Million Lire bieten, damit er endlich kommt und diesen Dr. Tezza in seinem Rattennest ausräuchert!«
    Sie brach in Schluchzen aus, das ihren ganzen Körper erbeben ließ und nicht enden wollte. Frank Hellberg legte den Arm um ihre Schultern, seine Linke streichelte ihr Haar. Immer wieder. Sein Hemd wurde durchtränkt von ihren Tränen, während er – bruchstückweise – ihre Geschichte erfuhr:
    Daß sie Lungenkrebs hatte, daß ihr Geld aufgebraucht war, daß sie die Klinik morgen verlassen sollte, weil der Platz für eine zahlungskräftige ausländische Patientin benötigt würde. Falls sie sich nicht entschlösse, Dr. Tezzas Antrag anzunehmen. Und zwar noch heute.
    Nein, sie machte nicht den

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