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Das Schiff der Hoffnung

Das Schiff der Hoffnung

Titel: Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Eindruck, als sei sie verrückt. So unglaublich ihre Erzählung auch klingen mochte. Sie war keine geltungsbedürftige Erfinderin von Sensationen. Sie war nichts als ein armes, sehr hilfsbedürftiges, kleines Mädchen in großer Not.
    Frank Hellberg küßte sie ganz sachte auf die Stirn.
    »Ich helfe dir, ich bringe das für dich in Ordnung. Wenn es stimmt, was du mir da erzählt hast, dann brauchen wir keine Million Lire, um den Polizeichef herzulocken.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Mir kann keiner helfen«, sie stockte. Ihr schien etwas einzufallen. »Oder würden Sie mich vielleicht mit nach Bari nehmen?«
    »Wieso nach Bari?«
    »Lesen Sie keine Zeitung?«
    »Im Urlaub nicht.«
    »Von Bari gehen Schiffe nach Dubrovnik. Und von Dubrovnik kann man mit der Eisenbahn oder mit dem Omnibus nach Sarajewo fahren.«
    »Ja, und? Was soll das?«
    »In Sarajewo hat ein Arzt ein neues Mittel entdeckt, das schon Krebsfälle geheilt hat. Das Mittel wird in einer staatlichen Fabrik hergestellt und umsonst abgegeben. Es kann kein Betrug sein, tausende fahren von Bari aus hinüber. Mit dem Fährschiff ›Sveti Stefan‹. Sie nennen es das ›Schiff der Hoffnung‹.«
    »Wenn das wahr ist!« Frank Hellberg sprang auf. Er küßte sie auf beide Wangen.
    »Kind, wenn das wahr ist! Ich schwöre dir, ich bringe dich hinüber. Du mußt mir nur helfen, meine Bekannten über diesen Dr. Tezza aufzuklären. Komm«, sagte er und nahm ihre Hand. »Wir müssen schnell hinunter.«
    Sie sträubte sich.
    »Ich betrete die Klinik nicht mehr, obwohl mein Koffer noch im Zimmer steht.«
    »Das erledige ich«, rief er und zog sie mit sich fort.
    Arm in Arm schlenderten sie durch die gepflegte Parkanlage auf der Bergseite der Klinik.
    »Du wirst dich hier ganz bestimmt wohl fühlen, Rika.«
    »Nur wenn du bei mir bleibst, Karl.«
    »Ich komme jeden Tag.«
    »Das mußt du.«
    »O Rika, ich bin so froh, daß wir hergefahren sind. Ich glaube, dieser Dottore ist ein Teufelskerl.«
    »Das mag schon sein.«
    Er horchte auf, blieb stehen, sah ihr in die Augen.
    »Rika, was ist denn? Glaubst du nicht, daß Dr. Tezza dich gesund machen wird?«
    Und so, als ob sie dann etwas ganz Unmögliches täte, fragte er noch einmal:
    »Glaubst du etwa nicht an ihn?«
    Sie wollte ihm ihr Gesicht nicht zeigen und wandte sich ab. Da entdeckte sie Frank und das Mädchen. Die beiden kamen Hand in Hand dahergerannt. Es gab Erika einen Stich durchs Herz. Um Himmels willen, dachte sie. Er muß sich doch um seine Marion kümmern. Um meinetwillen!
    »Karl«, sagte sie, »sieh mal, wer da kommt.«
    Und beglückt stellte sie fest, daß Karl Haußmann nichts als ihre Gesundheit im Sinne hatte. »Mensch, Herr Hellberg«, rief er. »Für Ihren guten Tip werde ich Ihnen ewig dankbar sein. Dieser Tezza, das ist ein Arzt. Eine ganz große Persönlichkeit, sage ich Ihnen. Dem kann man sogar Wunder zutrauen.«
    Haußmanns Enthusiasmus verpuffte ohne die erwartete Resonanz.
    Hellberg sah eher betroffen als begeistert aus.
    Er atmete heftig. Sie waren rasch bergab gelaufen. Dazu kam die Aufregung. Er hatte haarsträubende Einzelheiten über Dr. Tezzas ›Heilmethode‹ zu hören bekommen.
    »Haben Sie sich etwa schon angemeldet?« fragte er jetzt. Erika vernahm den warnenden Unterton sofort.
    »Übermorgen ist Einzug«, entgegnete Karl und wunderte sich, daß Hellbergs Brauen sich zusammenzogen.
    »Entschuldigung«, sagte Frank Hellberg und schob das fremde Mädchen in den Vordergrund. »Gestatten Sie zunächst, daß ich vorstelle …«
    Sie sagte selber ihren Namen.
    »Claudia Torgiano. Aus Livorno.«
    »Und nun zur Sache«, fuhr Hellberg fort. »Signorina Torgiano hat Ihnen eine Eröffnung zu machen, die Ihnen zunächst ungeheuerlich vorkommen wird.«
    Er sah, wie Erika Haußmann sich auf die Unterlippe biß und ihr Mann zusammenzuckte. Und er ergänzte:
    »Bitte, Sie müssen dieses Mädchen anhören. Es ist von lebensentscheidender Bedeutung.«
    Niemand hatte sie kommen sehen.
    Plötzlich waren sie da.
    Zwei Männer in grauen Kitteln.
    Der eine packte Claudia Torgiano von hinten. Mit dem rechten Arm umklammerte er ihren Leib und hob sie hoch. Seine Linke erstickte ihre Hilferufe. Der andere ergriff das Mädchen bei den Beinen.
    Dann rannten sie mit ihr davon …
    Einen Augenblick waren sie alle erstarrt. Dann warf sich Hellberg herum, und während Erika erst jetzt zu einem Aufschrei fähig war, Karl seine Frau stützte, aus Angst, sie könne einen Schock bekommen, rannte Hellberg den beiden

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