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Das Schiff der Hoffnung

Das Schiff der Hoffnung

Titel: Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gesund, hilft sich der Körper selbst.«
    Dr. Tezza nahm hinter einem gewaltigen Schreibtisch Platz, zog einen goldenen Füllhalter hervor und schlug ein in Leder gebundenes Buch auf.
    »Beginnen wir also mit der Anamnese.«
    Nachdem dieses Verhör über die Vorgeschichte der Erkrankung beendet war, wurde Karl Haußmann hinausgeschickt. Zwei außerordentlich hübsche Assistentinnen erschienen. Mit ihrer Unterstützung wurde Erika untersucht.
    Gründlicher, als sie es nach den phrasenhaften Vorreden erwartet hatte.
    Sie mußte sich völlig entkleiden. Der Arzt horchte, tastete ab und palpierte. Zwischendurch diktierte er. Kurze, schnelle Sätze auf italienisch. Eine der Assistentinnen trug sie in das ledergebundene Buch ein.
    Natürlich ertastete Dr. Tezza sofort die Verhärtung im Unterbauch. Aber sein Gesicht blieb regungslos.
    Nach zwei Stunden durfte Erika sich wieder anziehen. Sie wurde in ein Labor geführt, wo man ihr Blut abnahm und Abstriche aus dem Rachen und von ihrer Zunge machte.
    Dr. Tezza hatte unterdessen Karl Haußmann zu sich hereinbitten lassen.
    »Nun, Dottore!« rief Haußmann schon in der Tür. »Dürfen wir hoffen?«
    »Sie müssen hoffen. Wir leben von der Hoffnung«, sagte Tezza tiefsinnig. »Die Hoffnung aufgeben, hieße, sein Leben wegwerfen.«
    Nach einer effektvollen Pause fuhr er fort:
    »Ich werde die Behandlung Ihrer Frau übernehmen. Zunächst möchte ich Ihnen raten, mit drei bis vier Wochen zu rechnen. In zwei Tagen habe ich ein Bett frei, einverstanden?«
    »Natürlich, Dottore, selbstverständlich.« Karl Haußmann rieb nervös die Hände. Wo mochte Erika sein? Was tat man mit ihr? Ob man ihr Schmerzen bereitete?
    »Nun zu einem anderen Punkt«, sprach Tezza mit leicht erhobener Stimme, Aufmerksamkeit fordernd.
    »Die Kosten der Kur …«
    Karl Haußmann winkte ab. »Lieber Dottore, das Geld ist nicht wichtig. Hauptsache, meine Frau wird gesund. Wenn Sie ihr eine Chance geben …«
    »Jeder Mensch hat seine Chance. Und Ihre Frau ist doch das blühende Leben. Sie besitzt die notwendige Widerstandskraft. Es gilt nur, sie zu mobilisieren.«
    Haußmann nickte. Er glaubte, weil er glauben wollte. Er nahm die Phrasen als Offenbarung, die vagen Versprechungen als Verheißung. Ihm war, als hätte er ein Geschenk empfangen, als er einen Scheck über 2.000 Mark ausschreiben durfte.
    Als Anzahlung.
    »Wenn Sie meine Frau gesund machen, dann stifte ich fünfzigtausend Mark, Dottore«, sagte er mit bewegter Stimme.
    Erika wurde gerade hereingeführt, als Dr. Tezza den Scheck in seine Brieftasche steckte.
    »In drei Tagen also«, sagte er. »Ich gebe Ihnen prophylaktisch ein Röllchen Tabletten mit, Signora, falls stärkere Schmerzen auftreten sollten. Es sind Tabletten aus meinem eigenen Labor.«
    Er reichte sie Erika.
    »Zwei Stück in etwas Wasser. In zehn Minuten sind Sie die Schmerzen los.«
    Karl Haußmann dankte Dr. Tezza überschwenglich.
    Erika staunte. Sie war sehr skeptisch. Aber sie äußerte sich nicht. Sie wollte Karl die aufkeimende Hoffnung nicht rauben.
    Frank Hellberg hatte mit Marion Gronau einen Spaziergang machen wollen. Es wurde nichts daraus. Dreihundert Meter hinterm Ortsausgang von Avezzano blieb Marion stehen. Sie zog die hochhackigen Schuhe aus, lief auf Strümpfen zu einem großen Felsbrocken und setzte sich.
    »Das mache ich nicht mit«, sagte sie zornig. »Ich gehe zurück zum Gasthof und lege mich hin. Dieses Kaff hat nichts weiter zu bieten als hartes Pflaster und Einöde.«
    Ihr Verlobter versuchte nicht, sie umzustimmen. »Ich habe ein paar Krimis im Koffer. Hol dir einen«, verabschiedete er sie und schritt, während Marion in den Ort zurückhumpelte, auf einem Pfad rasch voran, der parallel zur Straße bergwärts führte.
    Richtung Capistrello.
    Er wollte dort ein bißchen Umschau halten. Vielleicht gelang es ihm, einen Blick in die Klinik des Krebsdoktors zu werfen, ohne sich vorher durch Prunkportal und Marmorhallen blenden zu lassen.
    Der Pfad war eine Abkürzung. Er ging zwar steil hinan, sparte dafür aber die Serpentinen aus. Nach einer knappen Stunde sah Frank das rote Kirchendach von Capistrello unter sich. Und gleich daneben entdeckte er die Klinik.
    Hellberg erkannte: Der Parkplatz war schon einigermaßen besetzt. Neunzehn Wagen zählte er. Er konnte sogar erkennen, daß einige Fenster der Gebäude weit geöffnet waren.
    Es reizte ihn, sich die Sache aus der Nähe zu betrachten. Er verließ den Pfad, der weiter nach oben führte, und stieg, die

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