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Das Schiff der Hoffnung

Das Schiff der Hoffnung

Titel: Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gehen.
    Und er lief wieder dagegen an und warf sich gegen das massive, in der Verankerung knirschende Holz.
    Nach dem siebenten Anlauf hielt er keuchend inne und rieb sich erneut die schmerzende Schulter. Nicht einen Millimeter hatte sich die schwere Tür bewegt. Zwischen dem Holzfurnier muß eine Stahlplatte sein, dachte Hellberg. Anders ist es nicht möglich. So hartes Holz gibt es nicht. Das ist eine schußsichere Stahltür, die man nur umkleidet hat mit Mahagoni.
    Noch einmal wollte er es versuchen, obgleich er wußte, daß es sinnlos war. Er duckte sich, stemmte die Füße vom Boden ab und wollte sich wieder gegen die Füllung werfen, als die Tür von außen aufgeschlossen wurde. Ein junger, schwarzlockiger Mann in einem eleganten, weißen Anzug stand in dem schmalen Flur und sah verwundert auf den schwitzenden, geduckten, zum Sprung bereiten Hellberg.
    »Was soll der Lärm, Signore?« fragte der Mann höflich. »Mißfällt Ihnen etwas? Dann bedienen Sie sich bitte des Bordtelefons; es wird sofort ein Steward kommen.«
    Frank atmete tief auf. Dann machte er einen weiten Satz, warf mit seinem Körper den jungen Mann zur Seite und stürzte an die Tür der gegenüberliegenden Kabine Nr. 6. Er riß sie auf.
    Claudia Torgiano saß vor dem großen Toilettenspiegel und kämmte gerade ihr langes, seidenschwarzes Haar. Mit einem leisen Schrei fuhr sie auf, als Frank wie ein Irrer in die Kabine stürzte.
    »Liebling!« rief er. »Was hat man dir getan? Warum hast du geschrien?« Er sah sich mit flackernden Augen um, aber Claudia war allein, niemand war in der Kabine.
    »Wie siehst du denn aus?« fragte Claudia und lief auf Frank zu. Sie umarmten sich und fühlten, daß sie beide zitterten. »Was ist denn geschehen, Frank?«
    »Warum hast du geschrien, Liebling?«
    »Ich habe nicht geschrien.«
    »Aber ich habe es ganz deutlich gehört. Eine Mädchenstimme. Sie rief in höchster Not um Hilfe.«
    Claudia schüttelte den Kopf. »Ich habe nichts gehört, Frank.«
    »Mein Gott, ich bin doch nicht verrückt!« Hellberg lief zur Kabinentür Claudias. Das Holz war viel dünner und leichter. Es klang voll und schwang im Ton, als er mit den Knöcheln dagegentrommelte. Eine reine Holztür, ohne Stahleinlage und dünn genug, daß Claudia den Schrei viel deutlicher gehört haben mußte als er durch die eisenisolierte Tür. »Hier hat jemand geschrien«, sagte Hellberg und schloß die Kabine. Der junge Mann in dem weißen Maßanzug war nicht mehr im Flur. In der Aufregung hatte Frank ihn auch gar nicht vermißt. »Claudia, ich leide doch nicht unter Halluzinationen!« Hellberg setzte sich auf die Bettkante. Es war eine herrliches französisches Bett, mit gelber Seide bespannt und mit einem Tüllhimmel, der nachts indirekt beleuchtet werden konnte. »Da sind noch mehr Personen auf dem Schiff als Saluzzo, seine Mannschaft und wir. Irgendwo hält er andere versteckt.« Frank wischte sich über die Stirn und die Augen. Seine Hand zitterte etwas. »Ich habe das Gefühl, auf einer schwimmenden Insel des Teufels zu sein.«
    An der Tür klopfte es. Höflich und diskret. Claudia ließ den Kamm fallen, ihre Augen weiteten sich vor Angst.
    »Bitte?« sagte Frank Hellberg laut.
    Umberto Saluzzo trat ein. Er trug einen nachtblauen Smoking mit seidenen Ärmelaufschlägen und eine dunkelrote Schleife auf einem gefälteltem Hemd. Im Knopfloch leuchtete eine blaß violette Zwergorchidee.
    »Luigi Foramente beschwerte sich eben, Signore«, sagte er mit leicht tadelndem Ton. »Sie haben ihn gegen die Wand geworfen, obwohl er Sie höflich nach Ihren Wünschen fragte. Sie sind sehr nervös, lieber Hellberg.«
    Frank blieb auf dem Bett sitzen. Mit zusammengekniffenen Augen musterte er Saluzzo. »Vorhin hat jemand geschrien!«
    »Mag sein. Eine Möwe! Unser Smutje wirft die Küchenabfälle immer über Bord. Das lockt Möwen, Delphine, Tümmler, Tintenfische – und Haie an.« Vor dem Wort Haie machte Saluzzo eine wirkungsvolle Kunstpause. »Wir ankern in einem Gebiet mit Felsenriffen, Unterwasserriffen, um genau zu sein. Sie bilden einen idealen Schlupfwinkel für Haie und Kraken. Solange man an Bord ist, kann man sich der sicherste Mensch nennen. Niemand kann kommen, aber es kann auch niemand gehen.«
    »Das haben Sie wundervoll gesagt, Saluzzo.« Hellberg faltete die Hände im Schoß. »Mit anderen Worten, ein doppeltes Gefängnis.«
    »Wenn Sie meine Gastfreundschaft so auffassen, Signore …«
    »Wir drehen uns im Kreis. Was haben Sie eigentlich mit mir

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