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Das Schiff - Roman

Das Schiff - Roman

Titel: Das Schiff - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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unterlassen), dass das Schiff ihm eine solche Vorzugsbehandlung gewährt? Mir kommt ein entsetzlicher Gedanke, den ich lieber nicht weiterverfolge, während ich mich die Leitersprossen hinunter hangele.
    Als die Schwere einsetzt, bin ich instinktiv darauf vorbereitet. Mit Händen und Füßen verhake ich mich unter den Sprossen, warte ab, bis die Lage sich stabilisiert hat, und ziehe schließlich weiter. Doch gleich darauf fällt mir eine Wasserflasche aus dem Beutel, weil ich die Kordel nicht richtig zugezogen habe, und ich muss hilflos mit ansehen, wie sie sich in der Luft dreht, von der Wand abprallt und schneller und schneller im fernen Zwielicht verschwindet.
    Jetzt wird es wirklich ernst! Falls ich die Sprossen loslasse und mich nicht rechtzeitig irgendwo weiter unten festhalten kann, werde ich genau wie die Flasche
hinabstürzen, an irgendeiner Wand abprallen, immer schneller fallen und dann … Platsch! Eine weitere Leiche für den Gefrierschrank.
    Ein weiteres Buch, das irgendjemand aufsammeln wird, ohne dass ich Gelegenheit hatte, Neues hinzuzufügen.
    Ist es das, was die kleinen Mädchen hier treiben? Beschäftigen sie sich damit, alle Bücher einzusacken – die Bücher des Blauschwarzen, des Rotbraunen oder auch die der unbekannten Besucher, die vielleicht zur Reiseleitung gehören?
    Weiter auf die Mitte zu, immer auf die Mitte zu.
    Nach zwei Stunden habe ich Blasen an den Fingern und Händen, am schlimmsten dort, wo ich die Gefrierschränke berührt oder nach meiner »Erweckung« die Handflächen auf das vereiste Deck gelegt habe. Ich hinterlasse eine kleine Blutspur, kann während des Kletterns aber nichts davon sehen.
    Vor mir (oder – je nach Perspektive – über mir) hängt ein Schatten, wie ich jetzt merke. Ein riesiger Schatten. Ich halte inne, beuge mich vor, um besser sehen zu können, und klammere mich dabei mit Händen und Füßen an die Sprossen. Das Ding wirkt wie ein großer schwarzer Pfropfen. Als ich ein Dutzend Meter weiter bin, nimmt der Schatten dreidimensionale Gestalt an. Es ist ein Reiniger, ungefähr vierzig Meter von mir entfernt. Doch er rührt sich nicht und scheint festzustecken. Entweder ist er nicht mehr funktionstüchtig, oder er wartet dort geduldig auf mich. Jedenfalls blockiert er die Sprossen.

    Mehrere Minuten lang bleibe ich, wo ich bin, denn ich weiß, dass der Reiniger mir auflauert. Nein, das ist wohl gar kein Reiniger, sondern ein im Schacht zurückgelassener Wachposten, irgendein Killer. Wenigstens ist es der Große, nicht der Kleine, der angeblich noch gefährlicher ist …
    Was hat er hier zu suchen? Angstschweiß tropft an mir herunter und fällt nach außenbord.
    Schließlich verlagert das Monster den Standort, ruckt zur Seite und erzeugt dabei ein kratzendes Geräusch. Das bringt mich so aus der Fassung, dass meine schweißnassen Hände den Halt verlieren. Ich falle ein paar Sprossen herunter, schaffe es aber schließlich, mich wieder irgendwo festzuklammern, verrenke mir dabei allerdings den Fuß.
    Jetzt sehe ich, dass sich der Schatten mit drei breiten Gliedmaßen an der Schachtwand verkeilt hat. Ich weiß zwar nicht, auf welche Weise Elemente sich festhalten – ob mit Saugnäpfen oder mit Reibung erzeugenden Gliedern, die wie die Füße einer Eidechse an der Oberfläche haften bleiben –, aber es steht außer Frage, dass das Monster sich gleich von der Wand lösen wird. Ob lebend oder tot: Es wird auf mich hinabstürzen. Und mir bleibt nur eines übrig: Ich muss mich gegen die Sprossen pressen, mit einer Hand und einem Fuß an der Wand abstützen und mich zur Seite schwingen.
    Ich wage nicht, nach oben zu schauen, kann aber hören, wie das Monster an der Wand entlangschabt, erneut feststeckt, wieder an der Wand entlanggleitet –
aber das ist auch schon alles. Kein Umhertasten, kein Versuch, sich irgendwo festzuklammern, keine Laute der Nervosität oder Angst.
    Plötzlich verdunkelt sich das Licht ringsum, und ich spüre einen Luftzug. Im selben Moment saust das große schwarze Monster an mir vorbei und streift mein Hemd. Ich sehe gerade noch, dass ihm zwei weitere Körper folgen. Einer davon ist rotbraun; es sind jedoch nur Kopf und Schultern davon übrig geblieben, die in verwestem Fleisch und Blutklumpen enden. Der andere Körper ähnelt mehr dem meinigen und ist vermutlich männlich. Das Gesicht kann ich nicht erkennen, aber dieser Mann ist eindeutig größer und stämmiger gebaut als der Rotbraune. Er steckt in einem roten Overall und wirkt

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