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Das Schiff - Roman

Das Schiff - Roman

Titel: Das Schiff - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Metern.

    »Das Mädchen hat Recht«, sagt sie. »Hörst du’s?«
    Meine Ohren sind nicht so empfindlich wie ihre, ich kann nichts hören. Verlegen und voller Bewunderung danke ich ihr für die Hilfe, und gemeinsam folgen wir Tsinoy und dem Gelben bis zum Domizil, was nicht lange dauert. Von da aus geht es weiter bis zu der Abdeckung im vorderen Bereich des gigantischen Wassertanks. Wir bewegen uns mit großen, kaum berechneten Sprüngen an der Außenwand entlang, vorwärtsgetrieben von Adrenalin und unseren nicht sonderlich verlässlichen Instinkten.
    Plötzlich vollführt die Spinnenfrau einen Salto und macht sich mit einem einzigen Satz auf den Weg zum riesigen Auge des Tanks. Das Wasser ist völlig aufgewühlt, wirft eindrucksvolle Wellen auf, die hohe Kämme bilden und sich im Umkreis der langsam rotierenden Röhre brechen. Blasen klatschen schmatzend gegen die Innenwand des Auges und erzeugen dort eine Kakophonie von Geräuschen, an die ich mich von meinem ersten Besuch her gar nicht erinnern kann.
    Wie irgendjemand bei diesem Lärm ferne Stimmen hören kann, ist mir ein Rätsel. Nach wie vor habe ich Schmerzen, und meine Augen und die Haut brennen, als hätten sie Feuer gefangen. Aber ehe ich in Selbstmitleid schwelgen und diesen Ausflug nach dem Motto Alle für einen und einer für alle bereuen kann, liegen mehrere Luken und eine lange Röhre bereits hinter uns, und wir gelangen zu einem vollgestopften kugelförmigen Raum an der Außenseite des Wassertanks
außenbords. Ich könnte schwören, diesen Schiffsbereich noch niemals betreten zu haben.
    Jetzt vernehme auch ich Stimmen, die sich weiter und weiter zu entfernen scheinen. Auf den ersten Blick wirkt das Innere der Kugel, in die wir soeben eingedrungen sind, wie ein abgestorbener Dschungel. Um besser sehen zu können, spucke ich auf meinen Ärmel und reibe mir damit die Augen. Von kreuz und quer gespannten Seilen baumeln verwelkte oder völlig ausgetrocknete Pflanzen herunter. Wie in Zeitlupe ergießt sich ein Regen aus Blättern, abgebrochenen Ästen und Zweigen auf den Boden, offenbar ausgelöst von irgendeinem Wesen oder Objekt, das sich auf der Binnenbordseite im Dschungel verbirgt.
    Ja, ein rotbrauner Körper hat sich in einigen abgestorbenen Ästen verfangen und gleitet jetzt nach unten, gefolgt von einem abgetrennten Bein, das eine perlenartige Blutspur hinter sich her zieht. Erst als sich der Kopf dreht und die Augen mich anzublicken scheinen, merke ich, dass noch Leben in diesem verstümmelten Körper ist.
    Zuerst denke ich, es könnte Satmonk sein, aber dieser Körper ist anders gebaut als der meines alten Bekannten und offenbar weiblich, wie ich registriere, als Licht aus der benachbarten Luke darauf fällt. Ich richte den Blick nach oben, in das Geäst, in dem sich die Frau verfangen hatte, denn eben ist dort etwas aufgetaucht, das …
    … uns gerade noch gefehlt hat: das Monster mit der roten Klaue, unser alter Bekannter.

    Als ich genauer hinsehe, kann ich mehrere Klauen und Greifscheren ausmachen, einen breiten graubraunen Rumpf, in dem vier perfekt zum Zerfleischen geeignete Mäuler sitzen, rötliche, mit Sägezähnen ausgerüstete Panzerplatten, die jetzt zu scheppern beginnen und wie Schneidewerkzeuge ausfahren. Zugleich setzen sich die roten Greifscheren in Bewegung und graben sich in alles, was ihnen zufällig in den Weg gerät: Äste, Seile, das abgetrennte Bein der Frau, das halb in einem der mahlenden Mäuler verschwindet, während sich ihr in Filzstiefeln steckender Fuß auf bizarre Weise dreht. Und dieses Monster kommt direkt auf mich zu, wird mich binnen Sekunden erreicht haben.
    In panischer Angst greife ich durch die verrotteten Pflanzen hindurch, angle mir ein Seil, schwinge mich daran nach links und sehe zu, wie das widerliche Ding mit erstaunlicher Eleganz auf dem Boden landet, indem es den Aufprall mit Klauen und Beinen dämpft.
    Allerdings gibt sich dieser Eindruck von Eleganz sofort wieder: Mit der blinden Hektik eines Wahnsinnigen stößt das Monster den Abfall ringsum und die leblose Frau zur Seite, deren Körper gleich darauf in einem Haufen aus Blättern, Ästen und Zweigen versinkt. Offenbar will dieser Gestalt gewordene Alptraum sofort in meine Richtung vorstoßen und wirbelt mit hochgestreckten Klauen herum, rutscht in dem losen Abfallhaufen, der sich ständig verlagert, jedoch aus.
    Jetzt sind nur noch wir beide im Spiel, alle Mitglieder unseres Trüppchens sind aus meinem Blickfeld verschwunden. Ich hoffe, sie

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