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Das Schiff - Roman

Das Schiff - Roman

Titel: Das Schiff - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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vibrierende Schiffskörper explodieren und uns alle in den Raum katapultieren. Vielleicht ist genau das beabsichtigt? Möglicherweise ist das hier der letzte Teil des Schiffs, den unsere Gegner nicht kontrollieren können und deshalb vollständig zerstören wollen. Aber wo bleiben dann sie – wer sie auch sein mögen? Würden sie wirklich so weit gehen, das ganze Schiff zu zerstören, um uns aus der Welt zu schaffen? Wenigstens haben wir Tsinoy, der etwas von dem versteht, was uns da draußen umgibt. Und Kim, der ein ungewöhnliches Orientierungsvermögen besitzt. Und Nell, die sich offenbar ein wenig mit der Mechanik und Betriebsweise der Schiffskörper auskennt, nur muss sie sich unbedingt so schnell wie möglich alles, was sie weiß, wieder ins Gedächtnis rufen.
    Das von mahlenden Geräuschen begleitete Vibrieren setzt so lange aus, dass wir uns den Weg durch die Luke bahnen, den Bereitstellungsraum durchqueren und an den Haltestangen und Halteseilen bis zur Kammer am Bug hangeln können. Hier ist die Rotation so schwach, dass wir fast schweben, aber daran sind wir ja gewöhnt.
So wie wir auch daran gewöhnt sind, dass Dinge aus dem Ruder laufen. Keiner von uns wirkt besonders mitgenommen. Und so wie wir uns bewegen und einander helfen – ich greife sogar nach Tsinoys Pfote, um ihn durch eine enge Luke zu ziehen –, könnte man sagen, dass wir endlich als Team agieren.
    Tomchin ist unmittelbar neben uns, als wir uns zu der Kammer am Bug hangeln. Immer noch sind dort schwach leuchtende Umrisse von Quadraten, Rechtecken und Ovalen zu sehen, aus denen, wie wir hoffen, Kontrollinstrumente ausfahren werden, sobald wir die Schiffsleitung darum bitten.
    »Sagt’s ihr!«, ruft Nell mir und meinem Doppelgänger zu, während sie den Fuß um ein Halteseil schlingt und sich zu ihrer vollen eindrucksvollen Länge von zweieinhalb Metern aufrichtet.
    »Gib uns freie Sicht auf die Sterne und schaff uns Kontrollinstrumente!«, befiehlt mein Zwilling. »Und …«
    Wunder über Wunder: Noch ehe er ausgeredet hat, ist das Schiff schon dabei, unsere Wünsche zu erfüllen. Ringsum fahren tropfenförmige Konsolen aus dem Boden und bilden massive Kontrollinstrumente im Querformat aus, während die Jalousien vor den Bullaugen nach oben gleiten und in der Wand verschwinden. Jetzt haben wir wieder Ausblick auf das Universum – auf unzählige Millionen Sterne, die wie Diamantenstaub funkeln.
    Doch irgendetwas fehlt.
    Tsinoy jault laut auf, was eigentlich unter seiner Würde ist. Nach und nach begreife ich, was los ist, und
bin genauso beunruhigt wie er. Es geht nicht um das, was wir sehen, sondern um das, was wir nicht mehr sehen . Die grauen Nebelstreifen und der vordere Strahlenschutzschild sind verschwunden.
    »Der Kegel zur Strahlenablenkung ist nicht mehr da«, stellt Tsinoy nüchtern fest. »Der ist einfach weg .«
    »Na toll«, sagt Nell.
    »Und was bedeutet das?«, fragt Kim.
    »Wir bewegen uns derzeit sehr schnell«, erklärt Tsinoy, während er unkontrolliert zittert und mit den Zähnen klappert. Er schafft es kaum, seine Wut und Enttäuschung in den Griff zu bekommen. »Das interstellare Medium – die Staubkörner und das Gas … Wir befinden uns direkt am Rande des Nebels …«
    »Wir befinden uns völlig schutzlos mitten in einem gewaltigen Sturm«, korrigiert ihn Nell, geht zu den Bullaugen hinüber und schaut hinaus. Sie muss nicht lange suchen. »Die Schiffskörper sind nicht mehr geschützt, aber diese Erhebung da unten, auf dem kleinen Mond, ist von irgendetwas umgeben. Der ganze Mond ist nach wie vor geschützt. Die da unten haben einen Strahlenschutzschild.«
    »Die Reiseleitung versucht uns loszuwerden«, meint Kim.
    Nell hat sich inzwischen an das vorderste Kontrollinstrument begeben, in dessen Mitte eine blaue Halbkugel wie die uns bereits bekannte eingelassen ist. Weitere Bedienelemente sind nicht zu erkennen. Während sie die Hände auf die kleine Kuppel legt, tanzen schwache Lichter über ihr Gesicht und ihre Arme. Gleich darauf
gesellen sich mein Zwilling und ich zu ihr, gefolgt von Tomchin, dessen stoisches Gesicht unvermittelt einen neuen Ausdruck angenommen hat.
    »Was weiß denn der ?«, fragt Kim skeptisch von hinten. Nell nimmt die Finger kurz von der Halbkugel, um sich umzusehen, und fordert uns auf, unsere Hände ebenfalls auf die kuppelförmige Oberfläche zu legen. »Alle zusammen!«
    Wir verbinden uns mit dem Schiffskörper – winzige Empfänger in einem riesigen Meer von Informationen. Dieses

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