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Das Schiff - Roman

Das Schiff - Roman

Titel: Das Schiff - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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sich sofort in unsere Verbindungen ins Schiffsnetz ein und überhäuft uns mit neuen Informationen, obwohl Tsinoy, in die
eigene Arbeit vertieft, ärgerlich abwinkt. Dieser Pfad führt zu jeder Menge weiterer Dateiordner, die aber größtenteils nutzlos, da offensichtlich beschädigt sind – so als wären hier ganze Teile des Speichers verschmort. Manche werden auf dem Display noch angezeigt, während bei anderen nur Symbole aufflackern, die wie Fragezeichen über den Bildschirm wabern.
    Mein Zwilling und ich versuchen, in diesem Gewirr irgendetwas Brauchbares zu fassen zu kriegen. Mittlerweile blicken wir schon sehr viel besser durch als am Anfang, denn das uns bei der Prägung eingepflanzte Wissen kommt nach und nach wieder an die Oberfläche und gibt unseren Gedankengängen Orientierung. Schließlich stürzen wir uns beide ungeschickterweise auf dasselbe Programm. Keine besonders gute Idee.
    Wir sind wieder zu Hause.
    Haben unsere Heimat niemals verlassen.
    Alles ist nur ein grässlicher Alptraum gewesen.

Der Kernspeicher
    I rgendetwas im Schiffskörper hat uns wiedererkannt und versucht uns einen Gefallen zu tun, indem es uns wieder mit dem verbindet, was wir ursprünglich wissen und empfinden sollten. Zunächst ist das System leicht verwirrt, weil es jetzt mit zwei Versionen einer Person zu tun hat, aber das gibt sich bald darauf, denn das System kann, falls nötig, durchaus kreativ sein. Nach einer kleinen Modifizierung des Programms befinden wir uns tatsächlich wieder auf der Erde – junge Zwillingsbrüder, die das ganze Leben noch vor sich haben und für eine Reise auf der neu ausgestatteten Golden Voyager ausgebildet werden. (So heißt das Sternenschiff meiner – unserer – Meinung nach.) Bald werden wir zu der Mannschaft gehören, die auf dem Zielplaneten eingesetzt werden soll.
    Mein Zwillingsbruder und ich kommen nicht immer gut miteinander aus, aber wir haben die Ausbildung gemeinsam absolviert und helfen einander, wenn wir wichtige Probleme lösen müssen – und das schließt auch Probleme mit Frauen ein. Allerdings hat unsere Beziehung in letzter Zeit ein wenig gelitten, weil wir
beide in ein besonders reizendes Mädchen verknallt sind. Unsere Angebetete heißt …
    (An diesem Punkt verwirrt sich alles, denn plötzlich tauchen Bruchstücke zukünftiger Erinnerungen auf – Bruchstücke meiner Geschichte, die Schiffskörper 01 zugänglich waren, als ich …)
    Sei nicht albern. Das ist nur Teil dieses schrecklichen Alptraums. Du wurdest doch gar nicht während der Reise erschaffen. Nein, man hat dich zusammen mit all deinen Mannschaftskollegen, deinen künftigen Partnern in den Raumkolonien, in den Kälteschlaf versetzt, während die Golden Voyager …
    Wie dem auch sei, jedenfalls kann ich meine Partnerin am Sammelpunkt, dem Bereitstellungsraum, deutlich vor mir sehen. Als sie die Reihe des ersten Außenteams mustert, schaut sie mich verwegen an, und wir tauschen diese unerträglich vielsagenden Blicke erster Verliebtheit aus, die manchmal zu einer lebenslangen Verbindung führen. Sie und ich sind füreinander bestimmt – wieso sollte mein Zwillingsbruder dazwischenfunken wollen?
    Aber zunächst gibt es so vieles in unserer Geschichte, das wir uns erst wieder aneignen müssen: Mutter, Vater, unsere Schwester, die Ausbildung bis hin zur weiterführenden Schule, die Umwandlung unserer Körper, deren Anpassung an die Bedingungen im All, die Implantation besonderer Organe für den Kälteschlaf, die nach dem ersten Examen erfolgt, lange Sommertage in Camp Starfield, unser erster Kälteschlaf-Test, den wir alle gesund und munter und ohne unangenehme Nachwirkungen
überstehen. Und jetzt sind wir einsatzbereit für den Flug zum Rand der Oort-Wolke. Dort werden wir auf den bereits ausgewählten kleinen Mond stoßen, mit dem sich unser ständig wachsendes Schiff verbinden wird. Die Reise dorthin wird fast neun Monate dauern, denn es ist verboten, innerhalb unseres Sternensystems Bosonenantriebe zu zünden.
    All das sehe ich überaus deutlich vor mir. Bestimmt ist es trotz meiner Verwirrung und zwiespältigen Empfindungen nützlich und hilfreich, unser noch längst nicht vollendetes Schiff zum ersten Mal als Ganzes zu erblicken. Es liegt weit da draußen, in der Dunkelheit, wo die einzigen Lichtquellen die Sterne sind, und klammert sich mit seinen Tentakeln wie eine winzige goldene Krake an den kleinen Mond. Aber warum sind so viele Hirngespinste mit diesen Bildern verbunden? Auf irgendeine erfundene

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