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Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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standen neben uns. Hinter ihnen erschien noch ein Dutzend Mädchen, die uns neugierig betrachteten.
    »Maschka! Alles klar?«, fragte Natascha als Erstes.
    »Ja!«, piepste sie. »Zwanzig Sekunden in Reserve.«
    Ich lag auf dem Rücken, atmete schwer und schwor mir, dass ich nie heiraten würde. Und wenn überhaupt, dann eine Muslimin. Sie werden wenigstens so erzogen, dass sie auf ihren Mann hören.
    Obwohl man auch von den Russen sagt, dass ihre Frauen ruhig und gehorsam wären. Dabei waren diese Mädchen alle, oder fast alle, Russinnen. Es ist also gelogen.
    »Steht auf, ihr Schwächlinge!«, befahl Natascha. »Oder sollen wir euch auf den Arm nehmen wie Kleinkinder?«
    Alle Mädchen lachten gemein.
    Ich stand auf und verteilte Spucke auf meine Wunden. Lion betastete grimmig seine Füße – er war ja barfuß und musste über spitze Steine laufen.
    »Macht ihm einen Verband«, meinte Natascha. Ein Mädchen reichte Lion ein Verbandspäckchen, er jedoch winkte ab und stand auf. Seine Fersen waren zerschlagen und bluteten.
    »Wie stolz er ist«, schnaubte Natascha.
    Dieses Mal fand sie keinen Beifall.
    Eingeschlossen von den Mädchen gingen wir auf die Spitze des Hügels. Warum wohl die Bäume hier so eigenartig wuchsen...
    »Tut es weh?«, fragte Natascha entweder mich oder Lion. Wir antworteten beide nicht.
    Nach einigen Minuten kamen wir ins Lager. In ein echtes Camp, wie bei den Scouts in den Filmen. Die Spitze des Hügels war flach und eben, die Bäume wuchsen hier besonders dicht und zwischen ihnen befanden sich fast unsichtbar Hütten aus Zweigen. Einige Feuerstellen waren von aus Zweigen geflochtenen Matten bedeckt, durch die der Rauch verteilt und die Flammen versteckt wurden. Selbstverständlich gab es hier keine Quellen, aber an einigen Bäumen hingen große, transparente Wasserschläuche. Alles in allem war das Lager sehr gekonnt eingerichtet.
    »Halt!«, kommandierte Natascha. Sie ging zu einer der Hütten, die größer und fester als die übrigen war. Die Erde vor der Hütte war eigenartig festgestampft und mit spiralförmigen Zeichnungen bedeckt, als ob dort jemand stundenlang Fahrrad gefahren wäre.
    Sicherheitshalber berührte ich die Schlange, als ob ich einfach einen Finger in den Gürtel gehakt hätte. In Wirklichkeit bereitete ich mich auf den Kampf vor.
    Natascha klopfte an einen der Hüttenpfeiler wie an eine Tür. Ein bisschen komisch sah das schon aus.
    »Ja!«, antwortete aus der Hütte eine unangenehme Zitterstimme.
    Natascha nahm den Vorhang, der den Eingang bedeckte, zur Seite und betrat die Hütte. Sie sprach schnell und leise, ich fing lediglich Gesprächsfetzen auf: »... Spione... ein lautes Pfeifen und Krachen... liefen sofort in diese Richtung... eine Landebahn zirka fünfzig Meter lang... behaupten, dass sie sich verlaufen hätten, sie lügen... Spione...«
    Das war es also! Sie hatten den Krach unserer Landung gehört! Und glaubten uns natürlich kein einziges Wort...
    Der Gesprächspartner Nataschas hörte sich erbost und vorwurfsvoll an.
    Er sprach davon, dass man die »Spione« nicht hätte hierherschleppen, sondern sie auf der Stelle befragen sollen, man dürfe keinen Dreck...
    Und plötzlich erinnerte ich mich!
    »Juri Semetzki der Jüngere!«, schrie ich heraus und fing vor Begeisterung an hin und her zu hüpfen. »Der Schweinezüchter vom Avalon!«
    In der Hütte fiel etwas herunter und ging zu Bruch, leise begann ein Motor zu summen. Sämtliche Mädchen richteten ihre Armbrust auf mich. Ich schrie jedoch weiter: »Juri! Das sind Tikkirej und Lion! Sie erinnern sich doch an uns? Auf dem Kosmodrom! Erinnern Sie sich! Ich bin der Junge vom Kosmodrom!«
    Aus der Hütte schoss schlingernd ein Rollstuhl. Ein glatzköpfiger Alter im Anzug mit Schlips und Kragen schaute mich an. In seiner linken Handfläche steckte ein kleiner Schraubenzieher und wackelte. Semetzki trug offensichtlich eine Handprothese, und mein Aufschrei hatte ihn von irgendeiner kleinen Reparatur oder Korrektur abgelenkt. Natascha folgte ihm, stellte sich hinter den Rollstuhl und richtete ebenfalls ihre Armbrust auf mich.
    »Der Junge aus dem Kosmodrom?«, rief Semetzki erstaunt aus. »Bist du der, der mit dem...« Er unterbrach sich.
    Sein jung gebliebener lebhafter Blick musterte mich aufmerksam. Dann schaute Semetzki auf Lion.
    »Wohin verschleppen Sie dieses Kind!«, rief ich ihm in Erinnerung. »Na? Erkennen Sie mich?«
    »Herr im Himmel!«, krächzte der Unternehmer. »Mädchen, nehmt sofort die Waffen

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