Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
Vom Netzwerk:
wirklich eine gute Idee! Wenn unsere Überwacher das schlucken, dann kann man die ganze Zeit einen Mitschnitt über die Wanze laufen lassen. Dann sitzen dort zwei Jungs und spielen Schach, von morgens bis abends. Jeder hat nun mal seinen persönlichen Tick!
    »Na los«, erklärte ich mich einverstanden. »Schließ deinen Pocket-PC an.«
    Ich aktivierte meinen Pocket-PC, Lion seinen. Sie verbanden sich mit einem Strahl und wir luden das Spiel. In den Lehrprogrammen gibt es immer Schachprogramme. Wir begannen zu spielen. Zuerst war es recht langweilig, vielleicht, weil wir wussten, mit welchem Ziel wir uns ans Spiel gesetzt hatten. Dann fingen wir Feuer. Und wir spielten wirklich den ganzen Abend, bis zwölf Uhr, solange auf den Bildschirmen der Pocket-PCs noch nicht »Nachtruhe! Verstöße gegen die Tagesordnung schaden der Gesundheit!« aufleuchtete und dann ständig präsent war.
    Jetzt hatten wir eine herrliche Aufzeichnung für unsere Überwacher. Zwei Jungs werfen sich auf ihren Betten herum und spielen über Pocket-PCs Schach. Da soll erst einmal jemand versuchen herauszubekommen, welche Züge wir gerade machten. Wenn ein Tag bereits mit Abenteuern beginnt, dann endet er auch damit.
    Wir lagen schon lange in den Betten, schliefen jedoch nicht, sondern unterhielten uns in der Dunkelheit über alles Mögliche. Die Wanze war zuverlässig manipuliert und übertrug lediglich unsere Atemgeräusche im Schlaf.
    »Also ich glaube Folgendes«, dachte Lion laut. »Offensichtlich verdächtigt man uns. Wir kannten Stasj, waren zwei Monate lang verschwunden... Es ist unmöglich, dass sie uns nach diesen Fakten sofort vertrauen! Die Behörden haben aber keine wirklichen Gründe, uns festzunehmen. Deshalb wurde beschlossen, uns in dieser Schule unterzubringen, wo man uns leicht überwachen kann...«
    »Das ist viel zu kompliziert«, bemerkte ich. »Ich glaube nicht an diese Art Wohltätigkeit!«
    Lion setzte sich auf. Ich sah seine dunkle Silhouette vor dem Fenster. Im Park um das College herum war es dunkel, der Himmel war nachts mit Wolken bedeckt, aber entlang den Wegen leuchteten winzige verschiedenfarbige Lampen.
    »Warum sollte sich die Direktorin sonst so um uns kümmern?«
    »Und warum überwachen sie uns dann so schlecht?«, wandte ich ein. »Eine einzige Kamera, tss!«
    »Vielleicht hat deine Peitsche die anderen nicht entdeckt?«
    »Blödsinn!« Ich war beleidigt. »Sie hätte sie bestimmt gefunden.«
    »Also ich habe gehört...«, begann Lion. Ich sollte aber nicht erfahren, was er so Interessantes gehört hatte, weil im offenen Fenster hinter Lions Rücken ein menschlicher Kopf erschien!
    »Ah!«, schrie ich und sprang vom Bett auf. Lion drehte sich um, schrie ebenfalls, warf sich zur Seite und fiel auf den Boden.
    »Leise!«, hörten wir eine bekannte Stimme.
    Nach dem Kopf erschienen Hände, danach wuchtete sich unser nächtlicher Gast über das Fensterbrett und sprang auf Lions Bett.
    »Natascha?«, fragte Lion verblüfft.
    Es war wirklich Natascha. Aber in welchem Aufzug! Zuerst dachte ich wirklich, dass sie völlig nackt wäre. Danach erkannte ich, dass sie ein sehr eng anliegendes Trikot aus dunklem Stoff trug.
    »Seid leise, hier können Wanzen sein!«, warnte Natascha schnell. »Das habe ich gleich...«
    In der Hocke hob sie die rechte Hand – am Handgelenk leuchtete schwach ein Armband.
    »Die Wanze ist über dem Türrahmen«, sagte ich. »Aber sie wurde schon unschädlich gemacht.«
    »Wo? Wie?«, fragte Natascha und hielt ihre Hand in alle Richtungen. »Oh, wirklich... Wie habt ihr sie ausgeschaltet?«
    »Das ist allein unsere Sache«, unterbrach ich sie. »Sag lieber, wie du hierhergekommen bist?«
    Die Wände des Gebäudes waren, wenn ich mich richtig erinnerte, glatt, ohne Reliefs, nur mit bunten glatten Kacheln verkleidet.
    Nicht einmal ein Alpinist würde hier ohne Gerät hochklettern können.
    Anstelle einer Antwort erhob sich Natascha vom Bett, näherte sich dem Fenster, sprang leicht hoch, und schlug mit der Hand auf die Tapete. Sie hing an einer Hand.
    »Anisotroper Kleber?«, rief Lion aus. »Den kenne ich, ich habe es im Film gesehen!«
    Natascha führte die Handfläche nach oben über die Wand, sie löste sich und das Mädchen stand wieder auf dem Boden.
    »Ja, anisotroper Kleber«, bestätigte sie enttäuscht. Sie hatte offensichtlich damit gerechnet, dass uns der Mund vor Staunen offen stehen würde. »Könnt ihr euch vorstellen, wie müde die Arme beim Hochziehen werden?«
    »Cool«,

Weitere Kostenlose Bücher