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Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Vater wird in den Krieg ziehen. Deine Mutter wird in einer Fabrik schuften oder im Schacht arbeiten.«
    »Ich werde darum bitten, dass sie evakuiert werden... Und dass sie eine Gehirnwäsche bekommen!«, sagte Lion kläglich. »Oder sind sich die Phagen dafür etwa zu schade?«
    »Die Phagen handeln nicht aus Mitleid«, erinnerte ich ihn. »Nur Stasj ist nicht ganz so wie die anderen.«
    »Dann musst du zurückfliegen«, beschloss Lion. »Wir haben schon alles aufgeklärt. Es wird Krieg geben. Der Imperator wird derartige Beleidigungen nicht hinnehmen, er ist zwar alt, aber stolz. Verlass den Planeten und berichte alles, was wir erkundet haben. Und ich bleibe bei meinen Eltern.«
    »Du wirst im College bleiben«, berichtigte ich ihn. »Und wirst auch nichts machen können. Tja, und was haben wir hier eigentlich erkundet?«
    »Dass Inna Snow gegen das Imperium kämpfen will«, sagte Lion.
    »Glaubst du, sie ist nicht bei Trost?«, fragte ich. »Denk doch einmal selbst nach, was das Imperium für eine Flotte hat im Gegensatz zu der von Inej! Wie viele Planeten zum Imperator halten und wie viele zu Inna Snow! Na gut, hier hat sie alle hirnamputiert, sie würden für sie in den sicheren Tod gehen. Aber mit allen anderen wird es nicht so leicht sein! Bei ihnen sind die Radioshunts deaktiviert, das Programm kann nicht mehr so einfach initiiert werden. Sogar wenn es weitere Betroffene geben sollte – sie können jetzt geheilt werden. Wie will sie denn dann kämpfen? Besitzt sie etwa eine Wunderwaffe? Irgendeinen Todesstrahl wie im Film? Eins – und alle Sterne sind erloschen, zwei – und alle Raumschiffe sind verglüht...«
    Lion wurde unruhig.
    »Und wenn es wirklich so ist? Vielleicht wartet sie nur auf einen Anlass, darauf, dass der Imperator als Erster angreift?«
    »Warum?«
    »Zum Beispiel, damit die Fremden sie nicht für den Aggressor halten. Ich erinnere mich aus meinem Traum, dass nicht nur wir gegen das Imperium kämpften, die Halflinge hatten uns unterstützt...«
    Er unterbrach sich und schaute mich erschrocken an. Ich fasste Lion an die Schultern:
    »Hast du das den Phagen gesagt?«
    »Äh – ich erinnere mich nicht. Ich glaube...«
    »Was ›glaubst‹ du?«
    »Ich glaube, ich habe es gesagt...«
    »Verdammt!« Etwas anderes fiel mir nicht ein. »Darum geht es also! Sie konspiriert mit den Fremden! Vielleicht wirklich mit den Halflingen, die sind kriegerisch wie alle Zwerge. Und wenn das Imperium Inej überfällt, treten die Halflinge auf Inejs Seite in den Krieg... Sie haben massenhaft Militärraumschiffe! Und dann beginnt ein solches Durcheinander!«
    »Das müssen die Phagen erfahren«, meinte Lion.
    »Und wie? Sollen wir einen Brief zum Avalon schicken?«, fragte ich aufgebracht.
    »Warum keinen Brief, wenn er chiffriert ist...«
    »Wenn uns jemand den Code verraten würde!?«
    Wir standen da und schauten einander verzweifelt an.
    Dann äußerte Lion: »Hör mal, warum, zum Teufel, haben sie uns überhaupt ohne jegliche Kontaktmöglichkeit hierhergeschickt?«
    »Stasj hat gesagt, dass sie uns finden würden.«
    »Wann? Und wer? Wenn wir hier wirklich etwas Wichtiges in Erfahrung bringen können, warum haben wir dann keine Verbindung zu ihnen? Egal welche! Ein bestimmtes Zeichen, ein Brief, der geschrieben werden muss... was weiß ich!«
    »Sie werden von sich aus Kontakt mit uns aufnehmen!«, wiederholte ich störrisch. »Auf jeden Fall!«
    Lion bewegte zweifelnd den Kopf:
    »Das ist trotzdem nicht in Ordnung. So etwas darf es einfach nicht geben, Tikkirej!«
    Wir hätten noch bis in alle Ewigkeit darüber diskutieren können, ob man uns eine Kommunikationsmöglichkeit mit Avalon hätte einrichten sollen oder nicht. Es war so oder so ein sinnloser Streit. Ich war mir ziemlich sicher, dass uns am Abend Probleme erwarten würden. Zumindest Lion müsste bestraft werden!
    Über die Schlägerei verlor jedoch niemand ein Wort und überhaupt versuchten alle, uns nicht zu nahe zu kommen. Im Speisesaal bekamen wir unser Abendbrot, obwohl es schon spät war und sich niemand mehr im Raum aufhielt. In unserem Zimmer fanden wir auf dem Tisch Briefumschläge mit dem Stundenplan für die nächste Woche, den Schulregeln und der Hausordnung des Colleges. Ich las sie mir durch – es gab nichts Unannehmbares in den Regeln. Nur Punkt Nummer sechs – »Die Zöglinge werden gebeten, ihre Meinungsverschiedenheiten nicht in Form von Schlägereien auszutragen, bevor nicht alle Möglichkeiten der friedlichen Streitbeilegung

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