Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schlangenschwert

Das Schlangenschwert

Titel: Das Schlangenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
Vom Netzwerk:
deshalb, weil die Frauen keinen Zeitsprung aushalten. Wenn man es sich überlegt, dass es so eine Bedeutung haben soll... Es gibt doch die Anabiose... Vielleicht sind es wirklich nur Spinner, all diese Ritter des Avalon?
    Der Packen unverdienten Geldes brannte mir in der Hosentasche. Vielleicht sollte ich einen Schein herausziehen und den Rest unter die Tür zurückschieben.
    Aber das konnte ich nicht. Denn in einem hatte Stasj Recht: Niemand weiter wird mich so unterstützen. Helfen wird man mir wie die Kosmonauten der Kljasma, wie der Taxifahrer, wie der Barkeeper auf dem Kosmodrom. Aber einfach so, gegen jede Vernunft einen Haufen Geld zu schenken – aber nicht doch...
    In meinem Hals steckte ein dicker Kloß. Ich zog die Nase hoch, machte die Tasche zu und ging zu meinem Häuschen.
    In diesem Augenblick sah ich eine Gestalt im Halbdunkel stehen. Ebendiesen Kerl, der nach mir eingecheckt hatte und heute in Stasj’ Cottage eingedrungen war. Den Lion nicht gesehen hatte...
    Es sah ganz danach aus, als ob der Dieb davon überzeugt war, dass auch ich ihn nicht sehen würde. Auf alle Fälle zeigte sein Gesicht Erstaunen, als ich innehielt und ihn anschaute.
    Aber nur eine Sekunde lang.
    Diese Sekunde reichte mir, um aufzuschreien, denn in der Hand des Banditen blinkte schwach Metall auf, und ich erriet, dass er gleich auf mich schießen würde.
    Und dieser Schrei genügte, um mich zu retten. Denn die Nacht wurde zum Tag und über meiner Schulter schoss eine blendend weiße Schlange nach vorn.
    Der Kerl, der auf mich schießen wollte, begann ebenfalls zu schreien. Die dampfende weiße Schlange verbrannte seinen Arm und die Hand mitsamt der Pistole fiel ins nasse Gras.
    Die Feuerschnur tanzte weiter, als ob sie ihn in einen Käfig einschließen wollte, der ihm nicht erlaubte, auch nur einen Schritt zu tun.
    Meine Beine trugen mich nicht mehr und ich setzte mich auf die warmen Pflastersteine. Stasj trat aus der Tür des Cottage – die Schlange begann irgendwo an seiner Hand und schlängelte sich wie ein lebendiges Wesen um den Banditen.
    »Und da behaupten Sie noch, dass sie keine Schlangenschwerter benutzen...«, sagte ich recht laut. Und mich erfüllte Dunkelheit.
    Der Bandit befand sich in einer Zimmerecke – an die Wand geklebt. Er war vollständig nackt – die Kleidung und ein Haufen geheimnisvoll aussehender Technik lagen in der Ecke. Ich wusste gar nicht, dass es einen Kleber gibt, der so schnell trocknet und so fest hält. Der Bandit verlor einige Male das Bewusstsein, kippte nach unten, aber die an der Wand festgeklebten Haare und der Rücken hielten ihn aufrecht.
    Stasj tätschelte meine Wangen und fragte:
    »Wieder da?«
    »Entschuldigen Sie«, erwiderte ich, »ich weiß nicht, was mit mir los ist. Ich bin noch niemals ohnmächtig geworden.«
    »Ich habe dich abgeschaltet«, sagte Stasj, »es war ungefährlicher für dich, auf dem Boden zu liegen.«
    »Das habe ich gar nicht gemerkt«, äußerte ich ungläubig.
    »Das solltest du auch nicht merken.«
    Der Bandit fiel erneut in Ohnmacht, hing an der Wand, krümmte sich vor Schmerzen und richtete sich wieder auf. Er schwieg, obwohl es ihm bestimmt wehtat – an Stelle der rechten Hand war nur noch ein Stumpf. Es blutete nicht: Das Feuer hatte wahrscheinlich alle Gefäße verschweißt. Stücke des schönen Blumenhemdes waren im Ärmel verschmolzen und als schwarze Fransen in den Stumpf eingebrannt. Ich wandte mich ab.
    »Geh nach Hause, Tikkirej«, sagte Stasj sanft. »Jetzt hast du wirklich dein Geld verdient.«
    »Er ist es, der heute bei Ihnen eingedrungen war«, flüsterte ich.
    »Ich weiß. Geh, mein Junge.«
    Ich erhob mich und fragte trotz allem: »Was werden Sie mit ihm machen?«
    »Wir werden uns unterhalten...«, antwortete Stasj.
    »Die Polizei muss benachrichtigt werden... ein Arzt muss gerufen werden.«
    »Natürlich. Ich werde das auch machen. Geh.«
    Ich schaute ihm in die Augen und meinte: »Stasj, Sie belügen mich.«
    Der Kapitän atmete hörbar ein und rieb sich die Wange.
    »Tikkirej, ich bin sehr müde, ich habe überhaupt keine Zeit, und ich verstehe immer noch nicht, was vor sich geht. Dieser Mensch ist ein professioneller Spion. Kein Killer, sonst würdest du nicht mehr leben, aber er hat getötet. Tikkirej, lass mich meine Aufgabe erledigen. Okay?«
    Ich machte kehrt. Er hatte Recht. Mögen diese Ritter-Phagen auch eigenartig sein, das Imperium erklärt sie ja nicht für außerhalb des Gesetzes stehend. Kapitän Stasj hat sicherlich

Weitere Kostenlose Bücher